Seit Freitag, 6. Januar 2023, ist die Stadt Weimar um einen neuen Spielraum reicher: Am Obergraben konnte ein neuer sozialer Begegnungsort in der Innenstadt eröffnet werden. Die dort befindliche Architektur »Baukasten« wurde im Studiengang Produktdesign von den Studentinnen Helene Sophia Krause und Sophie Littmann entworfen und mit Unterstützung des Rotary Club Weimar-Bauhaus realisiert.
In Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr des Bauhauses 2019 trat der Rotary Club Weimar-Bauhaus gemeinsam mit unterschiedlichen Behörden der Stadt Weimar an Gerrit Babtist, Professor für Design und Management, heran. Die Idee des Clubs war es, ein Design und einen neuen Ort für einen Spielpunkt in der Weimarer Innenstadt zu entwickeln. So kam es, dass im Wintersemester 2019/2020 das Projekt »BauhausSpielPunkte« im Studiengang Produktdesign angeboten wurde.
»Im Projekt ging es um Lebenswelten und Aktionsräume in der Stadt Weimar«, beschreibt Prof. Gerrit Babtist. »Spiel- und Begegnungsorte sind nicht nur zentraler und wichtiger Treffpunkt innerhalb sozialer Strukturen – sie dienen auch als familiäre, altersübergreifende und touristische Aufenthaltsorte und regen so zur gemeinschaftlichen Nutzung, physischer Begegnung und körperlichen Aktivität an. Wir wollten Möglichkeitsräume in Weimar aufspüren, um an konkreten Plätzen, Ideen für den städtischen Raum der Zukunft und Entwürfe für Spiel- und kommunikative Begegnungspunkte zu entwickeln.«
Nach einer intensiven Phase mit theoretischem Input, wissenschaftlichen und praxisnahen Vorträgen sowie Exkursionen entstanden verschiedene Entwürfe und Ansätze. In einem internen Auswahlprozess fiel die Wahl auf die Gestaltung von Helene Sophia Krause (Produktdesign) und Sophie Littmann (Bauingenieurwesen), die nun realisiert wurde.
Der Entwurf »Baukasten« bietet einen Ort, sowohl zum kurzen als auch zum längeren Verweilen, Spielen und Entdecken der Umgebung. Charakteristisch sind die wechselnden Höhenstufen, ähnlich die einer felsigen Landschaft. Diese können verschiedene Schwierigkeitslevel darstellen, aber auch dazu anregen, neue Wege zu erkunden und andere Blickwinkel zu finden. Sie fordern dazu auf, einen kreativen Aufgang nach oben, Abgang nach unten und Weg dazwischen zu suchen und bieten Raum für ein freies und fantasievolles Spielen. Zusätzliche Kletterelemente wie beispielsweise Seile, Netze und Sprossen können jüngere Nutzer*innen beim Entdecken unterstützen. Durch die Größe der Flächen sollen sich auch Erwachsene eingeladen und aufgefordert fühlen, mitzuspielen, zu entdecken und die Architektur zu nutzen.
Durch den simplen Aufbau des Entwurfs, lässt er sich einfach an den gegebenen städtischen Raum und dessen Funktion anpassen. Orte in dicht besiedelten Wohngegenden, die nicht groß genug für einen ausladenden Spielplatz sind, können mit dem Konzept eine neue Funktion für die Gemeinschaft einnehmen. Der Entwurf verzichtet bewusst auf eine Farbgebung, um die Verwitterung von schädlichen Lacken zu vermeiden. Die natürliche Farbgebung des Holzes und des Metalls werden sich mit der Zeit verändern und sich ins Stadtbild einfügen. Durch die Vereinheitlichung der Bestandteile können diese kosten- und aufwandsgering ausgetauscht werden. So ist dem Spielpunkt eine möglichst ressourcensparende und lange Nutzungsdauer gegeben.
»Ich habe wirklich viele Erkenntnisse, besonders im Bereich Projektplanung, aus der Arbeit im und nach dem Semester mitgenommen«, resümiert Helene Sophia Krause. »Ich freue mich riesig, dass der Spielpunkt jetzt tatsächlich in Weimar steht.«
Das Projekt »BauhausSpielPunkte« wurde von Gerrit Babtist, Professor für Design und Management, und der Künstlerischen Mitarbeiterin Sarah Böttger betreut.
Hintergrund:
Seit langer Zeit bemüht sich die AG »Spielraum« der Stadtverwaltung Weimar darum, insbesondere in den baulich stark verdichteten Innenstadtbereichen, in denen keine großen Freiflächen für Spielplätze zur Verfügung stehen, kleinere Spielpunkte einzurichten. Zunächst sollte der neue Spielpunkt an der neu geschaffenen Kreuzung des Sophienstiftplatzes realisiert werden. Geänderte Rahmenbedingungen, Platzprobleme und neue Überlegungen führten den Spielpunkt an den jetzigen Standort auf die Grünfläche Am Graben. An diesem Standort soll der Spielpunkt als Spiel- und Begegnungsstätte, aber auch als Kommunikationspunkt und Ruhezone für alle Altersgruppen dienen.
Finanziert und organisiert wurde der Spielpunkt durch den Rotary Club Weimar-Bauhaus in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Weimar (Grünflächen- und Friedhofsamt). Die technische Anpassung zur Ausführung übernahm »formspieldesign«, die handwerkliche Umsetzung die Firma »Dach Schneider« in Zusammenarbeit mit der Firma »holzcharakter«. Den Aufbau im Dezember 2022 und die Bodengestaltung unterstützte und realisierte der Kommunalservice Weimar. Die Projektentwicklungs- und Baukosten belaufen sich insgesamt auf ca. 35.000 Euro.
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