Wie entsteht eigentlich ein Erdbeben? Was ist ein Seismograph? Und worin besteht der Unterschied zwischen einem Erdbebenherd und einem Epizentrum? Die Schülerinnen und Schüler der 8a und 8b des Weimarer Goethe-Gymnasiums haben diese und ähnliche Fragen bereits im Rahmen ihres Geografie-Unterrichts in der Schule behandelt – »Plattentektonik« steht gerade auf dem Lehrplan.
Doch am 18. November 2021 tauschten die 14-jährigen Schülerinnen und Schüler den Klassenraum mit dem Unihörsaal der Bauhaus-Universität Weimar und hörten nicht ihren Lehrer:innen, sondern den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Erdbebenzentrums der Fakultät Bauingenieurwesen zu. Normalerweise beschäftigen sich diese mit komplexen Sachverhalten zum Thema Erdbebenforschung und vermitteln ihren Studierenden das Wissen, wie ingenieurtechnisch mit Naturgefahren umgegangen werden kann. Dazu wird seit Jahren auch die in 2009 als Bauhaus-Projekt eingerichtete seismische Station in der Weimarer Parkhöhle genutzt, die jedoch aufgrund von Umbaumaßnahmen bis Frühjahr 2022 für den Publikumsverkehr geschlossen ist.
An diesem Donnerstagnachmittag erleben also alle Beteiligten eine etwas andere Art der Wissensvermittlung. Dr. Jochen Schwarz, Leiter des Erdbebenzentrums, ordnet das auf eine Unterrichtseinheit konzentrierte Programm einleitend so ein: »Es gibt Senioren- und Kinder Universitäten, wir starten für euch eine »Junior:innen -Universität« und haben die Parkhöhle ersatzweise in unseren modernen Hörsaal geholt. Planmäßig findet in dieser Zeit meine Vorlesungsreihe »Seismic Monitoring« für das Erstsemester im englischsprachigen Masterstudiengang »Natural Hazards and Risks in Structural Engineering « statt. Sprechen wir also teilweise und zumindest im Bildmaterial auch Englisch«.
Im Rahmen einer Vorlesung erklärten die Forscherinnen und Forscher des Erdbebenzentrums mit anschaulichen Beispielen, wie Erdbeben entstehen können. So erläuterte Christian Kaufmann den Sensor der seismischen Station und visualisierte mithilfe der Daten des Erdbeben-Terminals die aktuelle Erdbebentätigkeit weltweit. Auch die aus dem Unterricht bereits bekannten Wellenarten spiegelten sich in den Messungen aus der Weimarer Parkhöhle wider. Mit den Sensoren werden Bodenbewegungen im Nanometerbereich erfasst.
Doch wie sieht die aufwendige Technik aus, die letztlich auf dem Monitor die räumlich-wechselnden Ausschläge wie selbstverständlich ins Bild setzt und in zeitlicher Abfolge darstellt? Die Schüler erhielten einen Eindruck von den realen zeitlichen Möglichkeiten: Klimamodelle liegen seit Jahrzehnten vor, Vulkanausbrüche kündigen sich an, allerdings bleiben für die Erdbebenwarnungen nur wenige Sekunden Vorlaufzeit. Die vorgestellten Sensoren spielen eine zentrale Rolle in einem 2020 begonnenen EU-Projekt, bei dem es um die Bereitstellung schneller Entscheidungshilfen im Erdbebenfall geht. An diesem Projekt ist auch die Bauhaus-Universität Weimar beteiligt. Eines der übergeordneten Ziele ist die Erstellung sogenannter »SHAKEmaps«, die es ermöglichen sollen, die Einsatzkräfte zu leiten und die Bevölkerung frühzeitig zu warnen.
In welchen Testgebieten diese interaktive Entscheidungs-Plattform erprobt wird und welche Messungen sowie Schadensprognosen dabei in Gebäuden vorgenommen werden, beantwortete Jun.-Prof. Lars Abrahamczyk, Professur Komplexe Tragwerke. Zudem zeigte Dr. Silke Beinersdorf am Beispiel eines hypothetischen Starkbebens in Tübingen, welche Schulen mit welchen Schäden betroffen sein könnten.
Das Programm endete mit einer kurzen Vorstellung weiterer Forschungsprojekte, beispielsweise zur Erstellung von 3D-Lagebildern in den von Naturkatastrophen betroffen Gebieten. Hierfür präsentierte Dr. Holger Maiwald Beispiele und Fotos von geschädigten Gebäuden aus selbst durchgeführten Vor-Ort-Erkundungseinsätzen.
Im Anschluss hatten die Achtklässler des Goethe-Gymnasiums auch die Möglichkeit, Antworten auf ihre Fragen direkt von den Erdbeben-Expert:innen zu erhalten. Eine Schülerin fasste es am Ende so zusammen: »Ich fand die Vorlesung sehr interessant und lehrreich.«
Das Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden, kurz Erdbebenzentrum, an der Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhaus-Universität Weimar besteht seit 1995. Es untersucht Bauwerksschäden in den von extremen Naturereignissen betroffen Gebieten, und ist in Lehre, Forschung und Weiterbildung tätig. Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://edac.biz/
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