Friedrich August Finger wurde am 29. April 1885 in Frankfurt/Main geboren. Er war eine der größten Persönlichkeiten, die die Baustoffkunde als Wissenschaft und als erforderliche Studienausbildung etabliert hat. F. A. Finger hat es durch sein damaliges Wirken erreicht, dass Weimar bis heute als Standort für erfolgreiche Baustoffforschung und -ausbildung weltweit bekannt ist.
Er ist der Namensgeber des 1995 von Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Stark gegründeten Baustoff-Instituts der Bauhaus-Universität Weimar. Das Wirken von F. A. Finger an der Fakultät für Baustoffkunde und Baustofftechnologie wurde von Jochen Stark und Bernd Wicht in diesem Dokument nachgezeichnet.
29.04.1885 | in Frankfurt/Main geboren |
1904-1912 | Studium des Bauingenieurwesens an den Technischen Hochschulen in Darmstadt und München |
1912 | Diplomexamen in Darmstadt |
1912-1925 | überwiegend Bauleiter beim Bau der Bagdadbahn |
1929-1940 | Fachschrift- und Schulungsleiter beim Deutschen Zementbau in Berlin |
1940 | Dozent für Statik und Ingenieurbau an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar |
1944 | Berufung zum a.o. Professor für Baustoffkunde, Ingenieurbau und Statik in Weimar |
Ende 1945 | Gründung und Leitung eines Institutes für Baustoffentwicklung in Weimar mit besonderer Förderung der Lehm- und Anhydritbauweise |
1946 | Einrichtung und Leitung einer Prüfdienststelle für Baustoffe in Weimar |
1946 | Berufung zum o. Professor für Baustoffkunde und Sondergebiete des Ingenieurbaues |
1950-1951 | kommissarischer Direktor der Hochschule für Architektur und Bauwesen (HAB) Weimar |
06.08.1953 | Gründung der Fakultät für Baustoffkunde und Baustofftechnologie |
1953-1958 | erster Dekan dieser Fakultät |
1958 | Ehrensenator der HAB Weimar und Promotion zum Dr.-Ing. ehrenhalber an der Fakultät Architektur |
06.07.1961 | Friedrich August Finger in Weimar verstorben |
von Prof. Jochen Stark, aus der FIB-Jahresmitteilung 1995.
Mit der Bezugnahme in der Namensgebung auf Friedrich August Finger (1885 - 1961), dem Nestor
von Baustofforschung und -lehre in Weimar und Gründungsdekan der früheren Fakultät für Baustoffkunde und Baustofftechnologie an der HAB Weimar soll u.a. zum Ausdruck gebracht werden,
daß sich das neue Institut der langen und erfolgreichen Tradition von Forschung und Lehre auf dem
Gebiet der Baustoffe in Weimar verpflichtet fühlt und diese auch fortsetzen wird.
Friedrich August Finger war am 1. November 1940 als Dozent in die damalige Hochschule für Baukunst in Weimar eingetreten und war für die baustoffkundliche Ausbildung der Architekten verantwortlich, wobei ab 1942 im Stundenplan des 1. und 2. Semesters wöchentlich 2 Stunden Baustoffkunde vorgesehen waren. Am 1. Dezember 1944 wurde F. A. Finger zum a.o. Professor für das Lehrgebiet Baustoffkunde und Ingenieurbau berufen.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges gab es schon bald Bestrebungen zur Wiedereröffnung der Hochschule und eine aktive Mitarbeit von Hochschulmitarbeitern beim Wiederaufbau des Landes Thüringen. F.A. Finger war dabei in herausragender Weise beteiligt. Im Oktober 1945 wurde an der damaligen Hochschule ein sogenanntes "Planungskollektiv Bauhaus" gegründet, in dem sämtliche ordentlichen und außerordentlichen Professoren der Hochschule für Baukunst "als die im Lande Thüringen vorhandenen Spitzenkönner ihrer Fachgebiete" zusammengeschlossen waren. Die Leitung der Forschungsgemeinschaften lag zunächst in den Händen von Hermann Henselmann und ab dem 1. September 1948 wurde sie von F.A. Finger wahrgenommen. Die unter der Leitung von F. A. Finger arbeitende Forschungsgemeinschaft Baustoffentwicklung erwies sich als eine der erfolgreichsten. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Erschließung örtlicher Baustoffreserven. Dabei wurden Arbeiten zur Gewinnung, Herstellung und Verwendung vor allem von Lehm, Kalktuff (Magdala) und Anhydrit (Niedersachswerfen) durchgeführt. Ergebnisse waren u.a. ein Anhydritbinder (Putz des Nationaltheaters Weimar) und die Wiederaufnahme der Produktion von Sulfathüttenzement in Thüringen, der als Thurolit bekannt wurde.
Im Frühjahr 1946 gelang es F.A. Finger, den nach Thüringen (Steudnitz) ausgelagerten Maschinenpark des Labors der Deutschen Zementindustrie (Berlin-Karlhorst) zur Verfügung der Hochschule zu erhalten. Unmittelbare Nachfolgemstitutionen des ehemaligen Planungsverbandes sind die aus der AG Baustoffe hervorgegangenen, in Weimar innerhalb und außerhalb der Hochschule ansässigen Baustoff-Forschungstätten. Außerhalb der Hochschule war es insbesondere das am 1. April 1946 von F. A. Finger gegründete Institut für Baustoffentwicklung, aus dem am 1. Januar 1951 das von F. A. Finger bis 1955 als Direktor geleitete Institut für Baustoffe hervorging (heute MFPA).
Am 24. August 1946 wurde die Hochschule als "Staatliche Hochschule für Baukunst und Bildende Kunste". wiedereroffnet und im Oktober 1946 mit dem Studienbetrieb begonnen. F. A. Finger übernahm weder die baustoffkundhche Ausbildung der Architekturstudenten, wurde im März 1947 zum ordentlichen Professor berufen und gründete den Lehrstuhl für Baustoffkunde, Ingenieurbau und Statik. Als Direktor stand F. A. Finger in den Jahren 1950 und 1951 kommissarisch an der Spitze der Hochschule.
Im Herbst 1953 erteilte der Ministerrat der DDR F. A. Finger den Auftrag, an der Hochschule in Weimar eine neue Fakultät "Baustoffkunde und Baustofftechnologie" zu gründen. F. A. Finger hat diesen Auftrag als seine ureigenste Angelegenheit betrachtet und hat in seiner fünfjährigen Amtszeit als Dekan dieser in ihrer Art ersten und bisher einmaligen Fakultät die räumlichen, technischen und personellen Voraussetzungen für die notwendigen Lehrstühle und Institute geschaffen oder aber zumindest weitsichtig vorbereitet. So wurde bereits 1956 mit den technologischen Planungen für den Aufbau eines Institutes für Baustoffkunde an der neuen Fakultät begonnen. Im November 1957 war der erste Bauabschnitt des Neubaus für das zukünftige Institut fertiggestellt, Anfang 1960 der zweite Teil jenes Komplexes, der in einer Feierstunde am 10. Juli 1962, ein Jahr nach dem Tod F. A. Fingers, als "Fingerbau" benannt wurde und als solcher heute nicht nur in Weimarer Hochschulkreisen bekannt ist.
Die Gründung des ersten Institutes für Baustoffkunde an der Fakultät für Baustoffkunde und Baustofftechnologie erfolgte dann am 15. November 1958. Erster Leiter dieses Institutes war der Inhaber des Lehrstuhls für Keramik und Glas, Prof. Franz Schwarz (1902 - 1980).
Das damalige Institut umfaßte drei Lehrstühle, deren Lehr- und Forschungsgebiete wie folgt aufgeteilt
waren:
Lehrstuhl für Baustoffkunde I:
Keramik, Glas, Email, Industrieanfallstoffe
Leiter. Prof. Franz Schwarz
Lehrstuhl für Baustoffkunde II:
Bindemittel, Beton, Baustoffprüfung, Baumetalle
Leiter: Doz. Rudolf Riedeberger (1899 -1961)
Lehrstuhl für Baustoffkunde III:
Bautenschutz, Sperr- und Dämmstoffe
blieb unbesetzt
Die Lehrstühle waren mit je einem Leiter und zwei Assistenten besetzt. Mit der Fertigstellung des "Fingerbaus" standen für die Studenten der Fakultäten Architektur, Bauingenieurwesen und Baustoffkunde 105 Arbeitsplätze für das Baustoffpraktikum und Diplomarbeiten zur Verfügung. Entsprechend den Aufgaben gliederte sich das Institut organisatorisch in acht Abteilungen:
Das Institut für Baustoffkunde entwickelte sich zum größten Institut der Hochschule, woran der als Betriebsleiter wirkende Dr. Werner Riedel einen großen Anteil hatte. In Verbindung mit der sogenannten 3. Hochschulreform in der DDR wurde die Fakultät aufgelöst und im September 1968 als Sektion Baustoffverfahrenstechnik neu profiliert, wobei die Grundideen F.A. Fingers völlig verloren gingen. Das war auch das Ende des ersten Institutes für Baustoffkunde an dieser Hochschule.
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