Projektleitung:
Prof. Dr.-Ing. habil. Daniela Spiegel (Hochschule Anhalt, Professur Baugeschichte und Denkmalpflege)
PD Dr.-Ing. habil. Volkmar Zabel (Bauhaus-Universität Weimar, Institut für Strukturmechanik)
Projektbearbeiter*innen:
Mena Abdelnour, M.Sc.
Richard Blum, M.A.
Projektlaufzeit: 01.01.2021 – 31.12.2023
Drittmittelgeber: DFG
Fördersumme: 515.323 Euro
Beschreibung:
Am 1. Januar 2021 startete das Tandemprojekt DENKRAUM des Instituts für Strukturmechanik der Bauhaus-Universität Weimar und der Professur Baugeschichte und Denkmalpflege der Hochschule Anhalt. Ziel des Projektes ist es, mit interdisziplinären Forschungsansätzen Strategien und Methoden für eine denkmalpflegerische Bewertung und denkmalgerechte Erhaltung von Raumfachwerkkonstruktionen zu entwickeln. Das Projekt wird von der DFG gefördert und ist Teil des Schwerpunktprogramms (SPP 2255) „Kulturerbe Konstruktion“, welches die Grundlagen einer ingenieurwissenschaftlich fundierten und vernetzten Denkmalpflege für das bauliche Erbe der Hochmoderne untersucht.
Raumfachwerke gehören zu den zentralen Neuerungen der Ingenieurbaukunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bilden damit einen wichtigen Teil des baukulturellen Erbes der Hochmoderne. Bis heute finden sie vielfältige Einsatzmöglichkeiten, verbinden Wirtschaftlichkeit mit enormer Gestaltungsvielfalt. Die Entwicklung von Raumfachwerken wurde maßgeblich auch in Deutschland vorangetrieben. Bereits 1943 erhielt Max Mengeringhausen das Reichspatent auf das von ihm entwickelte, aus Rohrstäben und Verbindungsknoten zusammengesetzte MERO-System, das später in der BRD und von dort aus weltweite Verbreitung fand. Auch in der DDR wurden in Zusammenarbeit der Deutschen Bauakademie und der Hochschule von Architektur und Bauwesen (HAB) Weimar verschiedene Systeme entwickelt. Ungeachtet ihrer breiten Verwendung in der Nachkriegszeit wurden Raumfachwerkkonstruktionen bislang weder in historischer Hinsicht ausreichend erforscht, noch seitens der Denkmalpflege als zu bewahrendes Erbe thematisiert.
Das Projekt untersucht die in Deutschland innerhalb des Untersuchungszeitraums der 1920er bis 1970er Jahre entstandene Raumfachwerksysteme in architektur- und bautechnikgeschichtlicher Sicht. Diese Untersuchung bildet die Grundlage für die Erarbeitung denkmaltheoretischer Kriterien, mit deren Hilfe Raumfachwerkbauten der Hochmoderne auf ihre Denkmalwürdigkeit hin überprüft werden können.
Parallel zur architekturhistorischen, bautechnikgeschichtlichen und denkmalkundlichen Grundlagenforschung verfolgt das Projekt ingenieurtechnische Aspekte. Für die Denkmalpflege stellen historische Raumfachwerke des 20. Jahrhunderts eine Herausforderung dar, da sie trotz ihrer Langlebigkeit oft nicht den heutigen Anforderungen an die Tragfähigkeit entsprechen oder aus anderen Gründen zurückgebaut wurden und werden. Aufgrund der speziellen Systemstruktur bieten sich verschiedenste Möglichkeiten der konstruktiven Ertüchtigung an. Es gilt, Strategien zur denkmalgerechten Erhaltung der Konstruktionen und ihrer Weiternutzung bei aktuellen Anforderungen an die Tragsicherheit zu erarbeiten. Dabei konzentriert sich das Forschungsvorhaben zunächst auf die Entwicklung einer Methode zur Ermittlung der tatsächlichen Beanspruchung bestehender Raumfachwerkkonstruktionen mit numerischen und experimentellen Methoden der Baudynamik, der Systemidentifikation und der Optimierung. Zudem sollen eine Vorgehensweise zur Unterstützung der Auswahl von optimalen Ertüchtigungskonzepten und ein entsprechender Leitfaden erarbeitet werden.