Motivation und Problemstellung
Smart City-Konzepte beinhalten technische, ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen, die darauf abzielen, Städte nachhaltiger, umweltfreundlicher und sozial inklusiver zu gestalten, indem heterogene Informationen aus der realen Welt erfasst, miteinander verknüpft und über Netzwerke digital verfügbar gemacht werden. Im Bauingenieurwesen betrifft dies in besonderem Maße die Digitalisierung von Infrastrukturbauwerken, in Form der so genannten "digitalen Straße". Die digitale Straße nutzt Cloud- und IoT-basierte Anwendungen sowie intelligente Sensornetze mit Bauwerks-, Umwelt-, Fahrzeug- und Verkehrsdaten, um umfassende infrastrukturrelevante Informationen zu generieren, zu analysieren und zu verwalten. Diese Informationen können gegenwärtig jedoch noch nicht methodisch genutzt werden, da aktuelle Modellierungs- und Bemessungskonzepte nicht für die Erfordernisse der digitalen Straße ausgelegt sind. Die systematische Einbeziehung von Sensordaten, die das Bauwerk, die Umwelt, den Verkehr und die Fahrzeuge einschließen, ist nicht möglich und damit verbundenes Wissen kann nicht oder nur unzureichend für Zustandsbewertungen von Infrastrukturbauwerken genutzt werden.
Zielstellung des Vorhabens
Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, eine Grundlage zu schaffen, um die durch die digitale Straße generierten Informationen vollumfänglich nutzen zu können. Es soll eine Methodik entwickelt werden, um die durch Verkehrsbelastungen hervorgerufenen Beanspruchungen in Form von zeitabhängigen Wahrscheinlichkeitsverteilungen sensorgestützt zu erfassen und in Prognosen der Materialermüdung auf Grundlage probabilistischer Konzepte einzubeziehen. Das Forschungsvorhaben baut als Fortsetzungsprojekt auf dem DFG-Projekt "Semi-probabilistische, sensorbasierte Bemessungs- und Entwurfskonzepte für intelligente Bauwerke" auf, in dem die Implikationen der zusätzlichen, sensorbasierten Bauwerksinformationen intelligenter Bauwerke (i) auf Bemessungskonzepte im Bauwesen und (ii) auf Entwurfskonzepte für Monitoringsysteme für intelligente Bauwerke untersucht wurden. Die dabei entwickelten Methoden sollen nun auf die digitale Straße übertragen werden. Hierzu wird die digitale Straße mathematisch beschrieben und das von den Antragstellern in der Forschergruppe "Die digitale Straße" entwickelte Sensorkonzept zur Verkehrslastdetektion auf Brückenbauwerken mit dem sensorgestützten Bayes‘schen Model-Updating-Ansatz des Vorgängerprojekts verknüpft, wodurch Unschärfen bei der Lastidentifikation reduziert werden. Durch die realitätsnahe Abbildung des Tragverhaltens im Strukturmodell lassen sich lokale Effekte, die im Zusammenhang mit der Ermüdung von Konstruktionsdetails von besonderer Bedeutung sind, zutreffender als durch bisherige Ansätze identifizieren und bemessungstechnisch beschreiben. Die allgemeingültig ausgelegte Methodik wird abschließend – mit Fokus auf Straßenbrücken – ingenieurmäßig bereitgestellt und als „digitaler Straßenzwilling“ simuliert und validiert.
Projektpartner:
- Bauhaus-Universität Weimar, Professur Stahl- und Hybridbau
- Technische Universität Hamburg, Institut für Digitales und Autonomes Bauen (Link)
Projektart:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Sachbeihilfe
Antragsteller: Prof. Kraus, Prof. Smarsly
Förderdauer:
2023 - 2026