Rund vier Wochen tourte Hans-Joachim Bargstädt, emeritierter Professor für Baubetrieb und Bauverfahren an der Bauhaus-Universität Weimar durch das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens, um die usbekische Bauaufsicht technisch zu unterstützen. Auf Einladung des »Senioren Experten Service« mit Sitz in Bonn, einer Stiftung der Deutschen Wirtschaft, besuchte er im Oktober 2022 mehrere Baustellen und referierte über die Optimierung des Baustellenbetriebs nach deutschen Qualitätsstandards.
Ungesicherte Transporte von Baustoffen, abenteuerliche Baustellenzugänge und ungewöhnliche Baukonstruktionen – was Prof. Bargstädt auf Baustellen in Bukhara, Samarkand, Jizzax und Taschkent erlebte, lässt sich nur schwer mit deutschen Richtlinien vereinbaren. »Usbekistan erlebt derzeit einen sehr starken Bauboom. Infolgedessen drängen viele junge und weniger erfahrene Bauunternehmen auf den Markt«, erklärt der emeritierte Professor. »Auch die Planungskapazität ist knapp, so dass das Risiko groß ist, dass nicht alle erforderlichen Vorschriften und Vorkehrungen für solides und sicheres Bauen beachtet und umgesetzt werden.«
Bisherige Bauerfahrungen stammen großenteils noch aus der Sowjetunion. Doch die heutige Regierung spürt, dass das Land Schritt halten sollte mit den weltweiten Innovationen zu modernem und ressourcenschonendem Bauen sowie dem umsichtigen Verbrauch von Baumaterial, Wasser und anderen wichtigen Rohstoffen. Die Aufgabe von Prof. Bargstädt vor Ort bestand infolgedessen darin, im Gespräch und durch Begleitung lokaler Bauinspektoren* gemeinsam Verbesserungspotential im Bereich Bauüberwachung, Bauqualität und Arbeitssicherheit herauszuarbeiten.
Qualität erhöhen und sicher bauen
Die Herausforderung: »Usbekistan ist Erdbebengebiet. Ein großes Erdbeben hatte im Jahr 1966 die Hauptstadt Taschkent quasi dem Erdboden gleich gemacht. Viele Jahre war es daher nicht erlaubt, Gebäude mit mehr als sechs Geschossen zu bauen. Doch jetzt, unter dem Druck potenter Investoren und auch mithilfe ausländischer Planungsgesellschaften und Baukonzerne entstehen die ersten Wolkenkratzer mit 50 und mehr Geschossen«, weiß Prof. Bargstädt. »Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit in Usbekistan hoch. Entsprechend groß ist der gesellschaftliche Druck, auf Baustellen viele Arbeitskräfte einzusetzen und sie nicht durch leistungsfähige Maschinen zu ersetzen«. Auch moderne Materialien wie vorgefertigte Komponenten, Planblöcke und Gipskartonplatten sind knapp und oft nur in minderwertiger Güte verfügbar.
Um die Qualität zu erhöhen und den Baubetrieb zu verschlanken (Lean Construction) könnten wesentliche Bauprozesse zukünftig in die Vorfertigung verlagert werden, erörterte Bargstädt. Durch das Bauen mit Fertigwaren und Halbfertigteilen könnten die Produktionsbedingungen besser kontrolliert und höhere Qualitätsstandards erreicht werden. Gleichzeitig wäre garantiert, dass die Usbeken* weiterhin im Bausektor Arbeit finden. Auch die Bauinspektion könnte modernisiert werden und stärker als Dienstleister agieren, um Bauleiter* präventiv zu beraten.
*Hinweis der Redaktion: In der sehr stark patriarchalisch-islamisch geprägten Gesellschaft stellt sich die Frage der gendergerechten Anrede von Bauleitern und Inspektoren leider bisher ebenso wenig wie die Möglichkeit für Usbekinnen, eine Einsatztätigkeit auf Baustellen zu finden.
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