Offiziell sind Einwegplastiktüten in Bangladesch verboten. Dennoch gehören sie zum Stadtbild. Forschende des Projektes »SCIP Plastics« aus Bangladesch und Deutschland suchen deshalb nach Alternativen. Darüber berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Susanne Kühlewindt in der dritten Folge des Forschungstagebuchs.
Single-use plastic bags – trotz Verbot in Nutzung:
Januar 2023
Betrachtet man Bilder aus der Stadt Khulna, die die abfallwirtschaftliche Situation vor Ort einfangen, wird schnell klar, dass rechtliche Vorgaben und gelebte Praxis nicht zusammenpassen. Warum sonst sieht man so viele Einwegplastiktüten, obwohl deren Nutzung in Bangladesch seit 2002 verboten ist? Innerhalb unserer Arbeitsgruppe im Projekt möchten wir herausfinden, ob es Alternativen zu Kunststoffprodukten gibt, deren Nutzung vor Ort ökologisch und ökonomisch sinnvoller ist. Dabei stehen Einwegplastikprodukte im Fokus der Untersuchung.
In den letzten Monaten haben wir unter anderem recherchiert, welche Einwegplastikprodukte auf Haushaltsebene in Bangladesch häufig Verwendung finden. Eine Studie der Weltbank in Dhaka zeigte, dass bis zu 30 Prozent der Kunststoffabfälle aus Haushalten Einwegplastiktüten sind. Diesen Anteil zu reduzieren oder gar zu vermeiden, ist dann erstrebenswert, wenn regional verfügbare, ökologische Alternativen zur Verfügung stehen. Da in Bangladesch Juteanbau eine lange Tradition hat, ist die Untersuchung von Jute als alternatives Ausgangsprodukt naheliegend. Aktuell arbeiten wir an einer Ökobilanz, die zunächst die Rohmaterialproduktion von Kunststoff-Granulat mit dem landwirtschaftlichen Anbau von Jute vergleicht. In weiteren Schritten werden unterschiedliche Kunststoff- und Juteprodukte im regionalen Kontext verglichen. Ich bin schon jetzt gespannt auf die Ergebnisse. Bis dahin heißt es täglich recherchieren und kalkulieren. Die zweiwöchentlichen Online-Gespräche mit den Kolleg*innen aus der Arbeitsgruppe in Bangladesch sind immer wieder eine freudige Abwechslung und helfen dem Verständnis und Austausch.
M. Sc. Susanne Kühlewindt
Bauhaus-Universität Weimar
Professur Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft
Bauhaus-Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme (b.is)
Hintergrund:
Das Forschungsteam von Prof. Dr.-Ing. Eckhard Kraft widmet sich einem weltweiten Problem: dem Kunststoffabfall in unseren Meeren. Bis sich dieser zersetzt, vergehen tausende Jahre. Der Abfall zerfällt dabei in immer kleinere Partikel. Diese verwechseln Meerestiere häufig mit Nahrung, verschlucken sie und sterben oftmals qualvoll daran. Wie es gelingen kann, dass der Müll gar nicht ins Meer gelangt, daran forschen die Ingenieur*innen der Bauhaus-Universität Weimar zusammen mit einem Team aus Bangladesch sowie dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE). Das Forschungsprojekt nennt sich »Sustainable Capacity building to reduce Irreversible Pollution by plastics«, übersetzt »Aufbau nachhaltiger Kapazitäten zur Reduzierung irreversibler Verschmutzung durch Kunststoffe« – kurz: SCIP Plastics. Gemeinsam suchen sie nach Lösungen für die Abfallwirtschaft, entwickeln ein Wissenstransferzentrum auf dem Campus der Khulna University of Engineering & Technology. Ihr Ziel: In Zukunft soll der Abfall besser gesammelt, sortiert und recycelt werden. Bis November 2024 haben die Forschenden Zeit, Lösungen zu finden – das Forschungstagebuch begleitet sie dabei.
Projektbeschreibung
https://www.uni-weimar.de/fileadmin/user/uni/dezernate/dfo/TOP-Projekte/2021/2021_49_Kraft_Skip_Plastics.pdf
Webseiten zu SCIP Plastics
Bauhaus-Universität Weimar:
https://www.uni-weimar.de/en/civil-engineering/chairs/biotechnology-in-resources-management/research/current-projects/scip-plastics/
Khulna University of Engineering & Technology: https://kuet.ac.bd/scip/index.php
Kontakt
Prof. Dr. Eckhard Kraft, Professur Biotechnologie in der Ressourcenwirtschaft, Fakultät Bauingenieurwesen, via e-mail (waste[at]bauing.uni-weimar.de) oder Telefon (+49 (0) 3643 / 58 4621).
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