Bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz, die vom 31. Oktober bis 13. November in Glasgow stattfand, diskutierte die Weltgemeinschaft über Wege aus der Klimakrise und beschloss Maßnahmen für mehr Klimaschutz. Mittendrin waren auch vier Studierende der Bauhaus-Universität Weimar, die die Möglichkeit bekamen, den Teilnehmenden aus aller Welt, ihr Projekt »PermaPark« vorzustellen. Im Rahmen eines interdisziplinären Bauhaus.Moduls entwickelten die Studierenden Lösungsansätze, die sich für einen Weg aus der Klimakrise umsetzen lassen und erstellten dafür ein Video, was bei der diesjährigen summaery der Bauhaus-Universität Weimar überzeugte. Isabell Lange, Studentin der Umweltingenieurwissenschaften, und Nele Mangels, Urbanistikstudentin, sind Teil des Teams, das nach Glasgow gereist ist. Wir haben mit ihnen über ihre Teilnahme an der 26. UN-Klimakonferenz (COP26) gesprochen und gefragt, welche Erfahrungen sie auf diesem Weg gesammelt haben.
Wie sind Sie nach Glasgow gekommen und wie lange waren Sie vor Ort?
Isabell Lange: Ganz vorbildlich mit dem Zug natürlich. Wir sind am 3. November am Abend in Glasgow angekommen und hatten dann die Möglichkeit, uns vom 4. bis 6. November auf der COP26 zu informieren und unser Projekt selbst zu präsentieren. Am Morgen des 8. November waren wir dann zurück in Weimar. Wir, das sind Nele Mangels, unsere beiden Teampartner Dominik Heigener (Student der Umweltingenieurwissenschaften) sowie Kaspar Brandt (Architekturstudent) und ich. Eigentlich sollte auch unsere Kommilitonin Sisu Satrawaha aus Thailand mitfahren. Leider war ihr Visum nicht rechtzeitig fertig, weshalb wir letztlich zu viert in Glasgow waren.
Wann und in welchem Rahmen haben Sie Ihr Projekt denn vorstellen können?
IL: Auf der Konferenz gab es zwei Zonen, die »blue zone« und die »green zone«. Wir haben uns hauptsächlich in der blue zone aufgehalten. Dort gab es verschiedene Präsentationen, aber auch Fragerunden und offene Diskussionsrunden. Am ersten Tag haben wir tatsächlich einige Zeit gebraucht, um uns in dem Konferenzbereich zu orientieren. Es gab so viele Eindrücke, dass es uns fast »erschlagen« hat. Am 5. November war dann unsere erste Präsentation, im UN Climate Change Pavillon vor wartendem Publikum. Einen Tag später hatten wir unsere zweite Präsentation, bei der wir auch unser Video präsentiert haben. Die Veranstaltung fand im »Action Hub«, einem größeren abgeschirmten Bereich in der »Action Zone«, vor noch mehr Publikum als am Vortag statt. Einige Studierende aus Bonn haben danach spezielles Interesse gezeigt, sodass wir positives Feedback erhalten und uns ausgetauscht haben.
Wie war es für Sie, eine Teilnehmerin auf der UN-Klimakonferenz zu sein? Haben Sie neue Inspirationen oder Erkenntnisse sammeln können?
Nele Mangels: Auf der Klimakonferenz vor Ort war ich zunächst von den vielen neuen Eindrücken überwältigt. Wir haben super spannende Vorträge und Diskussionen besucht, welche mich etwas optimistischer in die Zukunft blicken lassen. Besonders interessant fand ich es, mich mit Menschen aus verschiedenen Fachbereichen und im internationalen Kontext der COP26 über Klimagerechtigkeit auszutauschen und von deren Ideen und Projekten zu erfahren. Bei fast jedem Gespräch wurde deutlich, wie motiviert die Menschen sind, etwas zu tun, und wie wichtig der internationale Austausch ist.
IL: Ich kann mich da nur anschließen. Ich habe auf der COP26 so viele schlaue und hoch motivierte Menschen getroffen, die eine Veränderung in der Welt bewirken wollen. Diese Personen, häufig auch junge Frauen, hatten so viel zu sagen und so viele tolle Meinungen, dass ich wieder richtig Hoffnung für uns geschöpft habe. Ich habe häufiger die Erfahrung gemacht, dass es den Menschen egal ist, was mit dem Klima passiert oder wie es in anderen Teilen der Welt aussieht. Aber die Personen, die wir gehört haben, setzen sich für mehr Klimagerechtigkeit auf der Welt ein und haben zudem die politische Expertise, um wirklich etwas verändern zu können. Besonders beeindruckend fand ich Jane Goodall, die digital zu einer Jugenddiskussion zugeschaltet wurde. Sie hat sich dahingehend geäußert, dass jedes Individuum einen Einfluss auf die Welt hat und jedes Wesen wertvoll ist. Da habe ich richtig Gänsehaut bekommen. Diesen Bezug haben so einige Menschen verloren.
Kommen wir noch einmal auf Ihr Projekt zu sprechen, das im Rahmen des fakultätsübergreifenden Bauhaus.Moduls »Climate Action: Permakultur und lokales Wirtschaften im urbanen Raum« entstanden ist. Könnten sie einmal genauer erklären, um was es sich bei Permakultur handelt?
IL: Der Begriff »Permakultur« bedeutet »permanent agriculture«, also dauerhafte Landwirtschaft. Man orientiert sich dabei grob an den drei Prinzipien »fair share«, »people care« und »nature care«. Es geht also darum, etwas von der Natur zu bekommen, aber der Natur auch etwas zurückzugeben, damit sich diese immer wieder regenerieren kann und von der Nutzung des Menschen profitiert. Besonders wichtig ist dabei, die gegebenen Umstände so zu nutzen, dass optimale Ergebnisse in Ernte und räumlicher Gestaltung erzielt werden. Als Beispiel fällt mir da der Regenwurm ein: Dieser ernährt sich von Bioabfällen und produziert Humus, welcher wiederum als Dünger genutzt werden kann, um die Erträge zu steigern. In etwa so soll sich der Mensch auch integrieren.
Nun existiert Permakultur momentan nur im ländlichen Raum. In Ihrem studentischen Projekt wollten Sie aufzeigen, welches Potenzial Permakultur auch im städtischen Kontext besitzt. Als Untersuchungsobjekt im urbanen Raum diente Ihnen dabei der Südcampus der Bauhaus-Universität Weimar. Wie haben Sie sich dem Ganzen also genähert?
NM: Ich habe mich bei dem Bauhaus.Modul engagiert, weil ich die Idee, unser direktes Umfeld, den Südcampus unserer Uni, klimagerechter zu gestalten, spannend fand. Da ich mich bisher kaum umweltingenieurstechnisch mit dem Thema Klimagerechtigkeit und Permakultur auseinandergesetzt hatte, war es interessant mal einen eher »technischen« Einblick in das Thema zu erhalten und dadurch neue Lösungsansätze für einen klimafreundlichen Campus zu erarbeiten.
IL: Wie Nele eben erwähnt hat, widmeten wir uns der Thematik betont ingenieurtechnisch. In der Kreislaufwirtschaft betrachten wir Abfälle ja als Ressource, die weiterverwertet werden kann oder aus der sich Energie gewinnen lässt, im schlimmsten Fall auch nur zum Verheizen. Im Projekt haben wir den Energieverbrauch für Wärme und Strom der Gebäude auf dem Südcampus ermittelt. Um diese so klimaneutral wie möglich zu gestalten, haben wir eine regenerative Energiegewinnung durch Sonne und Wind betrachtet. Das heißt, alle Flächen, wie Dächer und Fassaden, wurden in die Berechnung mit einbezogen, da sich dort Solaranlagen und Windkrafträder installieren lassen. Außerdem haben wir auf unserem Modellcampus »VertiKKA-Panels« an den Fassaden angebracht. Das sind Fassadenelemente, die mit Grauwasser, also Wasser aus Dusche und Waschbecken, gespeist werden. An den Paneelen sind Pflanzen angebracht, die dieses Wasser nutzbar machen und die Pflanzen nebenbei auch versorgen. Darüber hinaus berechneten wir ein Versickerungsbecken, welches bei Starkregenfällen zur kontrollierten Wasserversickerung beiträgt, sodass Grünflächen nicht geflutet werden, was häufig passiert, wenn viel Fläche durch Bebauung versieget ist. Außerdem wurde eine Biogasanlage mit einbezogen, die aus den Exkrementen der Mitarbeitenden und Studierenden Energie gewinnen soll, um den Wärmeenergieverbrauch der Unigebäude auf dem Südcampus zu kompensieren.
NM: Das Schöne an dem Projekt war ja, dass eine konkrete Realisierung erst einmal nicht im Vordergrund stand, sondern wir die Möglichkeit bekommen haben, unseren Ideen freien Lauf zu lassen und zu überlegen, was sich theoretisch alles realisieren ließe. Nur so konnten wir das ganze Potenzial, was in der Idee der Permakultur steckt, ausloten.
Wie gut hat eigentlich die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ihren Kommiliton:innen aus den anderen Fachbereichen funktioniert und was konnten Sie dabei lernen?
IL: Gerade weil wir die Chance hatten, mit anderen Fakultäten zusammenzuarbeiten, habe ich mich für das Projekt entschieden. Dieser Perspektivwechsel, weg von der reinen Ingenieursicht, war mir wichtig, aber tatsächlich das Schönste und Schwierigste zugleich. Wir haben uns dem Thema anders genähert, als ich es gewohnt war und so konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie andere die Themen, die mich in meinem Studiengang tagtäglich begleiten, wahrnehmen und umsetzen würden. Erst dadurch ist mir bewusst geworden, wie viele kreative und realisierbare Ansätze bereits existieren, um eine nachhaltigere Welt zu schaffen.
NM: Auch für mich war es eine super interessante Erfahrung in einem interdisziplinären Team zu arbeiten und so neue Blickwinkel und Arbeitsansätze kennenzulernen. Zudem fand ich es bei der Erarbeitung des Videos sehr spannend, unsere berechneten Ergebnisse künstlerisch zu interpretieren und in dem Video zum Beispiel durch die Performancesequenzen darzustellen.
Haben Sie sich nach Ihrer Teilnahme an dem Bauhaus.Modul bzw. durch die Erfahrungen, die Sie bei der COP26 gesammelt haben, neue Ziele gesetzt? Wie geht es jetzt also für Sie in Sachen Klimaforschung weiter?
IL: Ich habe mir vorgenommen, mich bei einer Menschenrechts- oder dem Klimaschutz gewidmeten Organisation anzumelden und dort zu helfen, wie es geht.
NM: Bei mir sieht es ähnlich aus. Das Bauhaus.Modul und insbesondere die Erfahrungen der COP26 haben mich, uns alle, stark dazu motiviert, uns noch intensiver mit dem Thema Klimagerechtigkeit auseinanderzusetzen. Nun liegt es an uns allen und insbesondere der Politik, dass die Beschlüsse und Ziele auch wirklich umgesetzt werden können.
Klicken Sie auf den Play-Button, um externe Inhalte von Vimeo.com zu laden und anzuzeigen.
Externe Inhalte von Vimeo.com zukünftig automatisch laden und anzeigen (Sie können diese Einstellung jederzeit über unsere »Datenschutzerklärung« ändern.)
Weitere Bilder finden Sie bei Instagram. Die Studierenden haben eigens für ihre Teilnahme einen Account unter dem Namen »bauhaus_students_cop26« erstellt, um ihre Eindrücke bei der 26. UN-Klimakonferenz in Bildern und Stories festzuhalten.
Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Ansicht
Kontrastansicht aktiv
Kontrastansicht nicht aktiv
Wechsel der Hintergrundfarbe von Weiß zu Schwarz
Darkmode aktiv
Darkmode nicht aktiv
Fokussierte Elemente werden schwarz hinterlegt und so visuell hervorgehoben.
Feedback aktiv
Feedback nicht aktiv
Beendet Animationen auf der Website
Animationen aktiv
Animationen nicht aktiv