»Wir drangen ein in eine ganze Welt von Zeichensprachen, zeichenhaften Informationssystemen und nahmen teil an dem sich ständig erweiternden Prozeß der Sprachschöpfungen mit Hilfe visueller Medien«, so feierte Otl Aicher 1963 die Erfolge seiner Abteilung für »Visuelle Kommunikation« an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Mit dem Begriff der »Visuellen Kommunikation«, wie er in Ulm etabliert wurde, war mehr als nur eine Ausweitung des Gegenstandsbereichs grafischer Gestaltung gemeint: Es ging um ein umfassendes gestalterisches wie theoretisches Projekt der Lesbarmachung spätmoderner Lebenswelten. Deren Lesbarkeit geriet nämlich nach 1945 zunehmend in die Krise. Großflughäfen, die mit dem beginnenden Massentourismus nahezu städtische Dimensionen annahmen, können exemplarisch für jene in den Nachkriegsjahrzehnten neu entstehenden großmaßstäblichen Verkehrs- und Konsumräume stehen, in denen ohne aufwändig entworfene Zeichensysteme schlicht keine Orientierung mehr möglich schien. In einer Reihe von Schlaglichtern auf exemplarische Zeichenräume der Nachkriegsjahrzehnte, unter anderem den Amsterdamer Flughafen Schiphol, die Ausstellung »Signs in the Street« 1954 am New Yorker MoMA sowie die Expo 1967 in Montreal, versucht der Vortrag diese »Semiotisierung der Umwelt« nachzuzeichnen – und zugleich einen Beitrag zur Medienarchäologie urbaner Interfaces zu liefern.
Über Roland Meyer:
Roland Meyer studierte Kunstwissenschaft und Medientheorie an der HfG Karlsruhe, wo er 2017 mit der Arbeit »Operative Porträts. Eine Bildgeschichte der Identifizierbarkeit« promoviert wurde. Von 2007 bis 2014 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der UdK Berlin. 2016/17 wirkte er als kuratorisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Hygiene-Museum Dresden mit. Danach vertrat er die Leitung der Abteilung »Das Technische Bild« am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der HU Berlin. Seit April 2018 ist er akademischer Mitarbeiter (Post-Doc) für Kunstgeschichte an der BTU Cottbus-Senftenberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte und Theorie operativer Bildlichkeit, Visuelle Kulturen der Moderne und Gegenwart sowie Fragen der Medialität räumlicher Dispositive in Architektur, Design und Kunst.
Zeit:
Donnerstag, 28. November 2019, 18:00 Uhr
Ort:
Fakultät Kunst und Gestaltung
Geschwister-Scholl-Straße 7, Raum HP05
99423 Weimar
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