„Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine“ lautet der Titel der ersten Publikation der Forschungsstelle „Visuelle Kultur“ an der Fakultät Gestaltung. Diese widmet sich einem vergessenen Pionier der Computergeschichte — Emanuel Goldberg.
Die von Prof. Frank Hartmann initiierte Forschungsstelle „Visuelle Kultur“ an der Fakultät Gestaltung legt den ersten Band ihrer neuen Schriftenreihe vor. Dieser ist dem russisch-jüdischen Ingenieur Goldberg gewidmet, der bis 1933 Direktor von „Zeiss Ikon“ war, einem einstigen technischen Entwicklungslabor in Dresden.
Goldberg war dort nicht nur für entscheidende Innovationen in grafischer Reproduktionstechnik, Fotochemie, Kameratechnik und Mikrofilm verantwortlich. Er baute neben der Contax Fotokamera und der Kinamo Filmkamera auch eine Mikrofilm-basierte Apparatur zur Archivierung und Wiederauffindung von Informationen, die er als „Statistische Maschine“ patentieren liess.
In einer Kultur, aus der Computer und das Web mit seinen Suchmaschinen nicht mehr wegzudenken sind, mag es überraschen, dass die Frage wie es zu all dem kam, längst noch nicht beantwortet ist. Das ist auf eine lückenhafte Quellenlage zurückzuführen, und darauf, dass Ingenieure eher selten Texte publizieren.
Der Autor dieses Buches, Michael Buckland, hat mit akribischer Forschungsarbeit die medienarchäologische Quellenlage nachhaltig verändert. Sie rekonstruiert beispielhaft jene kleinen Optimierungsschritte, mit der sich die ingenieurtechnischen Grundlagen unserer visuellen Kultur formiert haben. Sie stellt den von der Technikgeschichte vergessenen Ingenieur Goldberg vor, einen ebenso begabten wie kreativen Menschen ganz auf der Höhe seiner Zeit, der aber auch von seiner Zeit verschluckt wurde.
Keine Technik bleibt frei von Zwängen aus Politik und Wirtschaft, und es ist ganz lehrreich zu verfolgen, wie es in diesem Fall zu einer Verzerrung der Wahrnehmung kam. Dramatisch vor allem, dass mit seiner auf Mikrofilm basierenden Wissensmaschine dann ein ganz anderer als Visionär des Informationszeitalters gefeiert wurde, nämlich Vannevar Bush 1945 mit seinem „Memex“. Davon hat Goldberg noch erfahren, als er sich längst schon in Palästina befand, wo er sein technisches Know-How für den Aufbau einer neuen Nation einsetzte — in Deutschland blieb er bislang ein Unbekannter.
Frank Hartmann
Michael Buckland: Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine. Emanuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik. ISBN 978-3-86938-015-5
Berlin: Avinus 2010, 380 S., 38,- Euro
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