Das von Ursula Damm initiierte Ausstellungsprojekt »Membrane« präsentiert fünf Medienkünstlerinnen und Medienkünstler, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Wahrnehmung, Lernen und Interaktion, sowie mit Methoden und Technologien künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzwerken auseinandersetzen. In allen Positionen spielen die Prozesse der Filterung, der gegenseitigen Öffnung und Verschließung, der Durchdringung von Körper, Wahrnehmung und Maschine eine wichtige Rolle.
Basierend auf eigens für die Ausstellung entwickelten Computerprogrammen interagieren die künstlerischen Arbeiten mit dem sozialen Umfeld und den Besucherinnen und Besuchern, mal über virtuelle Realität, künstliche Intelligenz oder aber mittels analoger Bewegung und Sprache, und konfrontieren sie mit maschinell erzeugtem Lernen, Wahrnehmungsfiltern sowie mit analogen Bewegungsanalysen. Diese Membrane können dabei einmal selektive Barriere oder Grenze sein, dann wieder sind sie ein Text, ein System von Regeln, ein Spiel, ein Material oder sogar eine Maschine.
In der interaktiven Installation »Membrane« von Ursula Damm analysiert eine in Zusammenarbeit mit Peter Serocka (Programmierung) und Teresa Carasco (Sonifikation) entwickelte Software das Geschehen auf der Straße vor der Galerie auf bestimmte Bildmerkmale. Das Lesen vom Bewegungsspuren wird dabei als eine Summe von parametrisierten Bildartefakten interpretiert. Bei diesen Interpretationen animiert der Algorithmus die gefundenen, grafischen Bildmerkmale zu neuen Bildern, die interaktiv gesteuert, verändert und manipuliert werden können.
Rachel Smith geht eine kollaborative Beziehung mit einem neuronalen Netzwerk ein und kommuniziert mit dessen Blackbox. Dabei entschlüsselt sie dessen versteckte Verhaltensmuster und Prozesse und macht diese analog rezipierbar.
Die Arbeit von Adelheid Mers ist zum Teil Gesprächs- und Bewegungslabor, zum Teil zeichnerische und digitale Auswertung und Verdichtung des Prozesses während der gesamten Ausstellungsdauer. Ihre Praxis der »Performativen Diagrammatik«, die von den Besucherinnen uns Besuchern auch in begleitenden Workshops näher kennengelernt werden kann, entwickelte Mers aus Algorithmen (Robert Woodley, Programmierung) und dem Interesse an der gegenseitigen Durchdringung von Körperwissen und Sprache.
In Jörg Brinkmanns Installation hingegen wird dem Betrachter eine virtuelle Realität geboten, die weit über den klassischen Prozess der Simulation hinausgeht. Er befragt die Verfasstheit der Selbstwahrnehmung sowie die Machtposition derer, die simulierte Welten kreieren und in der wir uns als Betrachter zu bewegen haben.
Moritz Wehrmann erweitert in seiner poetischen Installation mittels einfacher optischer Instrumente die Wahrnehmung des Betrachters – eine Membran zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Er lenkt den Blick in die vermeintliche Ferne, lenkt ihn um und wirft ihn auf irritierende Weise auf die Netzhaut des Betrachters zurück, der in einem »closed circuit« am Ende sich selbst erkennt.
In einer Zeit von selbstlernenden Algorithmen künstlicher Intelligenzen, die u. a. den Datenstrom der von uns täglich hochgeladenen Informationen analysieren, Profile erstellen, den passenden Partner suchen, Prognosen anbieten oder Bilder, Musik und Texte erschaffen, hinterfragen und emanzipieren die Künstlerinnen und Künstler die Rolle des Betrachters und Nutzers und laden zu einer kulturellen Technologiedebatte ein.
Membrane
eine Ausstellung von Jörg Brinkmann, Ursula Damm, Adelheid Mers, Rachel Smith, Moritz Wehrmann
Ausstellungseröffnung:
Donnerstag, 7. März, 19 Uhr
Begrüßung: Veronika Witte
Einführung: Sophia Gräfe (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin)
Ausstellungsort:
Kunstverein Tiergarten
Galerie Nord
Turmstraße 75
10551 Berlin
» www.kunstverein-tiergarten.de
Ausstellungsdauer:
9. März - 20. April 2019
Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag, 13 - 19 Uhr
Mittwoch, 20. März, 19 Uhr
Ausstellungsrundgang
mit Sophia Gräfe und den Künstlerinnen und Künstlern
Sa., 9. 3., Do., 14. 3., Fr., 15. 3., Do., 21. 3., Fr., 22. 3., Fr., 5. 4., Di., 16. 4., jeweils 17 – 19 Uhr
Performative Diagrammatik
Workshops mit Adelheid Mers und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar und der School of the Art Institute Chicago
Um Anmeldung per E-Mail an info[at]kunstverein-tiergarten.de wird gebeten. Weitere Termine finden zwischen dem 12. und 23. März nach Vereinbarung statt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Adelheid Mers´ »Diagrammatische Schablonen« leiten sich aus hochgradig komprimierten Texten zu Kunst und Kultur und Gesprächen, vor allem mit Künstlerinnen, ab. Gleichzeitig enthalten sie die Aufforderung, in neuen Gesprächen performativ, experimentell und spielerisch entfaltet zu werden. Deshalb sind Workshops, in denen Besucher in die Diagramme eingeführt werden, um sie dann gemeinsam aktiv zu erproben, ein elementarer Bestandteil dieser Ausstellung.
Drei Module werden angeboten. »The Fractal 3-Line Matrix« ist ein zweidimensionales Werkzeug, das nicht-hierarchische Formen der Informationserfassung visualisiert. Im Workshop wollen wir die multiplen Funktionen der Schablone an einem Textbeispiel ausprobieren. Teilnehmer werden lernen, die in der Matrix enthaltene Methode selbständig anzuwenden oder auch abzuwandeln.
Das dreidimensionale Modul »The Braid« lädt dazu ein, gesellschaftliche, wissenschaftliche und kreative Bedingungen, unter denen Teilnehmer des Workshops selbst alltäglich agieren, synergistisch zu betrachten. Teilnehmer aus dem Kulturbereich, die in künstlerischen, kritisch-theoretischen und verwaltend-leitenden Positionen arbeiten, sind eingeladen, ihre Beobachtungen in rotierenden Zweiergruppen in die Schablone einzuschreiben.
Das Workshop Modul »Performative Topologien« ist als Spiel- und Bewegungslabor konzipiert. Anders als in den beiden anderen Workshops ist der Ausgangspunkt hier ein rein sprachlicher Algorithmus. Dieses Modul stellt die Frage, wie die Präsentation eines imaginären Objekts unter rapide wechselnden Perspektiven (z. B. Vorstellen und Beschreiben, Skizzieren und Notieren, sowie gestisches Darstellen) zum Verständnis eigener Wertfindung beiträgt. Hier entsteht dann sozusagen ein räumliches Diagramm aus der gemeinsamen Performance, die den Workshop abschließt.
Durch ihre Beiträge zu den Workshops unterstützen Teilnehmer einerseits die Künstlerin in der Weiterentwicklung ihrer Arbeit, der Performativen Diagrammatik - andererseits haben sie die Möglichkeit, eigene Wahrnehmungs-, Wertungs-, Denk- und Darstellungsprozesse aktiv auszutesten und mit anderen zu teilen.
Mit freundlicher Unterstützung der bezirklichen Förderfonds der Senatsverwaltung Kultur und Europa und dem Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar
Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Ansicht
Kontrastansicht aktiv
Kontrastansicht nicht aktiv
Wechsel der Hintergrundfarbe von Weiß zu Schwarz
Darkmode aktiv
Darkmode nicht aktiv
Fokussierte Elemente werden schwarz hinterlegt und so visuell hervorgehoben.
Feedback aktiv
Feedback nicht aktiv
Beendet Animationen auf der Website
Animationen aktiv
Animationen nicht aktiv