Podcast

Seit mehr als 100 Jahren ist Radio ein Medium des Hörens – und zwar weltweit. Damit beschäftigt sich der sechsteilige Podcast “Listening to the World  100 Jahre Radiokunst”. Alle sechs Folgen wurden auf Deutschlandfunk Kultur gesendet und sind nun auch online in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt zu hören!

Radio begleitet den Alltag von Menschen auf der ganzen Welt – und das seit den 1920er Jahren. Das Radio bereichert unser Wissen, spiegelt Gesellschaft und Politik und sorgt für Unterhaltung. Es verbreitet aber auch Propaganda und Desinformation oder verbreitet Botschaften des Widerstands.

Der Podcast “Listening to the World  100 Jahre Radiokunst” blickt zurück auf 100 Jahre unterschiedliche radiophone Hörkulturen und lauscht über Ländergrenzen hinweg – verbindet Erfahrungen und Geschichten über das Radio transkulturell.

Zwischen 2023 und 2024 reiste Professorin Nathalie Singer zusammen mit Frederike Moormann und Lefteris Krysalis in drei verschiedene Regionen der Welt: nach Montevideo in Südamerika, nach Sagada in Südostasien und nach Johannesburg im südlichen Afrika. Vom Goethe-Institut eingeladen und unterstützt durch die lokalen Kurator*innen Florencia Curci, meLê yamomo und Masimba Hwati, veranstalteten sie jeweils fünftägige Bauhaus.Listening.Workshops mit diversen Klang-Expert*innen.

In dem Podcast “Listening to the World - 100 Jahre Radiokunst” sind diese Menschen und ihre Geschichten zu hören. In sechs Folgen wird die Geschichte des Radios und des Zuhörens erzählt – mit Interviews, Klängen und Performances aus den Workshops und der beteiligten Künstler*innen des Projekts “Listening to the World”. Sie können in voller Länge auf der interaktiven Website “Transcultural Listening Map” unter listeningmap.de nachgehört werden.

Hier geht’s zum Podcast: https://www.hoerspielundfeature.de/listening-to-the-world-1-6-radionetzwerke-und-machtstrukturen-100.html

Zu den einzelnen Folgen:

Listening to the World (1/6) - Radionetzwerke und Machtstrukturen

Kabel, Masten, Satelliten - Radiotechniken und ihre Infrastrukturen sind überall. Und doch nehmen wir sie nur selten wahr. Host Yana Adu betrachtet gemeinsam mit Filmemacher Riar Rizaldi und Radiokünstler Alejo Duque dieses weltumspannende Netzwerk und seine koloniale Geschichte. Der Sender "Radio Malabar" im heutigen Indonesien wurde im Auftrag einer Kolonialmacht erbaut: 1923 von den Niederlanden, unter Ausbeutung der lokalen Bevölkerung. Auch die Funkstrecke, die 1914 zwischen Namibia, Togo und Deutschland eingerichtet wurde, diente der Festigung der deutschen Kolonialherrschaft.

Listening to the World (2/6) – Radio im Widerstand

Einen eigenen Radiosender zu bauen und zu betreiben, ist verhältnismäßig einfach. Diese Tatsache haben sich Widerstandsbewegungen in verschiedensten politischen Systemen und Zeiten zunutze gemacht. So betrieb die Guerillagruppierung FARC auf den Bergen Kolumbiens jahrzehntelang ein ganzes Netzwerk von Sendern. In Indonesien gab und gibt es eine große Amateurfunkszene. Und selbst staatliche Sender des Apartheid-Regimes in Südafrika sendeten subversive Botschaften. Widerstandsbewegungen erschaffen flüchtige radiophone Räume, die Platz schaffen für Gemeinschaftsbildung, politische Utopien und soziale Allianzen.

Listening to the World (3/6) - Der Erde zuhören

Der Kolonialismus basiert auf der Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung von Mensch und Natur. Dabei wurden oft Erinnerungen, Wissen und Geschichten unterdrückt. Das Radio ist oft ein Instrument, solche Geschichten wieder freizulegen. Guely Morato, Victor Mazon und Cynthia Marangwanda arbeiten künstlerisch und aktivistisch. Sie schlagen vor, hinzuhören: Wie klingen Lithiumminen in Bolivien, in denen bis heute Naturressourcen ausgebeutet werden? Was hören wir am Grab eines englischen Kolonialherrschers, das in Simbabwe auf einem der heiligen Matobo-Berge liegt?

Listening to the World (4/6) - Die freie Radio-Szene

"Radyo Sagada" auf den Philippinen, "Radio Caso” und "La Voz Indigena" in Argentinien - Communityradios vernetzen weltweit Menschen in der Nachbarschaft. Sie hinterfragen hegemoniale Strukturen und geopolitische Territorien. Sie bilden Koalitionen. Häufig kämpfen sie mit dem Prekariat. Manchmal auch mit der Zensur. Klangkünstlerin Florencia Curci und Radiomoderatorin Tendayi Chakanyuka analysieren diese Prozesse "von unten" und das, was sie hervorbringen: Vielfältige Klanglandschaften und Radio- Utopien.

Listening to the World (5/6) - Den Archiven zuhören

Wie geht man mit immateriellen Kulturgütern um, zu denen auch mündliche Überlieferungen gehören? Zum Beispiel mit kolonialen Tonaufnahmen, von denen sich die meisten immer noch in europäischen Archiven befinden? Ethnomusikologe LaVerne de la Peña fordert einfache Zugänge zu den Archiven. Das Stichwort 'Restitution' meint meist die Rückgabe geraubter Objekte. “Ich will aber nicht die Objekte zurück. Ich will die Geschichten zurück," sagt Spoken Word Artist und Poetin Nesindano Namises. Wie lässt sich auf Grundlage indigener Traditionen Archivierung neu denken?

Listening to the World (6/6) - Jenseits des Hörbaren

Wie sehen kollektive Hörerfahrungen aus, die ihren Fokus auf globale Gerechtigkeit legen? Wie können Gemeinschaften mit Radiotechniken und -praktiken Grenzen überwinden und transkulturelle Räume schaffen? Moderatorin Duduzile Masuku, Musikerin Rani Jambak und Radiomacher Rodrigo Ríos Zunino sprechen über zirkuläre Feedbackschleifen und darüber, das alles mit allem verbunden ist. Und sie imaginieren eine Zukunft, in der wir einander aktiv zuhören. Nicht nur mit den Ohren, sondern mit den ganzen Körpern. Um dann andere - neue und antikoloniale - Geschichten zu erzählen. Für uns selbst und für alle, die da vor uns waren und die nach uns noch kommen werden.

Listening to the World. 100 Jahre Radiokunst

Eine Serie von Nathalie Singer, Lefteris Krysalis und Frederike Moormann
Host: Yana Adu
Kuratorische Mitwirkung: Florencia Curci, Masimba Hwati, meLê Yamomo
Mit: Riar Rizaldi, Alejo Duque, Dieter Daniels, Naledi Chai, Sekibakiba Lekgoathi, Tendayi Chakanyuka, Cynthia Marangwanda, Guely Morato, Victor Mazon Gardoqui, Masimba Hwati, Florencia Curci, Duduzile Masuku, Ntone Edjabe, Gwen Gaongen, La Voz Indigena, Nesindano Namises, LaVerne C. de la Peña, Reginald Tinavapi, Siviwe James, Rani Jambak, Rodrigo Ríos Zunino, meLê yamomo
Kompostion: Guely Morató, Victor Mazon Gardoqui, Rani Jambak, Rodrigo Ríos Zunino, Cynthia Marangwanda, Damien Marcus, Alejo Duque, Riar Rizaldi
Regieassistenz: Paul Haeberlin
Projektleitung: Nathalie Singer, Petra Roggel, Marcus Gammel
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/Bauhaus-Universität Weimar/Goethe-Institut/Haus der Kulturen der Welt 2024