Der Sound hinter den Fakten
Radiogespräch mit Tobias Barth über Handwerk, Subjektivität und Rebellion im Radiofeature
Natürlich gibt es das schon lange: Das DIY-Video „How to make a radio feature“. Das ist gut so oder zumindest unvermeidbar. Aber lernt man so das Feature-Machen? Die Erfahrung lehrt, dass es Anbindung braucht: Zum Beispiel an eine Redaktion, die gute Stücke will, Talente fördert und Experimente wagt. Diesen Anspruch aufrecht zu erhalten trotz Spardruck und Medienwandel ist das alltägliche Geschäft des Redakteurs, wie Tobias Barth es versteht. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er für die Feature-Redaktion von MDR KULTUR - und kennt als freier Mitarbeiter das Gefühl auf beiden Seiten des Schreibtisches: Als Redakteur und als Autor, letzteres auch für andere ARD-Anstalten. Seine Stoffe kreisen um Zeitgeschichte („Mein Großvater und die SS“) und Literatur („Das Spätwerk Friedrich Dürrenmatts“), um Gesellschaftsthemen („Reinheitsgebote. Eine deutsche Tugend“) und gern auch um die etwas abseitigen Dinge des Alltags („Dachbodengeschichten“).
„Feature ist storytelling, ist der sound hinter den Fakten. Gut ist es dann, wenn es uns zum Innehalten zwingt.“ Das ist mal so ein Credo. Genau wie „Feature ist Unterhaltung mit Haltung“. Aber löst sich das ein, wenn zunehmend das Handwerk verloren geht, wenn Laberpodcasts die Budgets auffressen und Rebellion ein Fremdwort wird in all dem furchtsamen Bestreben nach vermeintlicher Objektivität? Ein Radiogespräch über das künstlerische Radiofeature und den Bedarf nach gut gemachten Audios in der Podcast-Welt.
Zeit: 18.01.21, 20-22 Uhr
Ort: bauhaus.fm (106,6 MHZ oder im livestream)
Tobias Barth ist in Halle aufgewachsen, hat dort als Industriekletterer gearbeitet, eine Tischlerlehre gemacht und in Jinja (Uganda) in einem Waisenhaus Freiwilligendienst geleistet. Studium Medienwissenschaften, Germanistik und Theaterwissenschaft in Leipzig und Basel. Ab 1998 als Autor und Regisseur für verschiedene ARD-Anstalten tätig, Spektrum vom online-Artikel über tagesaktuelle TV-Beitrage bis zur „Langen Nacht“ im Deutschlandfunk. Seit 2001 engagiert als freier Mitarbeiter Redakteur im „Künstlerischen Wort“ bei MDR KULTUR. Produzent von Hörbüchern und Audioguides, Kurator und Moderator von Veranstaltungen, Dozent an Hochschulen. Ausgezeichnet u.a. mit dem Deutsch-Tschechischen Journalistenpreis und dem Kurt-Magnus-Preis der ARD.