Moordunkel
Ein Hörspiel von Maria Antonia Schmidt nach einer surrealistischen Kurzgeschichte von Michael Ende
Die Mutter hockt auf dem Tisch und kaut. Schnarchend gebiert sie drei Kinder. Der Knabe ist tot. Der Vater geht in den Stall und betrinkt sich. Draußen geht der Same auf, blüht und verwelkt. Die Kühe kauen wie die Mutter. Die Mutter schnarcht und gebiert weitere Kinder. Der Vater betrinkt sich. Der Same geht auf, blüht und verwelkt.
Diese surrealistische Kurzgeschichte nach Michael Ende hat wenig von der kindlichen Märchenhaftigkeit die wir aus der Unendlichen Geschichte oder Momo her kennen. Ende schrieb neben all seinen bekannten Kindergeschichten auch Kurzgeschichten für Erwachsene. Angelehnt an die Zeichnungen seines Vaters Edgar Ende, der als surrealistischer Maler galt, schreibt er in metaphorischen Bildern über das Leben selbst, die Verzweiflung, all die Wunder und lebendigen Absurditäten die es in sich birgt..
Moordunkel ist das Gesicht der Mutter ist eine von 30 Kurzgeschichten aus seinem 1990 beim deutschen Taschenbuch Verlag veröffentlichten Buch Der Spiegel im Spiegel, ein Labyrinth.
Inspiriert durch diese Kurzgeschichte entstand das Hörspiel Moordunkel im Sommersemester 2010 am Lehrstuhl für experimentelles Radio an der Bauhaus Universität Weimar. Die Soundebene lässt sich grob in 2 Ebenen unterteilen, die Musikalische und die Narrative. Wobei auch hier nicht immer klare Linien gezogen werden können. Das Cello funktioniert zweispurig, es wird als Musikalisches Instrument eingesetzt, aber auch um gewohnte Klänge auf abstrakter Ebene zu ersetzen, wie etwa Schreie, Presswehen, Schritte, Schnarchen u.s.w..Organische Geräusche wie Kauen, Schlürfen, Spucken und Schnarchen erhalten besondere Aufmerksamkeit um die menschliche Körperlichkeit und deren Vergänglichkeit auf erbärmlich reduzierte, skurrile und gleichzeitig melancholische Weise zu erzählen.
Ein aufs wesentliche reduzierter Kreislauf des Lebens wird hier geschaffen, den Ende am Ende nicht zu öffnen wagt.
Titel: Moordunkel
Autor: Michael Ende
Produktion: Maria Antonia Schmidt
Regie: Maria Antonia Schmidt
Sounddesign: Maria Antonia Schmidt
Cello: Elisabeth Fügemann
Piano: Maria Antonia Schmidt
Studiotechnik: Frithjof Rödel
Sprecher: Martin Schink, Maria Antonia Schmidt
Länge: ca. 10min.
Betreuung:
Andreas Feddersen, Mario Weise
Lehrstuhl für experimentelles Radio
Bauhaus Uni Weimar 2010