Das künstlerische und diskursive Programm von »Listening to the World – 100 Jahre Radio« bietet Geschichten und Perspektiven zu diversen Klangrealitäten, Praktiken des Hörens und des Radiomachens. Am Wochenende vom 21. und 22. Oktober, jeweils ab 12 Uhr, finden im Haus der Kulturen der Welt Präsentationen von Sound- und Radiokünstler*innen, Expert*innen und Wissenschaftler*innen statt. Elizabeth Enriquez taucht in ihrem Vortrag in die 100-jährige Radiogeschichte auf den Philippinen ein. Eine Gesprächsrunde mit Radioaktivist*innen erzählt, wie freies Radio für Protest und Widerstand in Simbabwe, Indonesien oder Kolumbien genutzt wird. Expert*innen tauschen sich aus zur Rolle des Radios und des Zuhörens, wenn Machtstrukturen über geopolitische Grenzen hinweg erweitert werden, wie das von Deutschland aus mit Namibia, von der DDR aus mit Chile, oder von den USA aus mit den Philippinen geschehen ist.
Riar Rizaldi aus Indonesien stellt seinen Film »Tellurian Drama« vor, der den Einsatz von Radiotechnologie im Kontext der Kolonisierung Indonesiens behandelt. In »Bauhaus.Listening.Workshops« können Besucher*innen an einer angeleiteten Radio-Meditation teilnehmen oder Radiosendungen und Fieldrecordings von indigenen Communities Boliviens im Kampf gegen Unterdrückung erleben, live dargeboten von der Klangkünstlerin Guely Morató Loredo und dem Multimediakünstler Víctor Mazón Gardoqui. Ein Klangspaziergang des Noís Radio aus Kolumbien lädt dazu ein, sich aktiv im Spannungsfeld zwischen erklingenden Radioarchiven und der direkten Umwelt zu bewegen. Die Radiokünstler*innen Florencia Curci, Lefteris Krysalis und Nathalie Singer präsentieren eine Installation aus Klanglandschaften und Radio-Utopien Südamerikas. Der Sound- und Performancekünstler Pisitakun Kuantalaeng verwandelt die klangliche Vielfalt der Protestbewegungen in Thailand in eine Surround Sound Performance und der Komponist und Klangforscher meLê yamomo von den Philippinen widmet sich mit seiner Performance »Interferenzen - koloniales Scheitern im Radio« dem kolonialen Zuhören.
Die Workshop- und Forschungsergebnisse der bisherigen Veranstaltungen und des kommenden Workshops im März 2024 in Johannesburg werden zudem auf einer neuen Wissensplattform, der »Transcultural Listening Map«, gesammelt und liefern wiederum das Ausgangsmaterial für eine Podcast-Reihe auf Deutschlandfunk Kultur und für Produktionen der beteiligten Länder. Eine Preview der Plattform wird ebenfalls im HKW zu erleben sein.
Das detaillierte Programm wird in Kürze hier abrufbar sein: https://www.hkw.de/programme/listening-to-the-world-100-years-of-radio
Weitere Infos zum Projekt finden Sie im Kulturmagazin des Goethe-Instituts »Zeitgeister« finden Sie unter: https://www.goethe.de/prj/zei/de/prj/jhr.html
Erste Snippets aus der »Transcultural Listening Map« können Sie auf der folgenden Website anhören: https://www.goethe.de/prj/zei/de/art/24984063.html
»Listening to the World – 100 Jahre Radio« ist ein Projekt des Goethe-Instituts, der Professur »Experimentelles Radio« an der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar, Deutschlandfunk Kultur und dem Haus der Kulturen der Welt.
Es wird gefördert durch das Goethe-Institut sowie über das Projekt »Neues Europäisches Bauhaus« der Bauhaus-Universität Weimar. Die Entwicklung der »Transcultural Listening Map« wird vom Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar gefördert.
Listening to the World – 100 Jahre Radio
Gespräche, Workshops, Performances, Soundinstallationen, Filmscreenings, DJ Sets
Zeit:
Samstag, 21. bis Sonntag, 22. Oktober 2023, jeweils ab 12 Uhr
Ort:
Haus der Kulturen der Welt (HkW)
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
Mit Beiträgen von:
Ignatius Aditya Adhiyatmaka, BELLA, Florencia Curci, Elizabeth Enriquez, Esteban Ferro, Marcus Gammel, Tatiana Heuman, Masimba Hwati, Lefteris Krysalis, Víctor Mazón Gardoqui, Frederike Moormann, Guely Morató Loredo, Noís Radio, Pisitakun, Refuge Worldwide DJs, Riar Rizaldi, Nathalie Singer, Alfredo Thiermann, meLê yamomo und anderen
Das Projekt »Listening to the World – 100 Jahre Radio« beschäftigt sich anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Radios in Europa mit dem Hören als globales Phänomen. Das Radiohören hat unser Zusammenleben nachhaltig beeinflusst. Radio verbindet Völker und schafft Identität – es wird aber auch zu Propagandazwecken und als Spionage- und Machtinstrument eingesetzt. Das Radio war von Anfang an ein Medium der Globalisierung und spielte in der Kolonialgeschichte eine Schlüsselrolle. Inzwischen hat das Internet das Radio als Medium der globalen Kommunikation abgelöst und neue Audioformate hervorgebracht. Unser Hörverhalten wird umgestaltet. Jede Region der Welt hat ihre eigenen Geschichten vom Zuhören und Weghören, von Gemeinschaften, die sich um das Radio versammeln und wieder trennen. Da Radiowellen jedoch nicht an Landesgrenzen Halt machen, sind diese Geschichten in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden.
Für Rückfragen steht Ihnen gern Romy Weinhold, Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Fakultät Kunst und Gestaltung, telefonisch unter +49 / 36 43 / 58 11 86 oder per E-Mail an romy.weinhold[at]uni-weimar.de zur Verfügung.