Mit dem Titel der Ausstellung greift der Künstler eine Zeile aus dem Gedicht/Song »Supernatural Disaster« des südafrikanischen Dichters Lesego Rampolokeng auf (Das Stück kann auf »Bandcamp« angehört werden unter: kalaharisurfer.bandcamp.com/track/supernatural-disaster ). Mit Rampolokeng verbindet Swinney seit Ende der 1980er Jahre eine lange Zusammenarbeit. Darin bezieht sich der Dichter auf metaphorisch auf den Roman »Die Farm der Tiere«, die als Parabel auf die Geschichte der Sowjetunion gilt. Die vom Volk ausgehende Februarrevolution endetet schließlich in der diktatorischen Herrschaft Stalins. Rampolokeng zeichnet in seinem Gedicht/Song ein düsteres Bild der zerfallenden Farm: »Das Wort zerfällt zu Nullklang.«. Es gibt keinen Dialog – die Stimme des Dichters wird zum Schweigen gebracht.
Dieses Motiv des »Zerfalls« ist der Schlüssel zu einem Großteil der Ausstellung. Das Verschlüsseln und Stören von Signalen ist die Quelle des Videomaterials, bei dem spezielle Chiffrierungen verwendet werden, um den Betrachtenden den Zugang zu verwehren und so den Zweck des Videos aufzulösen. Einige der Videos, die Swinney geschaffen hat, betonen diese Eigenschaft und suggerieren eine unbeabsichtigte oder zufällige Ästhetik – eine Anspielung auf die Glitch Art, in der digitale oder analoge Fehler für ästhetische Zwecke genutzt werden, indem entweder Daten beschädigt oder elektronische Geräte physisch manipuliert werden. Der Kontrollverlust wird kalkulierter Teil des Kunstwerks.
Swinney schlägt den Bogen zur südafrikanischen Historie, in der die Figur des Farmers eine dunkle Geschichte der Ausbeutung und des Leidens erfährt. Er nimmt Bezug zu literarischen Quellen, wie Octavia E. Butlers dystopischem Roman »Die Parabel vom Sämann«, in dem die Autorin das langsame Auseinanderfallen der Staatengemeinschaft der USA heraufbeschwört. Das Motiv des Zerfalls – von Herrschaftsstrukturen und Gesellschaften – sowohl in der ehemaligen Sowjetunion als auch in Südafrika und den USA inspirierte Swinney zu seinen aktuellen Arbeiten.
»Aber heute, heute Abend, sitzen wir machtlos um Kerzenlicht und Akkus herum, und eine unheimliche Stille legt sich wie ein kühler Nebel über uns«, beschreibt Swinney. »Wir haben eine andere Angst. Die Angst vor den Furchtlosen, vor allem vor denen, die außerhalb der zivilen Ordnung stehen ... eine Angst vor dem Zerfall des gesamten sozialen Gefüges. In Wahrheit fürchten wir unser eigenes Volk, seine Untätigkeit mehr als seine Taten. Wir fürchten ihre Inkompetenz und Gedankenlosigkeit. Wir fürchten ihre Gier und Arroganz und ihre herzlose Missachtung der Armen und Ausgegrenzten. Die Kreisläufe veralteter Ideen, die in die Doktrin eingebettet sind, drehen sich ewig. Wiederholung ist der Schlüssel, um dies zum Ausdruck zu bringen. Klanglich ausgedrückt durch den Rhythmus der Tonbandschleife, das Sample «.
Über die Radio Art Residency
Die Radio Art Residency ist ein internationales Stipendienprogramm für künstlerische Praxis im Radio. Die Residenz ist ein gemeinsames Projekt des Goethe-Instituts und Experimentellen Radios an der Bauhaus-Universität Weimar in Kooperation mit der Hochschule für Musik Franz Liszt, Deutschlandfunk Kultur, der EIGENHEIM Weimar/Berlin und der ACC Galerie Weimar. Ziel des Stipendiums ist es, die unabhängige und ergebnisoffene künstlerische Arbeit zu fördern und die Realisierung neuer künstlerischer Werke zu unterstützen. Von der Nutzung des Radios als Ausstellungsraum für künstlerische Arbeiten bis hin zur Nutzung von Radio als Medium der Echtzeit bietet die Residenz vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten der künstlerischen Praxis.
»Mutant Farmyard Activities« – Video/Sonic Art
Ausstellungseröffnung mit Führung durch den Künstler:
Samstag, 3. Dezember 2022, 19 Uhr
Performance:
Freitag, 9. Dezember 2022, 19 Uhr
Ausstellungsdauer:
4. bis 15. Dezember 2022
Ausstellungsort:
Galerie EIGENHEIM Weimar
Asbachstraße 1
99423 Weimar
www.galerie-eigenheim.de
Weitere Informationen zur Radio Art Residency finden Sie auf der Website des Projekts unter
https://www.uni-weimar.de/projekte/radioartresidencyweimar/
Für Rückfragen steht Ihnen gern Eleftherios Krysalis, Projektkoordinator der Künstleresidenz, per E-Mail an eleftherios.krysalis[at]uni-weimar.de zur Verfügung.