Prof. Barbara Nemitz
Ulrike Mohr
Gäste: Elke Fallat, Sven Kroner, Sabine M. Kunz
Mit dem "Grünen" verbinden sich Natur, Landschaft, Gärten und Vegetation. Inzwischen steht das Thema in einem Diskurs, der sich um weit mehr dreht, als mit diesen Begriffen gemeinhin angenommen wurde. Es geht um das Leben an sich. Mit dem Titel des Projektes "Green Shuttle" verbindet sich ein internationaler und interdisziplinärer Austausch über "grüne" Themen. Dazu wurden Kontakte zu unseren Partnerhochschulen in New York und Tokio vertieft, sowie weitere zu Künstlen und Wissenschaftler aufgenommen.
Medien, Philosophie, Politik und naturwissenschaftliche Disziplinen widmen sich Bestandsaufnahmen und Visionen zu den Fragen unserer Existenz. Beeindruckende und aufwendigste Experimente wie "Cern", die Inbetriebnahme des weltweit mächtigsten Teilchenbeschleunigers in Genf, erforschen die Entstehung des Universums und damit die Grundlagen des Lebens.
In der Kunst ist der Bezug zum Leben eher ein direktes "Einbeziehen des Lebens" und war seit den Dadaisten immer wieder ein zentrales Anliegen. Es wurde in unterschiedlicher Weise angegangen. Mal geht es um das urbane Leben, mal um die Landschaft und die Natur als Sujet. Als Ort und "Material" rücken Natur und Landschaft seit den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ins Zentrum des Interesses. Mit Beginn der 90iger Jahre findet dann der Sprung in die Nachbarschaft zur Gartenkunst, Biologie und Botanik statt. Vegetation wird als künstlerisches Medium eingesetzt, dabei finden wissenschaftliche Vorgehensweisen Eingang ins künstlerische Handlungsrepertoire.
"Kunst vermittelt Wissen und Kunst produziert Wissen. Wissenschaftliche Methoden und künstlerische Arbeiten ? so oppositionell sie auch erscheinen mögen ? haben mitunter mehr gemein als auf den ersten Blick angenommen: Begriffe wie Recherche, Analyse, Argumentation und Darstellung markieren und formieren sowohl wissenschaftliche als auch künstlerische Verfahrensweisen.
Auch Intuition, der Zufall und ein Unvorhersehbares, die Imagination und das Experimentieren spielen in beiden Feldern eine zentrale Rolle. (...) Die Kunst war und ist aber immer auch eine kritische Begleiterin und Beobachterin wissenschaftlicher Forschungen und Erkenntnisse; in und mit ihr werden Forschungsmotivationen und -ergebnisse kommentiert und interpretiert, und mitunter auch die Belegkraft von Bildern in Frage gestellt." (Vorwort zur Ausstellung Bild/Macht/Wissen, Galerie 5020, Salzburg 2008)
Das Projekt bot den Rahmen für die experimentelle Entwicklung der eigenen künstlerischen Arbeit zum "grünen" Thema in einem weit gefassten Sinn. Dabei ging es nicht um die Lösung der allgemeinen Problemstellungen des Lebens, sondern um die für die künstlerische Arbeit (Forschung) interessanten, hintergründigen, oft subversiv entwickelten Themen.
In offener Medienwahl, Einzel- oder auch Gruppenarbeit waren unterschiedlichste künstlerische Werkformen denkbar. Klassische Medien wie die Malerei, Zeichnung, Fotografie waren ebenso möglich, wie Arbeiten mit Vegetation im Innen- und Außenraum, Web-basierte Arbeiten, oder partizipatorische Werke.
Projektpräsentation
an der Bauhaus-Universität Weimar im WS 08/09
betreut von Professorin Barbara Nemitz und Ulrike Mohr
Tom Ackermann
Veit Gößler
Verena Hahn
Peter Koro
Adam Noack
Karolin Reichardt
Jennifer Stelco
Haruka Takahashi
Philipp Valenta
Florence von der Weth
Künstlergespräch / workshop "Witterung"
Sven Kroner, Malerei
Der Vortrag des Künstlers Sven Kroner (D) *1973, fand im Rahmen der Vortragsreihe des Projekts Green Shuttle am 17. Dezember 2008 statt. Am Tag darauf wurden mit ihm Arbeiten der Studierenden in Form eines Workshops besprochen.
Zur Malerei von Sven Kroner: Auf großen Formaten sind eindrucksvolle Landschaften zu sehen, Gebirge, Wälder, ... Natur oft mit einem Blick des Mediums Film: in der Totalen. Dem Betrachter wird ein Überblick gewährt, in dem er umherschweifen und nach und nach detailreiche Entdeckungen machen kann.
?Die Landschaften gehören in unsere Zeit, eine Zeit in der LANDSCHAFT nicht mehr automatisch mit romantischen Vorstellungen verbunden ist. Die Menschen haben die Landschaften eingenommen und davon Besitz ergriffen. Selbst wenn keine menschlichen Figuren darin enthalten sind, deutet der Künstler durch Fußspuren oder Objekte darauf hin, dass Menschen diese Landschaft bewohnen.? (Merel von Tilburg)
Über all der Weite der Natur scheint aber auch ein unbestimmter Zweifel zu liegen. Fragen nach bevorstehenden oder überstandenen Dramen stellen sich.
Seine Werke erfuhren bereits in zahlreichen Ausstellungen internationale Beachtung. Einzelausstellungen waren u. a. zu sehen in der Galerie Fons Welters, Amsterdam, Galerie Anne de Villepoix, Paris, Sies + Höke, Düsseldorf, Yvon Lambert, New York.
"observing beast, time, evolution - Kunst und Naturwissenschaft"
Bericht und Diskussion zur gleichnamigen Ausstellung der beiden Kuratorinnen
Vortrag von Elke Falat und Sabine M. Kunz im Rahmen der Vortragsreihe ?Green Shuttle?
Was ist Leben? Wie lange reichen unsere fossilen Ressourcen? Was ist Zeit? Wer verantwortet den Klimawandel? Dürfen wir in die Evolution eingreifen? Fragen zu Naturkatastrophen, Genforschung oder Artensterben waren lange Zeit den Naturwissenschaften vorbehalten - heute werden sie auf politischer und wirtschaftlicher Ebene verhandelt. Ihre Brisanz lässt sich nach dem jüngsten UN-Klimabericht auf die Frage zuspitzen: Ist die Erde noch zu retten?
In einer Ausstellung des Kunstvereins Hildesheim in Kooperation mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum unter dem Titel ?Observing beast, time, evolution - Kunst und Naturwissenschaft? stellten sich über ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart diesen aktuellen Fragen der Zeit.
Bezugspunkt für die Auseinandersetzung der Künstlerinnen und Künstler mit diesem Thema war die erdzeitgeschichtliche Sammlung im Roemer- und Pelizaeus-Museum. Beginnend mit dem Urknall, wird hier die Entstehung allen Lebens mit Mineralien, Knochenfunden und fossilierten Skeletten vermittelt. Realisiert wurden schließlich Arbeiten mit den unterschiedlichsten Medien.
Die in der Ausstellung gezeigten Künstler arbeiten seit vielen Jahren im Kontext der Naturwissenschaften. Sie bedienen sich wissenschaftlicher Methoden für eigene fiktive Dokumentationen. Sie schlüpfen in die Rolle von Amateurforschern, die Bienenkästen aufstellen, Paradiesvögel anlocken oder Gendaten sammeln. Sie inszenieren Expeditionen an die Ränder der Erde mit der Verve eines Forschers oder archivieren Bäume, Unkräuter und Insekten im städtischen Raum. Wie es der Titel andeutet, beobachten sie Tiere, reflektieren die vergehende Zeit und widmen sich subtilen Veränderungen in unserer Umwelt
Vorgestellt wurden Arbeiten der Ausstellung von: Mark Dion, Frank Hesse, Katie Holten, Sanna Kannisto, Ursula Hansbauer & Wolfgang Konrad, Künstlerkollektiv finger, Jochen Lempert, Ariane Michel, Helen Mirra, Jürgen Stollhans & Federico Geller, Susan Turcot, Lois & Franziska Weinberger.