Probelauf 2014/15
Wege zu eigenständigem künstlerischen Handeln (2020)
Die Pandemie fordert uns heraus, die technische Ungeübtheit zu überwinden und uns den Herausforderungen der digitalen Möglichkeiten zu stellen. Im Projekt wurde versucht mit unbekannten medialen Mitteln kreativ und erfinderisch sowohl in den virtuellen wie auch in realen Räumen zu arbeiten. Dabei lernten wir uns auf neue Weise zu begegnen und gemeinsam verschiedene e-Formate zu erproben. Die Pandemie zwang uns im Mai 2020 zu absoluter Isolation in unsere Wohnungen. 'Home-office' und 'online-Lehre' waren die neuen Vokabeln. Wir stellten daher den direkten Kontakt über Videochats her, zeichneten, diskutieren, lachten und präsentierten in unseren privaten Räumen virtuell miteinander.
Mitwirkende:
Anna Cramer, Anna Danenaite, Natalia Chávez Hoffmeister, Simone Krüger, Celine Loesche, Josefin Schmidt, Sarah Spitzer, Katharina Stangl, Anni Wolff, Lia Ziebell
Lehrende: Francis Zeischegg (künstlerische Praxis im LAK)
Tutorin: Lia Ziebell
e-Tutorin: Anna Danenaite
Website: Lea Münnich, Lia Zibell, Anni Wolff, Jakob Hüttmann, Francis Zeischegg
Die Vermessung des Alltags
Was heißt es in einer standardisierten Welt zu leben? Wie viel Freiraum, bzw. Platz für andere Stimmen, Positionen und Praxen gibt es innerhalb dieser normativen Umwelt? Wie werden Nicht-Standards zu Standards und wie können sich gestalterische und architektonische Praxen emanzipieren? Wie kann Kunst die sich seit Jahrhunderten etablierenden architektonischen Standards hinterfragen und darüber informieren?
Das Projekt »Die Vermessung des Alltags« war Teil des Bauhaus-Semesters und hatte zum Gegenstand, im Rahmen des Kongresses einen sogenannten »Kritischen Gedankengang« zu einem der dezentralen, historischen Orte in Weimar zu organisieren und zu moderieren. Der Besuch im drei Kilometer von Weimar entfernten Neufert Haus wurde vom Projektteam durch eine außerordentliche Busfahrt, durch performative Stadt- und Hausführungen sowie durch Präsentationen, Ausstellungen und Veranstaltungen vor Ort mit Inhalt gefüllt.
Mitwirkende im Bauhaus-Sommersemester 2019: Natalia Chávez-Hoffmeister - Diego Carvallo - Thorsten Dorn - Cosmo Hartung - Farina Kerner - Celine Lösche (Studierende aus den Fachgebieten LAK und Architektur/Urbanistik)
Projektleitung: Francis Zeischegg
Gestaltung und Realisierung der Broschüre: das Projektteam.
© copyright – alle Rechte vorbehalten
Die Broschüre ist erhältlich in der Fakultät Kunst und Gestaltung im Sekretariat Kunst / Lehramt Kunst (und bei Francis Zeischegg).
I SEE YOU
Mit „I SEE YOU ... Identitäten in den Räumen der Kunst” begann ein Dialog, den wir mit ausgewählten Künstler*innen-, Gestalter*innen- und Vermittler*innen-Persönlichkeiten in Weimar, in Berlin und in Ulm / Stuttgart führten. Aus diesen Begegnungen, den Links wie der intensiven Analyse der geführten Interviews gingen Impulse hervor, die den Ausgangspunkt für die künstlerischen Experimente und Produktionen im Projekt bildeten und die jeweils zum Ende des Semesters, aber auch zu einer Ausstellung im Rahmen des Kongresses "Denkraum Bauhaus" im September 2019 (Bauhaus 100) gezeigt wurden.
"I SEE YOU... Identitäten in den Räumen der Kunst" ist ein interdisziplinäres Projekt, das seinen Anfang in der Kooperation zwischen Francis Zeischegg und Andrea Dreyer nahm und die Befragung des je individuellen Selbstverständnis der Teilnehmenden als Künstler*innen, Gestalter*innen und Vermittler*innen sowie die daraus resultierende Selbstbefragung zum Ziel hatte. Francis Zeischegg arbeitete mit Studierenden aus den Studiengängen LAK (Lehramt Kunsterziehung), VK (Visuelle Kommunikation) und MKG (Medienkunst Mediengestaltung) an der Fakultät Kunst und Gestaltung über drei Semester zusammen. Die künstlerischen Impulse, die Ausstellungen und die Exkursionen sind auf der Website dokumentiert.
Projektleitung: Francis Zeischegg / verantwortlich für die künstlerische Praxis im Lehramt Kunst
Seminarleitung: Prof. Dr. Andrea Dreyer / Kunst und ihre Didaktik
Teilnehmer*innen: Aimee Patts, Emmy Klaus, Jonathan Roethe, Lia Ziebell, Lea Münnich, Julia Rentsch, Frederieke Schmidt, Laura Wiemers, Thomas Steinmüller, Lara Hann, Zhaoyue Fan, Ruojin Yen, Paula Hennersdorf, Reka Gasparova, Jeremy Eichler, Caroline Trümmer
Wahrnehmen – (an)Ordnen
Wahrnehmungslabor »Störung im System«
Im ersten Semester des kunstpädagogischen Studiums, wird ein künstlerisch-gestalterisches Grundlagenprojekt mit dem Titel: Störung im System angeboten. Es soll als Experimentierfeld für Wahrnehmung und exemplarisch dem Untersuchen von Dingen und Sachverhalten im Alltag dienen.
Grundlagen der künstlerischen Praxis und Gestaltung werden praktisch und wahrnehmungs-theoretisch im direkten Austausch mit Material und mit dem eigenen Körper im Raum verhandelt. Es geht darum zeitgenössische Kunst, Strategien der Kunst aber auch technische Grundlagen der Gestaltungsfächer und der Kunst kennen zu lernen. Teil davon sind experimentelle, performative wie Gruppen-orientierte Impulsübungen und eine erste eigenständig künstlerisch ausgeführte Projektarbeit, die am Ende des 1. Semesters in einer Ausstellung präsentiert wird.
Projektleitung: Francis Zeischegg
Wahrnehmen: Einfach-Komplex
Broschüre zum Projekt »Störung im System« mit Arbeiten von Studierenden im ersten Semester 2017/18 und 2018/19
Mit Texten von Nicole Bucklisch, Jason Schmidt, Cosmo Hartung, Natalia Paz Chavéz-Hoffmeister, Sandra Pehle, Celine Loesche, Francis Zeischegg
Fotos: Elise Weiland, Nicole Bucklisch, Francis Zeischegg
Grafikdesign – Konzept: Vanesa Yerpes
© copyright – alle Rechte vorbehalten
Die Broschüre ist ab Februar 2021 im Sekretariat Kunst der Fakultät Kunst und Gestaltjung erhältlich (Schutzgebühr).
Abschlussarbeiten
Alltag dekonstruieren, transformieren.
Im Zeitalter digitaler Vernetzung ist es möglich, scheinbar jeglicher Information in Sekundenschnelle habhaft zu werden. Alles scheint perfekt, ohne Fehler und ohne Makel zu sein. Es ist üblich Bilder und Texte mit Copy und Paste aus dem Internet herunter zu laden und in eigene Texte und Bilder zu überführen. Dahingegen lässt sich das Vorhaben, eine Box aus Holz zu bauen oder einen Kopf mit Acryl oder Eitempera auf eine Leinwand oder ein Blatt Papier zu malen, nicht mit Copy und Paste bewerkstelligen und birgt zudem so manche Überraschung. Fehler und Störungen begleiten den Prozess des Machens und führen so zu unvorhersehbaren Ergebnissen.
Im experimentellen Umgang mit Farbe und plastischen Elementen im Raum, wird künstlerisches Arbeiten erprobt, wie auch visuelle Wahrnehmung trainiert. Dabei erschließen sich Wege zu einer individuellen, künstlerischen Arbeit. Anhand von praktischen Übungen werden grundlegende Fragen zu Farbe und Raum erörtert, sowie Ansätze malerischen, bildhauerischen und konzeptuellen Arbeitens diskutiert.
Francis Zeischegg
Grau
Der Farbe ›grau‹ eilt oft ein gar grausamer Ruf voraus – sie sei gängiges Synonym für Monotonie (Alltag, Systemabläufe), Hässlichkeit, Farblosigkeit, Hoffnungslosigkeit etc., etc. – es gibt jedoch viel Interessantes ›Grauwertiges‹ aus der Welt der grauen Wunder, das diese Farbe in ganz neuem Lichte erstrahlen lässt. Dynamisch wurde in aufregende Grauzonenwelten vorgedrungen: Es entstanden Farbtafeln mit Grauwertverläufen, Mosaike unterschiedlicher Grautonprovenienz und abstrakte Bilder. Ja, es gibt Milliarden von Grautönen, von Grüngrau zu Blaugrau, von Hellockergrau zu Dunkelgelbschwarzgrau, von Graugrau zu…
Franz Klug und Johann-Martin Krämer
Welche Grauwerte entstehen, wenn kleine Störungen in einen Text einbaut werden?
Die Schriftfarbe und Art bleibt gleich, doch mal ist etwas fett, mal kursiv, mal wurde der Abstand geändert u.a. Mal sind es nur einzelne Buchstaben, die eine Störung hervorrufen, mal ganze Wörter oder Sätze. Durch verschiedene Störungen werden dem Auge unterschiedliche Grauwerte vorgetäuscht. Wie auch hier anhand des Zitats von Georg Bernhard Shaw »Auch Schlafen ist eine Form der Kritik. Vor allem im Theater« zu sehen ist.
Johanna Lehmann
Im Rahmen des Kurzprojekts »Freie Kunst« wurden die Freiheit und Lösung von bisherigen Zeichengewohnheiten gefordert. Innerhalb weniger Minuten entstanden hintereinander mehrere blind gezeichnete Portraits. Dabei ertastet der Zeichnende gewissermaßen mit den Augen die Gesichtszüge des Gegenübers und bringt sie unmittelbar aufs Papier – die Spur des Zeicheninstruments in Gedanken mitverfolgend. Nicht zeichnen, was man weiß, sondern das, was man sieht.
Maja Menzel
Störung im System – als plastisches Grundmodell diente die Obstkiste im künstlerischen Prozess.
Obstkisten: Gezeichnet
Interessante Facetten der Kisten zeigen sich, versucht man diese zu zeichnen. Gemeinsam wird an einem Blatt gezeichnet, wobei intervallartig die Positionen der Zeichnenden und somit auch die Perspektiven auf die Kiste wechseln, sodass sich nach und nach die Zeichnungen überschneiden, überdecken und miteinander agieren. Die Oberflächen der Kisten und Faltungen der gezeichneten Papiere führen zu neuen Interpretations- und Bearbeitungsmöglichkeiten: Ein geknicktes Blatt, zwei Zeichnende und ein Motiv: Aus einer Kiste wird eine Faltung.
Isabel Kaminsky
Obstkisten: Rekonstruiert
Die Aufgabe bestand darin, eine oder mehrere Obstkisten zu rekonstruieren und aus den Teilen ein neues Objekt zu bauen. Erlaubt war dabei EIN einziges anderes Material zusätzlich zu der/den Obstkisten zu verwenden. Wobei berücksichtigt werden sollte, dass das Original (Herkunftsobjekt) erkennbar bleibt entweder durch das Material / die Benutzbarkeit (als Behälter) / die Form / die Struktur / die Unebenheit der Oberfläche oder ähnliches.
Claire d’Incau
Wackelkiste
Was passiert, wenn man die starren Tackerklammern einer Holzobstkiste durch Haushaltsgummies austauscht? Jedes einzelne Gummi trägt dazu bei, dass sich die Holzlatten nun zu einem beweglichen Ganzen fügen. Durch die Dekonstruktion eröffnen sich völlig neue Erfahrungen: das eigentlich steife Objekt lässt sich nun verbiegen, drehen, zusammen drücken … Die Bewegung betrifft alle Teile und fordert zum Spielen auf.
Deshalb ist bei dieser Arbeit das Anfassen ausdrücklich erlaubt.
Frederieke Schmidt
Die STÖRUNG IM SYSTEM
Eine Störung im System fällt auf. Etwas ist anders als es sein sollte. Etwas ist anders als man es erwarten würde.
Das Thema wurde hier malerisch umgesetzt. Gemälde hängen an Wänden. So sind sie es gewohnt. Aber was, wenn die Farbe nicht auf dem Bild bleibt? Sie läuft vom Bild, tropft auf das Buch. Doch auch das Buch entkommt. Sollte es nicht, wie auch das Glas, im Bild bleiben? Dort war es ihnen wohl zu langweilig und sie brachen aus ihrer zweidimensionalen Welt, ihrem System, aus. Langeweile – vielleicht ein Grund, um ein System zu stören? Man weiß es nicht.
Isabel Kaminsky
Störung im System
In dieser Arbeit ist die Störung des natürlichen Systems von Leben und Tod gestaltet. Die Verhältnisse zwischen Mensch und Tod wie auch zwischen Mensch und Leben wurden dabei zu zentralen Denkanstößen. Während im Mittelalter der Tod allseits gefürchtet war, integrierte er sich zu Zeiten der Renaissance als einen natürlichen anerkannten Bestandteil jedes Individuums. Heutzutage ist es mit modernsten Techniken in der Medizin möglich, Menschen künstlich am Leben zu halten. Der Tod kann in dem Sinne »überlistet« werden.
Abgeformte Körperteile aus Gips, verbunden durch ein Schlauchsystem setzen sich mit dieser Thematik auseinander. Am Ende bleiben u.a. die Fragen, inwiefern noch von Leben gesprochen werden kann, was dieses ausmacht und ob es richtig ist, dieses zu verlängern.
Sarah Spitzer
Tassenbilder
Die Idee war drei Gemälde anzufertigen und diese im Rahmen der Ausstellung »Störung im System« zu präsentieren. Die drei 40 x 40 cm großen Leinwände sollen eine gewisse Normalität in einen Ausstellungsraum voller künstlich aufgezeigter bzw. produzierter Störungen bringen. Diese »Normalität« wäre demnach gleichzeitig eine Art Störung im ganzen Konzept des Projektes. Es handelt sich bei den drei Gemälden um Acryl auf Leinwand, die das Motiv einer Tasse aufzeigen, die von links nach rechts betrachtet immer unpräziser wird. Die letzten beiden Werke sind durch eine Wisch- und Schwammtechnik entstanden, indem Schritt für Schritt Farbschichten abgetragen wurden.
Claire d'Incau
Werkstatt als Methode
Aus kunstdidaktischer Perspektive wird das Prinzip der Werkstatt in vier verschiedenen Ansätzen interpretiert: Zum einen in Anlehnung an Freinets Atelierräume als Ort oder Raum, der Merkmale einer alltagsnahen Werkstatt mit verschiedenen Arbeitsbereichen aufweist, zudem als Unterrichtsprinzip im Sinne eines experimentellen, selbst gesteuerten und zielorientierten Prozesses mit dem Ziel der aktiven Wahrnehmung und handelnden Aneignung von Wirklichkeit. Des Weiteren ist Werkstatt in Bezug auf den geistigen Prozess ästhetischen Handelns in Auseinandersetzung mit ästhetischen Materialien und damit als nach innen gelagert zu verstehen. Und Werkstatt kann in Anlehnung an Beuys substanziell das Werk selbst sein im Sinne beispielsweise einer Rauminszenierung. Allen Ansätzen gemeinsam ist die Selbststeuerung des bildnerisch-ästhetischen Handelns, die Öffnung von Schule und Unterricht und die herausragende Stellung ästhetischer Erfahrung. Die Umsetzung des Werkstattunterrichtes als didaktisches Prinzip ist grundsätzlich in allen Schulen, unabhängig von den Rahmenbedingungen möglich. Es bedarf einer Reform des Unterrichtes von innen in Hinblick auf das Ermöglichen und Zulassen von entdeckendem, handlungsorientiertem, experimentellem und selbstorganisiertem Lernen. Grundlegende Voraussetzungen bilden eine sich entwickelnde Methoden- und Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler, das Vertrautsein mit offenen Unterrichtsphasen, die bereits gemachte Erfahrung der Selbstverantwortung im Lern- und Arbeitsprozess, sowie die Akzeptanz der Lehrperson als Berater und Beobachter. Ziel der Veranstaltung für Lehrämter der Kunsterziehung soll es sein, Werkstatt im Sinne eines didaktischen Prinzips kennen zu lernen und in gemeinsamer Arbeit verschiedene Werkstattformen konzeptionell zu entwerfen.
Seminarergebnisse:
Museumskoffer
Koffergeschichten – Museumskoffer als didaktisches Medium im Kontext von Vermittlung
Klichi Nagaya Roshi sagt: »Was man nicht erlebt hat, hat man nicht verstanden.« Begreift man (Kunst-)rezeption als einen schöpferischen und konstruktiven Prozess, so vermag sie neben einer aktiven Informationsaufnahme auch zu einer handlungsorientierten und gestalterischen Verarbeitung anregen. Mit Hilfe eines Museumskoffers kann man Kindern und Jugendlichen einen individuellen Zugang zu Werken bzw. Themen ermöglichen, eine entdeckende, neugierige, fragende Haltung initiieren sowie zur ästhetisch-gestalterischen Auseinandersetzung anregen. Ziel des Seminares ist es, Museumskoffer für ausgewählte Ausstellungen zu entwickeln. Dabei soll diskutiert werden, wie man an die Erfahrungswelt von Kindern und Schülern anknüpfen, wie man diese mit den Werken bzw. Themen verbinden und wie man schließlich individuelle Sichtweisen, Assoziationen und Vorstellungen der Rezipienten produktiv machen kann.
Nach einer Auseinandersetzung mit Methoden der Museumspädagogik und einer Annäherung an den Museumskoffer als mobiles didaktisches Medium, gilt es eigene methodische Konzepte zu generieren. Künstlerische Methoden wie Sammeln, Erkunden, Erforschen, Ordnen, Spurensichern, Dokumentieren, Gestalten, Bewahren und Präsentieren gilt es in den Kontext allgemeindidaktischer Konzepte wie z. B. dem entdeckenden Lernen zu stellen und ihre methodische Übertragbarkeit bzw. ihren Einsatz in Vermittlungsaktionen zu erproben.
Lehrende
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fak. Gestaltung, Lehramt Kunsterziehung
Seminarergebnisse:
Einblick.Durchblick.Ausblick
Ein Archiv ist nicht nur ein Ort für Ordnung und Chaos, sondern ebenso das Reich der Möglichkeiten. Archivarien, selbst wenn sie einen Platz und eine Nummer erhalten haben, bewahren sich ein Eigenleben. Überlässt man sich ihnen, leiten sie uns in ihre eigenen unerwarteten Formationen; sie folgen geheimnisvollen Regeln der Ähnlichkeit, von der Zeit unabhängigen Genealogien, gemeinsamen Interessen und Themen. Alleingelassen, aufgestapelt oder in Regalen, in Kartons, warten sie darauf, sortiert, entdeckt und katalogisiert zu werden – eines fernen Tages …
(frei nach Alberto Manguel)
Dieser ferne Tag rückte im vergangenen Semester endlich in greifbare Nähe. Die interdisziplinäre Seminarreihe Architektur und Schule wurde im Jahr 2013 dreizehn Jahre alt.
... All die unzählbaren Gedanken, geplanten Projekte, Spiele, Bücher, Filme, … wurden zum Leben erweckt werden. All die einsamen Paare wurden gefunden, die begonnenen Gedanken zu Ende gesponnen, weiterentwickelt und sichtbar gemacht.
Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dr.-Ing. Yvonne Graefe, Fakultät Architektur und Urbanistik
Auswahl an Seminarergebnissen:
SecondhandArchitektur
Die Um-und Zwischennutzung von brachliegenden urbanen Räumen, das Umfunktionieren verlassener, ungenutzter Gebäude sowie das Verwenden von recycelten Baumaterialien gewinnen für die Stadtplanung und -Stadtentwicklung zunehmend an Bedeutung. Architektur avanciert immer stärker zum Vermittler innerhalb komplexer Verwertungs- und Umnutzungsprozesse im Spannungsfeld der leeren, ungenutzten bzw. nicht mehr benötigten Gebäude, Gebiete und Flächen. Zum einen gilt es, Ideen für langfristige Umnutzungskonzepte zu finden – zum anderen alternativ dazu auch temporäre Zwischenlösungen zu kreieren.
Werden Gebäude und Brachflächen »wiederverwertet und aufgewertet«, setzt man sich dabei gleichzeitig mit Werten wie Nachhaltigkeit, Aneignung und Beteiligung auseinander und regt ein Nachdenken über den sich daraus ergebenden ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Mehrwert möglicher Transformationsprozesse an.
Im Seminar wurden Formate bzw. Konzepte wie Secondhand-Architektur, Recycling-Architektur, 2nd hand spaces, temporärer Urbanismus, Architektur auf Zeit u.a. thematisiert, um davon ausgehend über neue Ansatzpunkte der Stadt- und Architekturentwicklung im Kontext von Architekturvermittlung nachzudenken.
Es wurden Ideen entwickelt, wie man Kindern und Jugendlichen Zugang zu Raumgestaltung verschaffen kann. Wie können ihre Alltagspraktiken, ihre subjektiven Formen der Raumbenutzung und Lebensführung mit diesem Feld der Architektur in Verbindung gebracht werden? Wie kann man sie anregen Architektur(leer)räume neu zu denken, umzufunktionieren, neu zu besetzen – zu recyceln und damit eine aktive Teilhabe an Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen sowie der selbstbestimmten Nutzung von (Stadt-)Räumen zu entwickeln?
Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dipl.-Ing. Yvonne Graefe, Fakultät Architektur und Urbanistik
Auswahl an Seminarergebnissen:
BauMaterial
Materialität ist eng mit Architektur verbunden. Material fungiert nicht allein als Baustoff – sondern ist Träger ästhetischer Botschaften und Vermittler zwischen Architektur und Mensch. Als Gestaltungsmittel nimmt es dabei direkten Einfluss auf Wirkung und Aussagekraft – trägt es doch durch seine Erscheinung, durch das Gefühl bei Berührung, den Geruch und das akustische Verhalten zum Erleben architektonischen Raumes bei.
Ob Papier, Stoff, Folie, Aluminium, Glas, Beton, Lehm, Holz, Klinker, Granit, Beton, Kunststoff, Stein, Marmor (...) – ob ungewöhnlicher, verpönter, recycelter, nachhaltiger, multifunktionaler, formver-
ändernder, natürlicher (...) Baustoff – Material schickt unsere Wahrnehmung auf Reisen. Das Sehen, Fühlen, Riechen, Hören und Begreifen von Materialität regt Fantasie und Denken auf vielfältige Art und Weise an. Ferner löst es Empfindungen aus, weckt Interesse, provoziert Widerstände und fordert zur Gestaltung bzw. Bearbeitung heraus. Jedes Material tritt uns mit einer ihm individuell eigenen Ästhetik entgegen. Seine spezifischen Qualitäten können als eine Art Sprache verstanden werden. Erst wenn wir für diese Sprache sensibilisiert sind, können wir sie entschlüsseln.
Ziel des Seminars ist es, in einen Dialog mit verschiedenen Materialien zu treten. Ausgehend von Phasen der intensiven Wahrnehmung und Erforschung sowie der Enträtselung ästhetischer Botschaften, soll ein gestalterisch-experimenteller Prozess angebahnt werden – aus Material wird Bau.material. Ausgelotet werden dabei die Wechselwirkungen von Wahrnehmungs-, Gestaltungs-
und Reflexionsprozessen. Der spielerische Umgang und die Experimentierfreude mit Materialien
sollen Architekturvermittlung und Architektur produktiv miteinander verknüpfen.
Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dr.-Ing. Hannes Hubrich, Fakultät Architektur und Urbanistik
Auswahl an Seminarergebnissen: