»Zwitscher-Maschinen sichtbar machen« – Das Gestalter-Duo der summaery2018 im Interview
Die grafische Gestaltung der summaery liegt dieses Jahr in den Händen von Hannah Meyer und Martin Schuchardt vom Grafikbüro »Hüftstern«, die beide an der Bauhaus-Universität Weimar Visuelle Kommunikation studiert haben. Wir haben mit ihnen über Zwitscher-Maschinen, Tonexperimente und den Teufel im Detail gesprochen.
»Zwitscher-Maschinen« ist das diesjährige Motto der summaery – welche ersten Assoziationen hattet ihr mit diesem Begriff und wie sind eure ersten Gedanken eure Arbeit eingeflossen?
Ausgehend von unserer eigenen Recherche, aber auch dem begleitenden Text der Fakultät Medien zum diesjährigen summaery-Thema haben sich uns vor allem zwei Fragen gestellt: Wie sieht eine Zwitscher-Maschine aus und was kommt aus einer Zwitscher-Maschine raus? Wir haben dann versucht, Antworten auf diese zwei Fragen zu finden. Der Gedanke, selbst eine Zwitscher-Maschine zu entwerfen, war natürlich ziemlich reizvoll. Gerade in Bezug auf die summaery und ihre Funktion für die Universität empfanden wir eine Arbeit zur zweiten Frage dann als passender, denn in beiden Fällen geht es ja um Kommunikation, von innen nach außen. Das Plakat bzw. unsere gesamte Gestaltung soll die Zwitscher-Maschinen hier an der Uni sichtbar machen, nicht selbst eine sein.
Bei dem Begriff »zwitschern« scheint sich eine besondere Bedeutung des Auditiven nahezu aufzudrängen – und tatsächlich erinnert das Leitmotiv auf den ersten Blick an visualisierte Tonspuren, die aus dem Zentrum des Plakates entspringen. Was ist die zentrale grafische Idee hinter dem Plakat?
Wir finden es toll, dass die Gestaltung auf den ersten Blick funktioniert – gerade am Anfang war das grafische Feld noch sehr weit abgesteckt und wir sind in mehreren Iterationen »in die Tiefe gegangen« bis wir bei der finalen Variante angelangt sind, die sowohl grafisch abwechslungsreich ist und gleichzeitig die auditive Komponente klar kommuniziert.
Die zentrale grafische Idee setzt sich aus drei Aspekten zusammen: Einmal geht es um visualisierten Klang, um das, was aus der Zwitscher-Maschine herauskommt. Auch war es uns – inspiriert vom Text zum Thema – wichtig, dass durch die Gestaltung Räumlichkeit entsteht und der Betrachter in ihren Bann gezogen wird. Der dritte Aspekt war es, Vielfalt abzubilden, einerseits in Bezug auf das Zwitschern als etwas sehr Natürliches, aber auch andererseits die Vielfalt der summaery an sich.
Wir brachten diese drei Punkte zusammen, in dem wir Begriffe und Worte um die Jahresschau eingesprochen und sie dann als Tonspur grafisch umgesetzt haben. Mit der Visualisierung haben wir viel experimentiert, um eine Sog- und Tiefenwirkung zu erreichen. Die Varianz entsteht auch dadurch, dass die verschiedenen Medien unterschiedliche Worte abbilden.
Was war die zentrale Herausforderung der Gestaltung?
Eine erste Herausforderung war sicherlich die Entscheidung, mit Tonaufnahmen zu arbeiten, weil wir beide noch keine Erfahrungen damit hatten. Wir mussten also erstmal rausfinden, wie wir von unseren Stimmen zu den Tonkurven kommen. Konzeptuell gab es für uns zwei größere Fragen. Erstens wie wir es schaffen, Tonvisualisierung und Räumlichkeit zu verbinden und zweitens, die Varianz und Variabilität von »Zwitschern« abzudecken und trotzdem noch eine einheitliche Gestaltung zu entwickeln, deren roter Faden sich durch alle Medien zieht.
»Trial and Error« oder konsequentes Verfolgen der ersten Idee – Wie würdet ihr den Entstehungsprozess von der ersten Idee bis hin zur fertigen Arbeit beschreiben?
Nachdem uns die konzeptuellen und visuellen Schwerpunkte klar waren und auch in mehreren Präsentationen von den Hochschulgremien abgesegnet wurden, haben wir bei der konkreten Umsetzung viel mit den Klangkurven experimentiert. Gerade am Anfang haben wir viel ausprobiert, ohne konkret zu wissen, was am Ende entstehen wird – da haben wir uns auch viel von der Grafik leiten lassen.
Als die Experimentierphase beendet war und wir festgelegt hatten, wie die Liniengrafiken entstehen, trafen wir gewisse Grundentscheidungen, beispielsweise, wie viel Raum die reine Grafik bekommen soll, oder zur Positionierung von Schrift. Mit diesem selbst gesetzten Rahmen saß der Teufel dann letztlich eher im Detail und es floss viel Arbeit in den Feinschliff.
Nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar formierten Hannah Meyer und Martin Schuchardt gemeinsam mit zwei weiteren Absolventen der Fakultät Kunst und Gestaltung im Jahr 2016 das Grafikbüro »Hüftstern«. Sie leben und arbeiten als freie Grafikdesigner in Weimar.