Ausstellungen
SALVE
2024
Buchstaben aus Eis:
je 350 x 450 x 200 mm
Zinkeimer in verschiedenen Größen
Leuchtröhren
Befestigungen aus Metall
Christian Andrés Parra Sánchezs Praxis umfasst sowohl die funktionsbasierte Dimension des Produktdesigns als auch die Entwicklung und Umsetzung von Kunstinstallationen mit performativem Charakter. Mit aktivistischer, kritischer Haltung untersucht er aktuelle soziopolitische Entwicklungen und ihre jeweilige Komplexität.
Im Eingangsbereich des Ausstellungsraumes hängt der aus Eis geformte Schriftzug und wird, vor sich hin tropfend, allmählich verschwinden. In der neuentwickelten Skulptur Salve (2024) verhandelt Parra Sánchez die aus dem römisch-lateinischen Kontext stammende Begrüßung „Salve“ und ihre kulturelle Bedeutung in Deutschland, die nicht nur Goethes ikonische Türschwelle ziert, sondern auch an anderen Stellen Weimars Stadtbild prägt. Zugleich bezeichnet Salve ein miltitärisches Zeremoniell aus dem 16. Jahrhundert, das sogenannte „Begrüßungsschießen“.
Mit dieser ephemeren Interpretation adressiert Parra Sánchez das Überdauern der eigentlich wohlgesinnt gemeinten Begrüßungsform. Wie lange hält das Willkommenheißen „fremder“ Personen eigentlich an? Wann sind die Grenzen der Gastfreundschaft erreicht und wie äußert sich das? In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Verrohung, in der die Neue Rechte Xenophobie und Rassismus schürt, nicht zuletzt durch sprachliche Mittel, wirkt dieses „Salve“ antiquarisch und deplatziert. Es hängt, im wahrsten Sinne des Wortes am seidenen Faden.
Aufgereihte Zinkeimer fangen die einzelnen Tropfen des Schriftzuges auf und erinnern an eine provisorische Lösung, wenn das Dach eines Hauses beschädigt ist. Diese Behältnisse bringen die Installation zum Klingen. Sie erzählen aus der Heimat von Parra Sánchez, wo in der Regenzeit das Geräusch von Tropfen in improvisierte Behältnisse eine eigene Klanglandschaft abgeben. Die Eimer in der hiesigen Installation stammen aus verschiedenen Thüringer Haushalten und offenbaren symbolisch undichte Stellen.
Diese Arbeit wurde im Rahmen der Ausstellung “Wo ist der Morgen, den wir gestern sahen?” im »nova space« in Kooperation mit dem Kunstfest Weimar 2024 gezeigt.
Ausstellungsort:
nova space – Universitätsgalerie der Bauhaus-Universität Weimar
Berkaer Straße 11
99425 Weimar
Kuratorin: Sophia Scherer
Text: Sophia Scherer und Christian Andrés Parra Sánchez
SALVE - Performative Installation aus Eis
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"SALVE" Bildergalerie
"Gute Nacht!" - POWER HOUSE Episode 02
2022-2023
Polymerbeton mit Bauschutt versetzt
Je 25 x 75 x 55 cm
Mit seinen Arbeiten bewegt sich Christian Andrés Parra Sánchez zwischen künstlerischen Interventionen und Objekten industrieller Produktion, die oftmals gesellschaftspolitische Dimensionen annehmen und Fragen zu sozialer Gerechtigkeit aufwerfen. Seine weiträumige Installation “Gute Nacht!” (2022/23), die aus in Beton gegossenen Kopfkissen besteht, welche sich über das Foyer sowie den Vorplatz des Schiller-Museums erstrecken, thematisiert das Leben wohnungsloser Menschen in prekären Verhältnissen auf der Straße.
Obwohl Obdachlose fast überall zum Stadtbild gehören, sind sie in den wenigsten Fällen wirklich sichtbar; viele Städte und Kommunen entwerfen gar Strategien, wie sie gänzlich aus den Innenstädten vertrieben werden können. Die Kissen aus Beton geben symbolische Sichtbarkeit und thematisieren unseren Umgang mit dieser Schwelle zwischen einem Zuhause und keinem Zuhause, welche durch politische Unruhen, Flucht, steigende Preise für Lebensmittel und Energie fragiler denn je geworden ist.
Die Arbeit ist Teil der Ausstellung
POWER HOUSE
Episode 02
no one belongs here more than you
ab 25.05.2023 nova space @ Schiller-Museum
Schillerstr. 12, 99423 Weimar
Text: Katharina Wendler - Kuratorin / Leitung