Forschung

Mit der fortgesetzten Aufmerksamkeit auf dem Zu- und Hinhören, welche in ihrer Examensarbeit zu radikaldemokratischen Theorien entwickelt wurde, geht Elisa Rufenach-Ruthenberg seit April 2023 auch ihr Forschungsprojekt im Rahmen einer freien Promotion an und hebt die besondere Bedeutung des Zu-, Hin- und Auf-Hörens, des richtigen Fragens und verantwortungsvollen Antwortens (#response_ability) hervor. Sie möchte angelehnt an ein Zitat von Erich Kästner ("Was tut er Wind, wenn er nicht weht?") gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden nach dem künstlerischen und wissenschaftlichen „Wehen“ an der Bauhaus-Universität Weimar fragen. Dabei stehen die Haltungen und das Verhalten von Lehrenden in ihren je spezifischen Kontexten im Zentrum und werden Ausgangspunkt der These, dass Studierende des Lehramtes ihren Professionalisierungsprozess nicht primär durch die Aneignung und Anwendung fachdidaktischer Methoden vorantreiben, sondern durch das Be- und Erforschen von Haltung/en und Verhaltensweisen - der eigenen, wie der anderer Akteure. Dazu bietet das gesamte Soziotop ihrer Bildungsinstitution vielfältig Anlass. Es wird zu einem Feld, welches durch ästhetische und wissenschaftliche Praktiken im Dazwischen, im Neben- und Miteinander, im Durchkreuzen und Verweben, im Zuhören und Widersprechen, im Fragen und Antworten, im Queren der Disziplinen betreten, untersucht und damit zugleich immer auch verändert wird.



Mit der Auffassung von Didaktik in Anlehnung an - dies darf nicht unkommentiert bleiben: die problematische Person - Hartmut von Hentig, der sie als »Wissenschaft« versteht, als »Entwurf«, als »offenes System«, als »ein Akt der Redlichkeit, indem sie uns zwingt, den Gesichtspunkt, unter dem wir etwas erforschen und lehren, im Auge zu behalten, ihn zu benennen und damit der Kritik zu öffnen«, ist auch ein besonderes Verständnis von Professionalität und Relationierung im Bereich der Wissensvermittlung in künstlerischen und gestalterischen Feldern verknüpft, welches herausgearbeitet wird.



Zentrale Begriffe sind u.A. 'radikaldemokratisch'. 'Situiertes Wissen', 'Intra-Aktion', 'Relationalitäten', 'Performativitäten', 'response_ability' und 'Entwurf'.

Forschungsziel ist es, das Potenzial einer kritischen Reflexion hochschulinterner Praxen und Praktiken der Wissensvermittlung und der Prüfungsformate im Fachgebiet der Kunst und Gestaltung für die fachdidaktische – als wissenschaftliche und künstlerische – Theorie und Praxis in der Lehrendenbildung auszuloten sowie Folgerungen für eine danach ausgerichtete forschende und performtivitäsinformierte Lehre zu plausibilieren, die einen theoriegeleiteten, explorativen und Praktiken reflektierenden Professionalisierungsprozess fördert.

»Nobody lives everywhere; everybody lives somewhere. Nothing is connected to everything; everything is connected to something« (Donna Haraway 2016: 31)

»[D]ie Handlung selbst ist das, was sie ist, aufgrund dessen, wie sie getan wird. In der Handlung gibt es keine Unterscheidung, sondern die völlige Integration von Methode und Inhalt, Form und Substanz.« (John Dewey 1988: 128f.)
 
»If indeed "the mind is a muscle," we are who we work out with.« (Adele E. Clark 2009: 219)

 

Veröffentlichungen:

Rufenach-Ruthenberg, Elisa / Dreyer, Andrea (2023): Entfernte Stimmen oder stimmige Entfernung? In: Marc Fritzsche (Hg.): Kunstpädagogik nach der Pandemie. Befunde und Spekulationen. München: Kopaed, S. 73-83

Im Februar 2025 im Gespräch mit Simon Frisch in Episode 18 aus »Zwischen Magie und Handwerk. Ein Podcast über Lehre und Lernen an der Bauhaus-Universität Weimar«

In Arbeit sind derzeit das Promotionsprojekt >VER_HALT_UNG_EN< sowie eine Gemeinschaftspublikation zu performativ-informierter Kunstdidaktik.

Arbeitstitel der Dissertation: VER_HALT_UNG_EN. Zur Begründung eines performativitäts-informierten und responsiblen Lehrkonzepts im Feld kunstdidaktischer Praktiken.