Kursangebot Bachelor
BACHELOR-KOLLOQUIUM, C.Hill, F.Sattler
Orientiert an den Arbeitsgebieten der jeweiligen Professuren werden aktuelle Tendenzen im Kolloquium vorgestellt.
Lernziel / Kompetenzen: Heranführung an aktuelle Themen in Kunst, Design und Forschung im Bereich der betreuenden Professur. Befähigung zur selbstkritischen und reflexiven Präsentation der eigenen künstlerischen und gestalterischen Arbeit im aktuellen Kontext des Arbeitsgebietes.
Organizational Ventures: Counter Culture, Projektmodul, C.Hill
"…lifelike art makers' principal dialogue is not with art but everything else, one event suggesting another." —Allan Kaprow
Ein Schaltergeschäft (over-the-counter transaction) ist die gewöhnlichste Form heutigen Austauschs: Apotheke, Bank, Lebensmittelhandlung, Kaufhaus. Auf diese Weise treffen wir täglich mehrmals uns vollkommen Fremde. Was ist das Wesen dieses Austauschs, wie wird er bestmöglich durchgeführt und welche künstlerischen Elemente sind daran beteiligt? Wie können wir unser ideales Geschäftsmodell („transactional enterprise“) als Teil unseres täglichen Lebens gestalten? Eines der bekanntesten tableaux vivants, die uns begegnen, ist das des Ladentischs im Gebrauch: Tresen, Theke, Ausschank, Werkbank, Küchenarbeitsfl.che. Sie sind gebrauchsfertige („ready-made“) Installationen des wirklichen Lebens, die sich in fortwährender Veränderung durch Benutzung und Neu-Anordnung befinden. Dieses aus Werkzeugen, Dingen, Überresten und Verkaufsutensilien bestehende Material-Arsenal werden wir sammeln, untersuchen und für unsere Zwecke verwenden. Wir werden uns mit einer Reihe von Künstlern-/innen befassen, die sich schwerpunktmäßig in ihrer Arbeit mit der Ethik und den Belangen von Arbeitsumgebungen, des Austauschs und mit Kleinunternehmen auseinandersetzen. Wir werden uns auf die Bedeutung des Begriffs „Hooshing“ konzentrieren, der in der Gestalter-Community dafür steht, sich mit außergewöhnlicher ästhetischer Aufmerksamkeit alltäglichen Lebensumständen und deren funktionalen Elementen zu widmen. Wir werden den Ort des Austauschs in Dienstleistungsumgebungen gezielt nach künstlerischen Inhalten durchsuchen. Wir werden Taxonomien aus den Waren formen, die uns im weiter gefassten Konsumumfeld zur Verfügung stehen.
Inventory & Display I: Musterkoffer, Werkmodul, F.Sattler
Einen Koffer zu packen ist kein trivialer Akt, sondern verlangt nach einer geradezu meisterhaften Komposition. Denn selten liegen die Dinge derart nah beieinander: Genügsamkeit und Bequemlichkeit, das Notwendige und das .berflüssige. Koffer sind transportable Inventare, Kondensate der Identität und des Besitzstandes ihrer Eigentümer. Die Anordnung der Dinge ist dabei von ebenso großer Aussagekraft wie die enthaltenen Dinge selbst: das, was ich mitnehme, also in der Hand habe, zeugt zugleich vom Umgang mit den Dingen, der Handhabung. Kofferfabrikanten wie Louis Vuitton gestalten seit Generationen Koffer im Wissen, dass sie Schnittstellen zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen sind, die Dinge schützen und zugleich den gesellschaftlichen Status des Reisenden repräsentieren. Von Innen wie von Außen besehen, ist ein Koffer so immer auch ein Ausstellungsstück. Mit dem Musterkoffer wird dieser Charakter einer Miniaturausstellung explizit. Vertreter aller möglicher und unmöglicher Waren ziehen damit durch die Lande, und nicht selten soll neben einzelnen Dingen auch die Unternehmensidentität mit verkauft werden. Zuweilen gar wird das Ensemble im Koffer Bedeutungsträger im missionarischen Auftrag: die Apostel des Deutschen Werkbunds leisteten mit Musterkoffern ausgestattet, die "Werkbund- Kisten" genannt wurden, ab 1958 an Schulen Designerziehung im Namen der "Guten Form". In der Kunstgeschichte ist Marcel Duchamps retrospektive "Boîte-en-valise" (1941) eine Art Urszene des Koffermuseums. Bis heute haben zahlreiche Künstlerinnen und Künstler dieses Format aufgegriffen und Zusammenstellungen von Dingen mit persönlicher oder universeller Geschichte in Koffern realisiert. Christine Hill hat 2003 mit "The Trunk Show" eine Serie von Schrankkoffern präsentiert, die jeweils das vollständige Inventar eines bestimmten Büroarbeitsplatzes beinhalteten. Aber auch verschiedene Designer geben sich nicht mit praktischem Alltagsgepäck zufrieden. Ein von Patrick Vuitton für Karl Lagerfeld als Einzelstück entworfener Koffer enthält zum Beispiel ein Arrangement von 20 iPods und Lautsprechern – zeitgemäß nicht mehr auf Samt, sondern auf rotem Mikrofasergewebe gebettet.
Kursangebot Master
MASTER-KOLLOQUIUM, C.Hill, F.Sattler
Heranführung an aktuelle Themen in Kunst,Design und Forschung im Bereich der betreuenden Professur. Orientiert an den Arbeitsgebieten der jeweiligen Professuren werden aktuelle Tendenzen im Kolloquium vorgestellt.
Lernziel / Kompetenzen: Befähigung zur selbstkritischen und reflexiven Präsentation der eigenen künstlerischen und gestalterischen Arbeit im aktuellen Kontext des Arbeitsgebietes.
INVENTORY & DISPLAY II: Entwürfe für ein Museum der Wildnis & Wilde Technologien, Fachmodul, F.Sattler
Zentrale Aufgabe eines Museums ist es, die ihm anvertrauten Dinge zu bewahren und zugleich eine Ordnung (Taxonomie) zu schaffen und sichtbar zu machen, die auch den ursprünglichen Kontext der Dinge ordnet und bestimmbar macht. Wenn Wildtiere und -pflanzen ebenso wie bspw. geologische Gegebenheiten in die naturkundliche Systematik eingegliedert werden, verschwindet dabei aber zugleich unsere Vorstellung der Wildnis als etwas Ungeordnetes und sich selbst Überlassenes. Es scheint, als hätte allen musealen Simulationsversuchen (z.B. Dioramen) zum Trotz das Konzept der Wildnis nur in der Philosophie-, Literatur- und Kunstgeschichte seinen Platz — der freilich ohne die "Sachen selbst" (Leibniz) auskommen muss. Im Fachmodul wollen wir daher der Frage nachgehen: „Wie kann Wildnis überhaupt ins Museum gelangen?“ und dazu individuell Prototypen für ein Museum und/oder Ausstellungskapitel / Installationen / Exponate entwerfen. Die Entwürfe können sich mit der Wildnis „draußen“, also mit der räumlichen und symbolischen Qualität wilder Landschaft auseinandersetzen, sowie mit der Wildnis „innen“, also der anthropologisch-psychologischen Grenze von Wildnis und Zivilisation und dem Verhältnis von Mensch und Tier. Die Wahl der Medien ist wie immer frei.
In der Diskussion im Plenum und mit Impulsreferaten werden wir uns fundiert mit der Geschichte und Aktualität des Begriffs Wildnis in Kunst, Philosophie, Literatur und Film auseinandersetzen und natürlich Museen besuchen. Dazu werden fundierte Kenntnisse über den Stand museologischer Forschung und museumsgestalterischer Praxis vermittelt. Bestandteil des Kurses sind weiterhin ein Ausflug in das Naturkundemuseum Erfurt und den Zoo Erfurt sowie eine mehrtägige Exkursion in den Nationalpark Harz mit Wanderungen durch die Kernzone des Parks in Begleitung von ortskundigen Wildnisexperten.