Transformatives Design
»Wir haben kein Technologieproblem,
wir haben kein Materialproblem,
…
Wir haben ein Konsumproblem
Die Kombination aus Technologie und Verhalten erzeugt Nachhaltigkeit,
Zukunftsfähigkeit braucht suffizientes Verhalten.«
Die Nachhaltigkeitsfrage ist brisant: Unser aktueller Lebensstandard gilt als selbstverständlich und expansionswert, demgegenüber stehen existenzbedrohende Umweltkosten. Offene Fragen mehren sich: Wie vermeiden wir den Reboundeffekt? Wie definieren wir eine neue Wachstumsphilosophie? Brauchen Mensch und Gesellschaft ein komplett neues Selbstverständnis?
Verbrauchsoptimierungen (Effizienz/ Konsistenz) wirken mit entsprechenden Gebrauchsänderungen (Verhalten) komplementär, erst die gleichberechtigte Kombination beider Strategien wird zielführend sein. Den individuellen Konsum nachhaltig zu verändern, ist an die Vision gekoppelt, die Suffizienz als kollektive Wirtschafts- und Handlungsstrategie zu erlernen und zu trainieren. Ein derart grundsätzlicher Mindshift fällt in die Kernkompetenz der künstlerisch gestalterischen Expertisen (»Bewusstsein wird in hohem Maße ästhetisch vermittelt«, Lucius Burckardt).
Die Professur »Transformatives Design« beschäftigt sich im Kontext gesellschaftlicher, kultureller und psychologischer Gegebenheiten mit der ästhetischen und konzeptionellen Gestaltung Mindshift begünstigender Produkte. Eine experimentelle und spekulative Arbeitsweise mit dem Fokus alltagsfunktionaler Artefakte befähigt das Design, den Umbau unserer Konsumkultur von der Wurzel her zu forcieren, konsekutive eine Neuausrichtung unserer Wirtschaftsstruktur zu inspirieren. Die Planungs-, Entwurfs- und Umsetzungsbestrebungen richten sich auf die Idee, mittels Produktdesign Zugang zu ungewohnten Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungssoptionen zu offerieren und über multiple Zugänge Nutzer*innen zu einem nachhaltigem Lifestyle zu animieren.
Die Relevanz persönlichen Handelns basiert auf der viralen Wirkungsweise alltäglicher Verhaltensänderungen und Konsumentscheidungen: Viele kleinteilige Schritte multiplizieren sich im Prozess und fungieren in der Summe als Katalysator für den Umbau der Legislativen pro verhaltenszentrierter Nachhaltigkeit. Als Fallbeispiele derartiger Fernwirkungen lassen sich das Rauchen in der Öffentlichkeit, Tempolimits in Innenstätten oder Umweltschutz als Menschenrecht lesen.