B.teMe

DESIGNER: Hendrik Thomberg
PROFESSUR: Transformatives Design
THEMA: Das Ritual
ENTWURF: B.teMe

Die Grundlage dieses Projektes ist eine experimentelle Auseinandersetzung mit Alltagsritualen auf dem Hintergrund, wie bewusste und unterbewusste, sich wiederholende Handlungen auf unser Weltverständnis Einfluss nehmen. Gerade bei der Esskultur, wird deutlich, wie eng Werkzeuge und Kulturtechniken mit unserem Verständnis von Umwelt, Haltung und Verhalten verwoben sind. Rituale beeinflussen im Alltag unsere Gewohnheiten, welche in der Summe den Lifestyle prägen. 

Da die Verwendung von Essbestecken sehr früh gelernt wird, sind Benutzung, Etikette und die gesellschaftlichen Normen sehr vertraut. Das Verwenden von Alternativen wird oft mit Argwohn betrachtet, Essen mit den Händen beispielsweise gilt als „unzivilisiert“ oder gar unhygienisch. Weil es richtig und falsch bei der Nutzung von herkömmlichen Essbestecken gibt, gehen Experimentieren, Freiraum, Alternativen etc. bei der Handlung der Essensaufnahme verloren. Spielraum bieten lediglich das Kochen, das Schmücken und das Planen von Mahlzeiten. Wenn die Nahrungsaufnahme oftmals zu einer Nebensache degradiert wird, geht damit eine fehlende Wertschätzung von Nahrung und deren Zubereitung einher. 

Theoretisches und praktisches Arbeiten laufen von Anfang an parallel, so können sich Experimentieren und Recherche gegenseitig befruchten. Erste Versuche mit Nägeln und Schrauben, um das Essen mit weniger Zinken als üblich auszuprobieren, zeigten, wie man Spieße anders als gewöhnlich definieren und zur Nahrungsaufnahme nutzen kann. Mein Gedanke, die Esswerkzeuge näher an das Lebensmittel heranzuführen, provozierte schon in den ersten Tests einen bewussteren Umgang mit der Nahrung. Mir wurde klar, dass ein Durchbrechen von routinierten Abläufen nützlich ist, um ein generelles Hinterfragen von Gewohnheiten anzuregen. 

Das Greifen stellt eine entscheidende Komponente für die Veränderung von gewohntem Essverhalten dar. Die Grundfunktionen spießen, schneiden und schöpfen treten traditionell solitär auf und werden hier, ohne die Vorgabe genauer Griffflächen oder bestimmter Griffpositionen, untereinander kombiniert. Das Ensemble »B.teMe« ist nicht als geschlossenes Set zu verstehen, sondern mehr als eine offene Studie, welche in erster Linie Grenzen ergründen und testen soll:

  • der Entwurf begünstigt langsameres und bedachteres Essen und hilft damit eine »gesündere« Beziehung zur Nahrung auf zu bauen
  • die ungewohnte Formgebung unterbindet bekannte Nutzungsweisen und ersetzt Benimmregeln durch spielerisches Experimentieren
  • das Besteck leistet Widerstand gegen unzureichend reflektierte Regeln und Normen
  • eine bewusstere Nahrungsaufnahme kann konsekutive einen generell bewussteren Güterkonsum unterstützen