Der öffentliche (Straßen)raum in der Stadt war über Jahrhunderte da, um sich zu bewegen, später um bewegt zu werden und um sich zu treffen und in den Austausch mit anderen zu treten. Straßen waren Verbindungs- und Verständigungsorte. Mit der Charta von Athen (1933), dem einflussreichsten Manifest für eine moderne arbeitsteilige Stadtentwicklung, wuchs die Bedeutung der Verbindungsfunktion. Straßen sollten die getrennten Funktionen Arbeiten, Wohnen und Freizeit verbinden. Seit den 1960er Jahren, im automobilen Pionierland USA schon früher, wurde der Straßenraum zunehmend auch zum Parkraum. Der ruhende Verkehr belegte den öffentlichen Raum in Deutschland mehr und mehr, im Besonderen nach dem „Bremer Laternenurteil“. In diesem Urteil aus den frühen 1960er Jahren wurde das Abstellen privater Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen legalisiert, Parken gehört seitdem zum „Gemeingebrauch der Straße“. Auch wenn es nie ein individuelles Recht auf einen öffentlichen Parkplatz gab.
Neben der historischen Herleitung der Nutzung des öffentlichen Raumes als Parkraum, führte der Mobilitätsforscher und Sozialwissenschaftler Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in seinem Vortrag aus, welche politische Dimension das Thema ‚Parken‘ inzwischen eingenommen hat und wie dies Stadtplanung, aber auch Investitionen in Infrastruktur beeinflusst. Wie viel Platz darf rechtlich und sozial von privaten parkenden PKW genutzt werden? Welche Veränderungen sind aufgrund des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom Sommer 2024 zu erwarten, welches besagt, dass Anwohnende ein Recht an der Benutzung des Gehwegs als Fußgänger*innen haben und dieses auch einfordern dürfen?
In dem von ihm durchgeführten Workshop brachte Weert Canzler im Besonderen seine Expertise zur Technikgeschichte und der Entstehung des Automobil-Leitbildes ein.