DR. KERSTIN HALLMANN (Leuphana Universität Lüneburg)
Kunstvermittlung zwischen Kompetenz, Performanz und Resonanz
Wie im Titel angekündigt möchte ich mich in meinem Vortrag dem Tagungsthema »Resonanz« nähern, indem ich diesen mithilfe der beiden Begriffen »Kompetenz« und »Performanz« genauer analysieren will. Die Bedeutungsdimensionen und Spannungsverhältnisse dieser drei Termini sind für mich symptomatisch für unser aktuelles Bildungssystem (vgl. Maset/Hallmann 2017). Eine Auseinandersetzung mit diesen drei Begrifflichkeiten scheint mir daher aufschlussreich für die Frage, welche Bedeutung »Resonanz« für die Kunstvermittlung einnehmen kann. Seit Jahren prägt der Kompetenz-Begriff nicht nur die Bildungspolitik und die Fokussierung auf die Steuerung des Bildungswesens, sondern auch unser Denken und Handeln in Schulen und Universitäten. Demgegenüber bieten die Begrifflichkeiten »Performanz« und »Resonanz« eine andere Sicht auf das Lehren und Lernen im schulischen Kontext und für die Kunstvermittlung. Aus Perspektive der Phänomenologie möchte ich hierbei ein begriffliches Verständnis zur »Resonanz« entfalten, in der die ästhetische Erfahrung von Welt eine wesentliche, epistemische Bedeutung einnimmt und dadurch Konsequenzen für die Kunstvermittlung thematisiert
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PROF. DR. JÜRGEN OBERSCHMIDT (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
Resonanz – Musikalische Metapher oder Symphonie einer Weltbeziehung?
»Ein gutes Gleichnis erfrischt den Verstand«, wusste bereits der Sprachwächter Ludwig Wittgenstein, auch wenn er zugleich befand, dass sich das Denken an den Grenzen der Begriffe leicht ›Beulen‹ holt. Solchen Abschürfungen, Quetschungen oder gar Angriffen sieht sich derzeit Hartmut Rosas Resonanz-Theorie ausgesetzt. Gleichzeitig findet seine »Soziologie mit der Stimmgabel« (ZEIT) große ›Resonanz‹, müht sie sich doch gegen die Beschleunigungsmechanismen der Moderne. Eine interdisziplinäre Diskussion ist hier längst eröffnet (Peters/Schulz 2017, Beljan 2019, Maset/Hallmann 2017, Rosa 2018).
Rosas »Soziologie einer Weltbeziehung« changiert dabei selbst in einem Schwingungsfeld zwischen Metapher und Begriff. Kritik setzt dabei dann ein, wenn sich Rosas Theorie vom bildspendenden Phänomen löst und dabei eigene Wege geht, im Leser aber eine ursprüngliche (wörtliche) Bedeutung von Resonanz und weitere, tiefere Bedeutungsschichten nach wie vor mitschwingen. Schließlich blickt der Resonanzbegriff auf eine lange (auch musikalische) Geschichte zurück, die von der Antike über die barocke Affektenlehre und Plessners Resonanzbegriff bis hin zu weiteren, modernen Resonanztheorien reicht.
Im Mittelpunkt der Überlegungen steht dabei der musikalische Gegenstand in seinen verschiedenen Aggregatzuständen: Als tönendflutende Luft hat Musik keinen Ort, in der Partitur festigt sie sich allenfalls als kondensierte Materie: Musik wird geboren als kompositorische Idee, erscheint als Niederschrift dieser Idee in der Partitur, sie führt ein kurzes Leben als musikalische Interpretation dieses Notats und festigt sich als innerer Besitz des Musikers und seiner Hörer. Wie solch ein Changieren zwischen den Aggregatzuständen auf Resonanzerfahrungen beruht, soll Gegenstand der Diskussion sein.
Mit Blick auf Resonanz als ein vielschichtiges Begriffs- bzw. Metaphernfeld soll Hartmut Rosas Resonanztheorie hier musikpädagogisch gelesen werden. Dabei gilt es, ihn sowohl vor übereilten Kritikern zu schützen, als auch die ihm geneigten Leser vor einer vorschnellen (musik-)pädagogischen Beschlagnahme seiner Ideen zu bewahren. Vielleicht kann es dann gelingen, im Unterricht »den Resonanzdraht in Schwingung« zu versetzen und »die Welt zum Singen zu bringen« (Rosa)
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