Eine künstlerisch-praktische Examensarbeit von Dagmar Fella
[ WS 2009/10 | Bearbeitungszeit 16 Wochen | Prüfer: Prof. Hinterberger und Christina Zimmermann ]
Künstlerische Position
In seinem Aufsatz „Andere Räume“ prägt Michel Foucault den Begriff der Heterotopie. Er beschreibt damit ein Konzept, das bestimmte Orte in Abhängigkeit und Kontrast zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld, dem „Raum des Außen“, definiert. Heterotopien sind existierende Orte, die sich klar von anderen Orten unterscheiden. Sie stellen einen Gegenpol zu gesellschaftstypischen Plazierungen dar und können deren Verhältnisse suspendieren, neutralisieren oder umkehren. Durch die Gegenposition rückt die Heterotopie in die Nähe der Utopie, unterscheidet sich von ihr jedoch grundlegend durch ihre reale, räumliche Existenz.
Foucault nennt zahlreiche Beispiele für heterotope Orte, zu denen neben psychiatrischen Kliniken, Gefängnissen und Altersheimen auch die Sauna zählt. Alle Beispiele unterliegen einem gemeinsamen Prinzip: Durch ihre Andersartigkeit halten sie mit ihrer bloßen Existenz einer Gesellschaft den Spiegel vor.
Die Arbeit Angesicht/Angesicht entstand aus der Idee, dass eine Gesellschaft sich am besten aus der Perspektive ihrer Heterotopien, ihrer Abweichungen und Gegenpole, erschließen lässt. In Form einer Video-Portraitsammlung wird ein heterotoper Ort, die finnische Sauna der Therme Bad Sulza, einem außenstehenden Publikum zugängig gemacht. In die Gesichter der Saunierenden sind die Auswirkungen dieses Ortes geschrieben. Schweißüberströmt, in einem Zustand statischer Anstrengung, werden die Dargestellten zu Trägern einer Analogie auf das Leben im 21. Jahrhundert. In einer postmodernen Gesellschaft ist die aktive Teilnahme am kulturellen Alltag in einem physisch passiven Zustand möglich.
Der Aufguss
Die finnische Sauna ist ein Raum, in dem bis zu 100 Grad herrschen können, wobei die relative Luftfeuchtigkeit recht gering ist (bei 100 Grad an der Decke etwa 2,5%). Die Sauna ist gleichmäßig durchwärmt, jeder Gegenstand darin nimmt die gleiche Temperatur an. Das Wasser, das bei einem Aufguss verdampft, kann von der extrem warmen Luft getragen werden und setzt sich nur auf der kühleren Haut (ca. 30 bis 37°C) in Form von Kondenswasser ab. Ein Aufguss lässt die Temperatur also nicht nur fühlbarer, sondern vor allem auch sichtbarer werden. Der Mensch ist das kühlste Objekt im Raum, und leidet genau deshalb an einem sehr starken Hitzeempfinden, weil die Kondensationswärme an den Körper abgegeben wird. Was dem Körper sonst hilft, - die Kühlung durch Schwitzen - wird somit unmöglich. Die Hitze kann nur durch Verlassen des Raumes kompensiert werden.
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