Bedienst du noch oder fühlst du schon? Was bereits vor einiger Zeit in dem per Fernwartung regulierten Heizungskreislauf des Eigenheims begonnen hat, setzt sich nun nahtlos an unseren eigenen Körpern in Form von Fitnessbändern und Smartwatches fort. Ein nachdrücklicher Impuls beendet damit so manchen Tagtraum und erinnert an den noch zu absolvierenden Halbmarathon, dessen leistungstechnische Erfassung sich sowohl physisch wie psychisch auf unser Wohlbefinden auswirkt.
medien:fühlen
6. Tagung des Masterstudiengangs Medienwissenschaft
Bauhaus-Universität Weimar
am 10. Juli 2015
Dies ist nur ein Beispiel für das Zusammenspiel von ›Medien‹ und ›Fühlen‹, in dem sich das ›Fühlen der Medien‹ und die ›Medien des Fühlens‹ finden lassen. Beide leisten ihren je eigenen Beitrag dazu, wie wir uns selbst und unsere Umwelt empfinden, spüren und erleben. Dabei verweisen sie zugleich auf die Verschränkung von Körper und Leib, indem jede Handhabung mit einer Empfindung, jeder Fingerzeig mit einem Fingerspitzengefühl einhergeht. Doch wer fühlt eigentlich? Mensch oder Medium? Oder vielleicht weder noch? Was genau ist eigentlich die Spur des Gespürten? Wie haben sich Medien fühlbar verändert? Bildet das Gefühl sogar selbst ein Mittleres, ein Dazwischen, ein Medium; irgendwo zwischen Innen und Außen, Subjektivität und Objektivität? Es gilt, den Denkraum zwischen Medien und Fühlen abzutasten, zu ergreifen, sich aber auch von ihm ergreifen zu lassen.
Medien und Fühlen umfassen einen zweideutigen Bereich: Einerseits bezieht er sich auf Haptik und Taktilität. Medien können berührt und gespürt werden, erhascht und gehalten. Dabei sind sie notwendigerweise packend. Medien tasten und wollen getastet werden. Ob Touchscreen, Daumenkino, Fühlboxen, Nadelstiche und Bassvibrationen: Sobald wir zufassen, werden auch wir auf die eine oder andere Art erfasst. Fühlen ist dabei schon längst nicht mehr ein Nebenaspekt des Mediengebrauchs. Durch Ergonomie und Haptik-Design werden Oberflächen und Formen gezielt hervorgebracht. Feel the way you do, do the way you feel! Aber auch die Medien des Fühlens werden zunehmend angepasst. Flachbett- und 3D-Scanner, Radargerät, Drucksensoren, Barometer, Geigerzähler: Stets wird getastet, gespürt und wahrgenommen.
Andererseits bezieht sich das Verhältnis von Medien und Fühlen auch auf Emotionen und Affekte. Medien vermitteln und erzeugen Gefühle. Sie affizieren, rühren und reizen, gehen unter die Haut, durch Mark und Bein. Man denke nur an Liebesbriefe, Traueranzeigen, Freudenschreie und Horrorfilme, aber auch an Zornesfalten, Tränen und Gänsehaut. Medien werden von Gefühlen geformt und vice versa. Doch können auch Medien fühlen? Gibt es ›emotional objects‹? Die Fiktion verhalf Pinocchio, Herbie dem Käfer und HAL 9000 zu Gefühlsregungen, ebenso wie Puppen, Kuscheltiere und andere personifizierte Dinge imaginär weinen und lachen, lieben und trauern können. Und nun konfrontiert uns auch die emotional artificial intelligence mit der Frage: Ist es an der Zeit, nicht mehr nur vom ›emotional man‹, sondern auch von den ›emotional media‹ zu sprechen? Fordert das Parlament der Dinge nun auch das Recht auf Liebe, Hass, Wut und Ärger?
Alle Studierenden der Medienwissenschaft, aber auch anderer Studiengänge sind herzlichst eingeladen, ihre Gedanken zum Fühlen der Medien und den Medien des Fühlens einem interessierten Publikum vorzustellen. Geplant sind ca. sechs Vorträge von 20-25 Minuten Länge mit anschließender Diskussions- und Fragerunde (ca. 15 Minuten). Die Tagung steht hierbei allen Interessierten
offen!
Themenvorschläge inklusive einer kurzen Beschreibung des Vortragsthemas (max. 1000 Zeichen) bitte bis zum 17. Mai 2015 per E-Mail an: fuehlen[at]medien.uni-weimar.de
Die Tagung wird organisiert von Jan Beckmann, Ekkehard Knopke und Susanne Streicher.
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