Tagung des Graduiertenkollegs »Mediale Historiographien«, vom 2. bis 4. Juni 2011 in Erfurt
Ort: Coelicum, Domstraße 10, 99084 Erfurt
Das Melodram ist ein Medienbastard, der im Theater des 18. Jahrhunderts geboren wurde, nach der Französischen Revolution im 19. Jahrhundert Furore machte und als eines der populärsten Genres des Films fortlebt. Es stammt von der Ballettmusik und den Pantomimen ab, wie sie auf den Pariser Jahrmärkten zu hören und zu sehen waren. Die ersten Melodramen kombinierten Handlung und Musik, die voneinander getrennt blieben, und verbanden Sprechen und Gesang, ohne sie miteinander zu verschmelzen – eine disjunktive Synthese der Medien, die auf eine Steigerung des Ausdrucks zielte.
Die verschiedenen im Melodram zusammenwirkenden Medien traten in ein Spannungsverhältnis zu einer Dramaturgie der losen formalen Fügung. Im späten 19. und 20. Jahrhundert wurde diese Spannung zum Kennzeichnen eines Genres, das eine gesteigerte Affektivität des Handelns und Erlebens mit raschen Glückswechseln verbindet.
Auch wenn das Melodram vor allem mit starren Genrekonventionen, visuellen und dramaturgischen Klischees verbunden zu sein scheint, hat das Genre aus den Medien, die es kombiniert und mit eigener Artifizialität exponiert, immer wieder neue Elemente des Ausdrucks gewonnen und die Regeln des Codes abgewandelt. Das Melodram ist durch die Spannung von Code und reiner Sinnlichkeit gekennzeichnet. Diese Spannung wird durch die andere von Dramaturgie und des gesteigerten Ausdrucks, der Integration und der reinen Artifizialität gekreuzt. Das Melodram taugt dadurch als Genre, das soziale und geschlechtliche Widersprüche gleichermaßen ausstellt und hegt. Zugleich scheint das Melodram eine lose Form ausgebildet zu haben, in der die Ausbildung eines Genres und die Reflexion des Werdens eines Genres ineinander übergehen.
Programm
Donnerstag, 2. Juni 2011
16 – 19.30 Uhr
Sektion 1: Disjunktive Synthesen: Genre und Medien
Bettine Menke (Erfurt) / Armin Schäfer (Hagen): Einleitung in die Tagung und Sektion
Antje Wessels (Berlin): Eine Ansprache an die Sinne. Zum antiken Mimus
Juliane Vogel (Konstanz) / Dörte Schmidt (Berlin): Mono/Melo – dramatische Form zwischen Sprache und Musik um 1800
Freitag, 3. Juni 2011
9.30 – 13.30 Uhr
Sektion 2: Steigerungen des Ausdrucks
Armin Schäfer (Hagen): Einleitung
Ethel Matala de Mazza (Berlin): Wo kein Wunder geschieht. Franz Lehárs Operettendramaturgie
Dietmar Schmidt (Erfurt): Sinneswandel. Affektökonomie in G. W. Pabsts Stummfilm »Die Büchse der Pandora« (1929)
Gertrud Koch (Berlin): Vom Melos der Stimme zur Zeitform des Melodrams
15 – 19 Uhr
Sektion 3: Glückswechsel. Die Dramaturgie des Melodrams
Bettine Menke (Erfurt): Einleitung
Michael Niehaus (Dortmund): Der Fall als Melodram: Gesinia, die Teufelsbraut
Simon Roloff (Berlin): Opferexzesse. Serielle Peripetien im deutschen Melodram der Vierziger Jahre
Jörg Dünne (Erfurt/Konstanz): Almodóvars Filmschlüsse
Samstag, 4. Juni 2011
10 – 14 Uhr
Sektion 4: Ein Genre im Werden: Eine Mediengeschichte der Medien
Daniel Eschkötter (Weimar): Einleitung
Ulrike Hanstein (Weimar): Das Gewöhnliche als Melodrama generieren: Todd Field und Lucas Belvaux
Lorenz Engell (Weimar): Die Filmkomödie: Genre Sein, Genre Werden, Genre Denken
Rembert Hüser (Minneapolis): Ron Ressing: Ein Sheriff jagt sein Aufgebot
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kontakt:
Daniel Eschkötter
Isabel Kranz
E-Mail: isabel.kranz[at]uni-erfurt.de
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