Passend zur winterlichen Pracht geht die Bauhaus-Universität Weimar den Geschichten und den medialen Ausgestaltungen um die märchenhafte Frau Holle auf den Grund.
Wenn es draußen kälter wird und die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen, wird wieder gern die Geschichte von Frau Holle erzählt, gelesen und besungen. Besonders im mitteldeutschen Raum wird Kindern seit Jahrhunderten das Märchen von Frau Holle nahe gebracht. Eine seltsame Frau mit großen Zähnen, die ein Land im Himmel (nicht im theologischen Sinne) bewohnt und es von dort aus durch kräftiges Bettenschütteln auf der Erde schneien lässt. Das Märchen „Frau Holle“ deutet aber nicht nur ein meteorologisches Phänomen, sondern ist auch ein moralisches Lehrstück über das Gute im Menschen, über Fleiß und Hilfsbereitschaft. Eigenschaften, die der „Goldmarie“ innewohnen, sich in Form des „richtigen“ Wetters auch auf die gesamte Welt übertragen und entsprechend belohnt werden.
Dieses Werk, das 2006 als „Deutschlands schönstes Märchen“ ausgezeichnet wurde, ist nicht nur Thema für die Jüngsten. Es hat auch Einzug in die Welt der Wissenschaften gehalten. Andrea Jakob ist Mitarbeiterin der Meininger Museen und befasst sich mit Volkskunde und Brauchtum in Thüringen. Im vergangenen Jahr kuratierte sie eine Frau-Holle-Ausstellung im Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Aus dieser Forschungstätigkeit entstand die Publikation „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“. Diese wird sie im Rahmen der Veranstaltung an der Bauhaus-Universität Weimar einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und über den Tag hinaus wird das aktuelle Buch im Bauhaus.Atelier zu erwerben sein.
Ihr Einführungs-Vortrag „Frau Holle – Mythos, Märchen und Filme“ beginnt am 11. Dezember 2010 um 11 Uhr im Raum 005 im Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar. Im Anschluss an den Vortrag werden drei ausgewählte Frau-Holle-Verfilmungen aus Ost und West als Filmprogramm, als „Holle-Rolle“, gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Die Filme aus der DDR, der Bundesrepublik und der ČSSR erzählen die bekannte Geschichte auf ganz unterschiedliche Weise, sind Kinder ihrer Epochen und länderspezifischer Filmtraditionen. Mit der Holle-Rolle ist ein Programm entstanden, das sowohl die Liebhaber des Märchenfilms, filmwissenschaftlich Interessierte und nicht zuletzt auch junge Zuschauer begeistern wird. Die Filmvorführungen flankieren zudem den universitären Weihnachtsmarkt „Kauf dir ein Stück Bauhaus“.
„Die Holle Rolle“ ist ein gemeinsames Projekt des Bauhaus Film-Instituts und des Alumni Büros der Bauhaus-Universität Weimar.
Das Filmprogramm im Einzelnen:
Frau Holle
BRD 1954
76 Min.
Buch und Regie: Fritz Genschow
Eine Witwe hat zwei Töchter, die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Eines Tages sitzt die fleißige Tochter mit ihrem Spinnrad am Brunnen. Plötzlich fällt die Spule in den tiefen Brunnen. Aus Angst vor der Mutter springt sie in den Brunnen, um die Spule wieder herauszuholen. Nachdem sie wieder zu sich kommt, ist sie im Zauberland der Frau Holle. Mit Adaptionen grimmscher Stoffe sorgte Regisseur Fritz Genschow in den 1950er-Jahren für eine Blüte des bundesdeutschen Märchenfilms. Dabei arbeitete der Autor, Regisseur und Produzent bevorzugt mit seiner Frau Renée Stobrawa zusammen, die bei diesem Projekt neben der Drehbuchmitarbeit auch die Rolle der Frau Holle übernahm.
Frau Holle
DDR (DEFA) 1963
56 Min.
Regie: Gottfried Kolditz
"Der DEFA-Spielfilm, der zehn Jahre später unter der Regie von Gottfried Kolditz entstand, vereinte die Tugenden bester Märchenverfilmungen mit denen eines gelungenen Experiments. Kolditz hielt sich fast wörtlich an die Brüder Grimm. Aber er setzte das nicht in realen Kulissen um, sondern schuf seine Märchenwelt ausschließlich im Atelier. Häuser und Wohnungen wurden nur angedeutet, wichtige Gegenstände wie Brunnen, Backofen oder Apfelbaum aus der Handlung herausgehoben. Selbst die Hintergründe, vor denen Figuren und Gegenstände zu sehen waren, bekamen ihren jeweils eigenen Farbton, der die Gefühle der Zuschauer in Schwingungen versetzen sollte." (Ralf Schenk)
Frau Holle
BRD / ČSSR 1984
90 Min.
Regie: Juraj Jakubisko
Täglich steht Frau Holle (Giulietta Masina) in ihren himmlischen Gemächern und schüttelt den Schnee auf die Erde. Als sie dabei ein Lawinenunglück beobachtet, beschließt sie, dem kleinen Jakob das Leben zu retten und ihn bei sich aufzunehmen, damit er ihr beim Betten schütteln helfen möge. Doch Jakob verliebt sich in das Mädchen Elisabeth und verlässt Frau Holles Reich um auf der Erde sein Glück zu finden. Diese Verfilmung des Märchens besticht durch die gute Besetzung - Giulietta Masina in der Titelrolle -, die brillanten Landschaftsbilder sowie das Gespür von Regisseur Juraj Jakubisko für eine magische Atmosphäre und die phantasievolle Integration von über den grimmschen Stoff hinaus weisenden Mythen und Legenden.
Für Rückfragen steht Ihnen gern Wolfgang Kissel, Professor für Medien-Ereignisse, zur Verfügung.
Bauhaus Film-Institut
Bauhaus-Universität Weimar
Bauhausstraße 15
D-99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43 / 58 36 06
E-Mail: wolfang.kissel@uni-weimar.de
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