In ihrem Programm »Freiraum 2023« fördert die gemeinnützige Stiftung Innovation in der Hochschullehre regelmäßig zukunftsweisende Projekte in der Hochschullehre. Ausgezeichnet werden spannende Ansätze für die Lehre, die großes Innovationspotenzial in sich tragen. In der aktuellen Förderrunde wurden drei Lehrprojekte aus der Bauhaus-Universität Weimar ausgewählt. Diese können nun mit Hilfe der Förderung ab 1. April 2024 ihre eigenen innovativen Ideen für die universitäre Lehre realisieren:
Fakultät Kunst und Gestaltung
»Strategien für Nicht-Maschinen«
Prof. Ursula Damm, Prof. Dr. Henning Schmidgen (Fakultät Medien), Prof. Dr. Frank Eckardt (Fakultät Architektur und Urbanistik)
Menschen haben Computer erfunden, um sie als Werkzeuge zu benutzen. Diese Werkzeuge haben sich jedoch so weit entwickelt, dass das, was vor nicht allzu langer Zeit noch als unvorstellbar galt, heute alltäglich ist – zum Beispiel Maschinen, die neue Maschinen erschaffen oder computergenerierte Texte. Diese Entwicklungen stehen im Spannungsfeld mit »Nicht-Maschinen«, also Prozessen, Lebewesen und Umwelten, die noch nicht in das Maschinennetz integriert sind.
Das Projektteam verfolgt einen künstlerisch-wissenschaftlichen Ansatz mit partizipatorischen Akzenten: gemeinsame Lehre und gemeinsames Lernen der Studierenden und Dozent*innen sind geplant. Ebenso Ausstellungen durch Studierende und ein Publikationsprojekt, in dem neue Strategien, Werkzeuge und Techniken in der zeitgenössischen Medienkunst vorgestellt werden. Das Programm soll es den Studierenden ermöglichen, Verhältnisse und Abhängigkeiten zwischen Maschinen und Nicht-Maschinen besser zu verstehen und darauf aufbauend ihre individuelle künstlerische Praxis weiterzuentwickeln. Unterstützt durch Lehrende werden Studierende zu Expert*innen und Vermittler*innen des Unterrichts im sogenannten »Flipped Classroom«. Die Studierenden lernen Strategien der Interaktivität kennen, konzipieren künstlerische Projekte, machen sich mit BioArt vertraut und untersuchen ethische Fragen im Umgang mit Lebewesen. Dabei kombinieren sie Ansätze aus den Bereichen Kunst und Biologie und arbeiten beispielsweise im DIY Biolab und im DIY Electronics Lab. Für das Projekt stehen ca. 400.000 Euro zur Verfügung.
Fakultät Kunst und Gestaltung
»IrreguLab – Transdisziplinäres und interfakultatives Lehrlabor für das digitale Entwerfen und Herstellen mit unregelmäßigen Materialien«
Jun.-Prof. Dr. Thomas Pearce, M.Sc. Lukas Kirschnick (Fakultät Architektur und Urbanistik), Prof. Dr. Jan Willmann
Für das »IrreguLab«, ein interfakultatives und transdisziplinäres Lehr- und Lernlabor, wurden rund 390.000 Euro bewilligt. Das »IrreguLab« möchte auf eine der großen Herausforderungen unserer Zeit reagieren: die Verknappung wichtiger Ressourcen. Das Ziel ist es, innovative Ansätze zu entwickeln, die bisher ungenutzte Materialbestände erschließen. Exemplarisch wird im Rahmen des Projektes ein Rohstoff fokussiert, der in Thüringen, als Bundesland mit dem größten Holzeinschlag, geradezu im Überfluss vorhanden ist – unregelmäßig gewachsene Resthölzer. Studierende im Bereich Architektur, Produktdesign und darüber hinaus entwickeln Konzepte, Strategien und Methoden, wie diese Hölzer bearbeitet und genutzt werden können. Dazu sollen digitale Werkzeuge und Verfahren, wie 3D-Scanning, digitale Datenverarbeitung sowie CNC-gesteuerte und Augmented-Reality-unterstützte Fabrikation eingesetzt werden. Dadurch kann der sonst nicht genutzte Rohstoff präzise und effizient bearbeitet werden und es entstehen originelle, materialgerechte und vor allen Dingen ressourcenschonende Gestaltungs- und Herstellungsansätze. Im Projekt werden neuartige Lehr- und Lernformate, wie Augmented-Reality-Design-Build Workshops und Installationen angeboten sowie spezifische Transfer- und Austauschformate entwickelt. Diese bieten Studierenden die Gelegenheit, sich einerseits mit lokalen und regionalen Akteur*innen aus Forst-, Holzwirtschaft und Handwerk zu vernetzen und andererseits ihre hier entwickelten Visionen mit einer breiteren Öffentlichkeit zu teilen.
Universitätsentwicklung
»Leerraum oder was braucht es zum Lernen? – Ko-kreative Gestaltung von fluiden Lehr-/Lernräumen«
Team der Universitätsentwicklung
Wie tragen Räume, ihre Gestaltung und Ausstattung zum Lernerfolg bei? Und wie können Räume – gedanklich und experimentell – ihrer starren und sperrigen Ausstattungen entledigt werden, die das Lehren und Lernen behindern? Noch immer sind viele Räume an der Universität eher auf Frontalunterricht ausgerichtet. Sie sind nur sehr eingeschränkt geeignet, um zeitgemäße Lehrformate auszuprobieren und einzusetzen. In einem experimentellen Prozess werden gemeinsam mit Lehrenden und Studierenden modellhafte Lernräume entwickelt, die erfinderisch, mutig und mit größtmöglicher Flexibilität auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Lehrenden und Lernenden der Bauhaus-Universität Weimar reagieren.
In Interviews und Workshops möchten die Projektbeteiligten didaktische und ästhetische Kriterien ermitteln und diese mit Erkenntnissen ähnlicher Vorhaben an anderen Hochschulen verknüpfen. Entwickelt werden die Räume ko-kreativ: Die jeweilige Ausstattung wird gemeinsam konzipiert, gestaltet und experimentell in unterschiedlichen Lehr- und Lernszenarien im Echtbetrieb erprobt.
Die Universitätsentwicklung freut sich über eine Beteiligung von Akteur*innen aus den vier Fakultäten. Interessierte können sich gerne mit Dr. Andreas Mai in Verbindung setzen. Circa 422.000 Euro sind in den nächsten zwei Jahren verfügbar, um die Gestaltung von Lehr- und Lernräumen der Bauhaus-Universität Weimar voranzubringen.
Über »Freiraum 2023«
Das Fördervolumen von Freiraum 2023 betrug rund 50 Mio. Euro; insgesamt 174 Projekte profitieren davon. Diese waren insgesamt sehr vielfältig: Erklärvideos von Studierenden für Studierende, Projekte zum digitalen Kuratieren in der Kunst oder zu diversitätssensibler Lehre in der Chemie, Projekte zur Arbeit mit KI, im Bereich der Nachhaltigkeit sowie zu Erfahrungen mit der Pandemie und wie diese innovativ in der Lehre umgesetzt werden können. Auch Ideen für ressourcenschonende Gestaltungs- und Herstellungsansätze mit Holz und neue Ansätze für Lärmschutz in der Stadtentwicklung wurden gefördert.
Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) engagiert sich seit 2021 bundesweit für Innovationen in Studium und Lehre. Dafür fördert sie Projekte an einzelnen Hochschulen oder Verbundvorhaben. Zudem schafft die Stiftung Vernetzungsangebote für Gestalter*innen der Lehre, stärkt den Wissenstransfer und fördert den Austausch über Projektergebnisse, Erfolge und Herausforderungen. Sämtliche Mittel dieser neuen Wissenschaftsinstitution werden von Bund und Ländern zur Verfügung gestellt.
Freiraum ist eine wiederkehrende Ausschreibung. Der Ausschuss zur Projektauswahl wählt in regelmäßigen Abständen Projekte aus: https://stiftung-hochschullehre.de/foerderung/freiraum
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