Tagung am IKKM, Do, 12. bis Sa, 14.02.2009 im Palais Dürckheim, Cranachstraße 47
Die Tagung fragt anhand von drei ausgewählten Beispielen nach der Rolle und Funktion von Kulturtechniken des Barock: Während die Technologien des Selbst die Herrscher, Höflinge und Repräsentanten des Staates anleiten, die Rolle einer politischen Person zu spielen, und das Zeremoniell vorschreibt, wie Fürsten sich repräsentieren und Staaten in Interaktion treten, zielen Verhaltenslehren auf Situationen, die zwar in hohem Maße geregelt, aber gerade nicht vorhersehbar sind. Je mehr das höfische Leben, die Ausübung der Herrschaft und die Kommunikation zwischen den Staaten moralisch reguliert und verrechtlicht, von Vorschriften erfasst und vom Zeremoniell vorherbestimmt werden, desto mehr gewinnen die Kulturtechniken an Bedeutung. Die Tagung möchte die Frage nach den Kulturtechniken, wie sie in den letzten Jahren in der Medienwissenschaft entwickelt worden ist, in die Erforschung des Barock hineintragen und Anregungen aus Soziologie, Kunstgeschichte, Islam-, Geschichts- und Kulturwissenschaften für eine medienhistorische Forschung aufgreifen: Das Augenmerk soll einerseits auf die materialen Bedingungen und Praktiken der höfischen Kultur sowie die Organisations- und Verwaltungsformen des Hofs gelenkt werden. Andererseits soll methodischen Hinweisen nachgegangen werden, welche die Kategorie des selbstbestimmten und handlungsmächtigen Subjektes hinterfragen und den monolithischen Begriff einer höfischen Gesellschaft unterlaufen: Kollektive aus menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren produzieren einen politischen Herrscher, gehen mit ihm Verbindungen ein und betreiben „Politik“ in einem solchen Verbund entlang verschiedener Operationsketten. Die kultur- und medienhistorischen Beiträge der Tagung untersuchen dementsprechend, wie spezifische Operationsketten auf das Leben am Hofe zugeschnitten worden sind, sie beleuchten die Eigentümlichkeiten verschiedener Räume (Hof, Exerzierplatz, Schiff), an denen die Kulturtechniken ausgeübt werden, und sie versuchen das Netzwerk von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren nachzuzeichnen, die eine Mikrophysik der Macht an den Höfen begründen.
Programm
Donnerstag, 12.02.2009
14.30 Uhr | Begrüßung
TECHNIKEN (DES SELBST)
15.00–16.00 Uhr | Markus Krajewski (Cambridge, Mass.)
Die Indirekten. Fürstendiener im Barock
16.00–16.30 Uhr | Kaffeepause
16.30–17.30 Uhr | Karin Harrasser (Köln)
Gute Temperaturen. Göttliche Ordnungen, menschliche Ohren und die Unreinheit der Stimmung
17.30–18.30 Uhr | Stefan Rieger (Bochum)
Der Druck der Zahl. Systemzwänge barocker Numerologie
Freitag, 13.02.2009
VERHALTENSLEHREN
10.00–11.00 Uhr | Leander Scholz (Weimar)
»Vier Augen sehen mehr als zwei« Christian Thomasius und die politische Klugheitslehre
11.00–12.00 Uhr | Marcus Sandl (Konstanz)
»Überwunden König!« Strategische Felder politischer Klugheit in barocken Spielentwürfen
12.00–14.00 Uhr | Mittagspause
14.00–15.00 Uhr | Jan Behnstedt (Konstanz)
Am Rande der Handlungskunst
ZEREMONIEN
15.00–16.00 Uhr | Gottfried Liedl (Wien)
Polygamie der Macht. Der Harem als politisches Prinzip
16.00–16.30 Uhr | Kaffeepause
16.30–17.30 Uhr | Eva Horn (Basel/Wien)
Technik und Theologie des Staatsstreichs: Andreas Gryphius, »Leo Armenius«
Samstag 14.02.2009
10.00–11.00 Uhr | Bernhard Siegert (Weimar),
Das Geschmeiß. Trompe-l’œil und Stilleben
11.00–11.30 Uhr | Kaffeepause
11.30–12.30 Uhr | Eva Kernbauer (Bern)
Gesten der Vernunft. Das Kunstpublikum als Wertinstanz
12.30–13.30 Uhr | Burkhardt Wolf (Berlin)
Die Montage des Staatsschiffs. Kulturtechniken barocker ›Seenahme‹
Kontakt: Tobias Nanz (Weimar), Armin Schäfer (Berlin) ikkm@uni-weimar.de
Ort: Salon des ehem. Palais Dürkheim, Cranachstraße 47, 99423 Weimar
Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Ansicht
Kontrastansicht aktiv
Kontrastansicht nicht aktiv
Wechsel der Hintergrundfarbe von Weiß zu Schwarz
Darkmode aktiv
Darkmode nicht aktiv
Fokussierte Elemente werden schwarz hinterlegt und so visuell hervorgehoben.
Feedback aktiv
Feedback nicht aktiv
Beendet Animationen auf der Website
Animationen aktiv
Animationen nicht aktiv