Workshop am IKKM vom 30. September bis 1. Oktober 2011
Das Klappen und Falten hat bislang vor allem in der Figur der Falte eine breite theoretische und historische Fundierung erhalten: Nach einer Geschichte der Draperie als nebensächlicher Faltenkunde (zur Stil- und Händescheidung) und dem Topos der Falte (des Vorhangs) als medienreflexiver Figur von Ver- und Entbergung, richtet sich das Interesse einer medienwissenschaftlich unterfütterten Kunstgeschichte nun seit einiger Zeit zunehmend auch auf die Klappoperationen selbst. Der geplante Workshop knüpft an dieses Interesse an, um es nicht nur auf unterschiedlichen Wissens- und Praxisfeldern zu erproben, sondern zugleich zu fokussieren und voranzutreiben.
Die zu untersuchenden Dinge und Gegenstände sind allesamt nicht jenseits dieser sie konstituierenden Falt- und Klappoperationen begreifbar. Sie sind nicht auch faltbar, sondern erst im Rahmen der an ihnen vorzunehmenden/vornehmbaren, je spezifischen Operationen des Auf(Zu- und Ein)faltens, Aufeinanderfaltens, Aufklappens, Entfaltens und Verschließens eröffnet sich ein weites Spektrum transformativer Operationen, die das Gegebene verwandeln und neue und andere Sinn- und Bedeutungsdimensionen darin aufscheinen lassen. Welche Möglichkeiten der Mobilisierung von Räumlichkeit, welche Inszenierungsmöglichkeiten des Verbergens und Entbergens, welche Sichtbar- und Unsichtbarmachungen und welche Verkehrungen von Innen und Außen, sind mit dem Klapp- und Faltmechanismus möglich? Welche zusätzlichen Bedeutungen und Konstellationen werden bei Miteinbeziehung der Rückseiten, der semitransparenten Materialität des Pergaments oder bestimmten, erst im geschlossenen Zustand performativ hergestellten räumlichen Zusammenhängen begreifbar? Beispielsweise, wenn durch die Wendigkeit von Bildseiten und das Schließen einer Handschrift die Gaben aus den Händen der heiligen Könige in die ausgestreckte Hand einer Maria gelangen können.
In der Diskussion mit den eingeladenen Vortragenden aus unterschiedlichen Disziplinen sollen Beobachtungen und Fragen erörtert werden, die aus abbildungstechnischen, ausstellungspraktischen vielleicht auch fachspezifischen Gründen lange verstellt waren.
Programm
Freitag, 30. September 2011
9.45 Uhr Begrüßung
10 Uhr Bernhard Siegert
"From the Grounds to the Depths. Of Seas, Sails and other folded Matter in 15th/16th century Manuscript and Panel Painting / Von den Gründen zu den Tiefen. Das Bildwerden des Meeres in Buch- und Tafelmalerei des 15. / 16. Jahrhunderts"
11 Uhr James Marrow
"Unfolding Meaning in Medieval Art: An Overview
"
12 Uhr Kaffee
12.15 Uhr Helga Lutz
"In between Surfaces and Spaces in 15th century Art /
Zwischen Oberflächen und Räumen in der Kunst des 15. Jahrhunderts"
13.15 Uhr Mittagessen
14.45 Thomas Lentes
"Unfolding Folds. Rites of Folding in medieval Liturgy / Die Falten entfalten. Riten des Faltens in der mittelalterlichen Liturgie"
15.45 Uhr Catherine Metzger
"Folding and Unfolding: What does the Diptych have to tell us?"
16.45 Uhr Kaffee
17.15 Uhr Wolfram Pichler
"Caravaggio’s Diptychs / Caravaggios Diptychen"
18.15 Uhr Stefan Neuner
"Physics and Metaphysics of foldable Pictures: Dürer, Bellini, Tintoretto / Physik und Metaphysik klappbarer Bilder: Dürer, Bellini, Tintoretto"
Samstag, 1. Oktober 2011
10 Uhr Nina Wiedemeyer
"Images of hinged media: folded cloth / Bilder der Scharniermedien: gefalzte Tücher
"
11 Uhr Barbara Wittmann
"Wrapped in Stone. Reflections on Art History’s „Foldology“ / Gewandunruhe in Stein. Zur Faltenkunde der Kunstgeschichte"
12 Uhr Snack
12.30 Uhr Ralph Ubl
"Folding Inside Out. Remarks on Klinger and Roth
"
13.30 Uhr Joachim Krausse
"Fuller’s Foldings and the notion of energetic Geometr / Fullers
Faltungen und das Konzept der energetischen Geometrie.
"
14.30 Uhr Andreas Mayr
"Kannste Knicken – or the Truth about wrinkled Typefaces"
Veranstalter_innen: Dr. Helga Lutz (Universität Erfurt), Prof. Dr. Bernhard Siegert (IKKM Weimar), Dr. des. Nina Wiedemeyer, in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg Mediale Historiographien (Weimar/Erfurt/Jena) und der Universität Erfurt.
Teilnahme am Workshop nur mit Anmeldung per E-Mail an: Dr. Helga Lutz, Dr. des Nina Wiedemeyer: milleplis(at)yahoo.de.
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