IKKM-Workshop am 24. und 25. Juni 2011 im ehemaligen Palais Dürckheim, Cranachstraße 47
Workshop des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie
Herman Melvilles Roman »Moby-Dick; or, the Whale« aus dem Jahre 1851 war zu Lebezeiten seines Autors kein großer Erfolg beschieden. Heute gilt die Geschichte der Jagd nach dem weißen Wal nicht nur als herausragender Beitrag zur Weltliteratur, sondern als Zeugnis einer geradezu seismographischen kulturellen Selbstbeobachtung, die auch an unsere Gegenwart noch entscheidende Fragen stellt: Fragen der Geopolitik und Globalisierung, der Versicherung und Technik, der kulturellen Identität und ihrer transnationalen Auflösung, des Kolonialismus und Imperialismus, der Territorialisierung und Deterritorialisierung; Fragen nach den Gegensätzen von Staat und Wirtschaft, von Land und Meer, von Universalismus und Partikularismus, von Macht und Norm, von Geld und Moral. Geprägt von den Wissenschaften und Künsten, Konflikten und Hoffnungen seiner Zeit, hat Moby-Dick Autoren wie Deleuze und Guattari, Hardt und Negri, Carl Schmitt und Rainald Goetz beeinflusst, Codenamen für die RAF geliefert, große Regisseure zu Verfilmungen (John Huston) und Künstler (Laurie Anderson ) zu Adaptionen inspiriert. Dreizehn Übertragungen ins Deutsche und zahlreiche Editionen belegen das große Interesse am weißen Wal, der inzwischen längst in das kollektive Gedächtnis unserer Kultur eingegangen ist. Dieser Mythos ist omnipräsent, aber alles andere als konsistent: Der weiße Wal kann sowohl als Symbol für die globale Hegemonie einer Supermacht gelten, als auch für die leere Besessenheit einer von Gott verlassenen Welt einstehen, als letztes Aufbäumen einer von der Ausrottung bedrohten Gattung oder als Metapher der Totalerschließung der Welt durch Verkehrstechniken verstanden werden. Die Tagung fragt nach den Gründen für die enorme Bedeutung von Moby-Dick für die Selbstbeschreibungen unserer Kultur und den Ambiguitäten und der Zerrissenheit des Symbols. In Fortführung der mittlerweile etablierten Tradition einer kapitelweise vorgehenden Lektüre, die schließlich den gesamten Roman erschließen möchte (ohne zu glauben, ihn etwa erschöpfen, den Wal erlegen zu können), geht es auch dieser mittlerweile fünften Ausfahrt auf der Suche nach dem Leviathan nicht um disziplinär sauber eingerastete Vorträge von Experten, sondern um Demonstrationen einer experimentellen Lesart, die Präsentation einer wichtigen Quelle oder einer Figur im Zusammenhang des Romans und vor allem um eine intensive Diskussion. Der operative Ausgangspunkt der initialen Statements ist das close reading eines bislang unkommentiert gebliebenen Kapitels. Wir möchten ausdrücklich dazu ermutigen, sich auch einmal an den – wegen ihrer Kürze – schwer kommentierbaren Kapiteln zu versuchen.
Programm
Freitag, 24. Juni 2011
09:00 Begrüßung / Einleitung
09:15 Leander Scholz: Chapter 8: The Pulpit
10:15 Søren Frank: Chapter 9: The Sermon
11:15 Pause (15 min.)
11:30 Ethel Matala de Mazza: Chapter 15: Chowder
12:30 Mittagessen
14:00 Armin Schäfer: Chapter 31: Queen Mab
15:00 Bernhard Siegert: Chapter 34: The Cabin-Table
16:00 Pause (30 min.)
16:30 Joseph Vogl: Chapter 87: The Grand Armada
17:30 Harun Maye: Chapter 88: Schools and Schoolmasters
18:30 Schluss
20:00 Abendessen
Samstag, 25. Juni 2011
09:00 Friedrich Balke: Chapter 45: The Affidavit
10:00 Markus Krajewski: Chapter 97: The Lamp
11:00 Pause (30 min.)
11:30 Matthias Bickenbach: Chapter 119: The Candles
12:30 Schluss
Zeit: Freitag,
24. und Samstag, 25. Juni 2011
Ort: Seminarraum IKKM, Ehemaliges Palais Dürckheim
, Cranachstraße 47, 99423 Weimar
Es steht nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung. Um Voranmeldung wird daher gebeten bei Harun Maye unter harun.maye[at]uni-weimar.de.
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