Ausstellung mit fünf Studierenden der Medienkunst/Mediengestaltung in der ACC Galerie zum Thema "Digitale Dilettanten"
Dauer der Ausstellung: 23. März bis 20. Mai 2012
www.acc-weimar.de
Dilettantismus–nicht viele Begriffe sind im Laufe ihres Bestehens so ambivalent bewertet worden wie dieser. Nachdem der Dilettant zunächst nichts anderes als eine sich liebhaberisch der Kunst oder Wissenschaft widmende Person war, ist diese Bedeutung heute weitgehend veraltet. Der Negativ-Verschiebung des Begriffs führten Goethe und Schiller 1799 Wort und Feder, indem sie erklärten, dass «der Dilettant sich zur Kunst wie der Pfuscher zum Handwerk verhält». Dennoch scheint das Laienhafte eine wesentliche Triebkraft der Gesellschaft zu sein, ohne die unsere Welt heute anders aussähe. Berühmte Beispiele gibt es dafür zuhauf.
So entwickelte exemplarisch der Patentamtssachbearbeiter Albert Einstein in seiner Freizeit die Relativitätstheorie und der Buchdrucker Benjamin Franklin erfand den Blitzableiter. Gleichsam hätte die Kunst auf die Konkrete Poesie, das Absurde Theater, den Dadaismus und vieles andere verzichten müssen, wenn es nicht (Pseudo-)Dilettanten wie Andy Warhol und Joseph Beuys gegeben hätte.
Gehört also dem professionellen Amateur die Zukunft?
In unserer zweiten Ausstellung des Jahres 2012 brechen wir eine Lanze für die (professionellen) Dilettanten. Die Beiträge hierzu kommen von den drei Stipendiaten des 17. Internationalen Atelierprogramms der ACC Galerie und der Stadt Weimar, Kel Glaister, Jeanette Chavez und Adam Knight, und werden von Arbeiten der Studierenden Patrick Geiss, Steven Mehlhorn, Camilla Saloto, Katharina Schwarz und Ludwig Völker flankiert, die im Rahmen des Fachkurses «Digitale Dilettanten» dem Amateur auf der Grundlage allgegenwärtiger digitaler Produktionsmöglichkeiten begegnen.
Patrick Geiss erzählt davon, dass Computer- und Videospiele für ihn nie nur Spielerlebnis waren, sondern er auch der Faszination ihrer musikalischen Kompositionen so stark erlag, dass auch seine eigenen Musikstücke an den Sound von Computerspielen angelehnt sind. Umgeben ist seine Präsentation «Der Pixelist» von einem Bildgedächtnis aus Spielekonsolen, Screenshots und bekannten Spielewelt-Protagonisten. 15 seiner Kompositionen sind hörbar.
Die 15-teilige Arbeit «Túnel do Tempo/Zeittunnel» von Camilla Saloto spiegelt die Auseinandersetzung der Brasilianerin mit Fotografien aus der DDR- und Wendezeit wider. Die s/w-Motive, geschossen vom Fotokünstler Claus Bach, zeigen symbolische und alltägliche Orte des ihr fremden hiesigen Stadtraums mit seiner Hoch- und Subkultur, die Saloto nun, Jahrzehnte später, wieder aufsuchte, um Bachs Fotos mit den eigenen, aus identischen Blickwinkeln aufgenommenen, zu kombinieren: ein Farbrahmen, der einen s/w-Blick in die Vergangenheit ermöglicht.
Steven Mehlhorn ist sich gewärtig, dass Vollkommenheit gemeinhin als anzustrebendes Maß aller Dinge gilt. Ihm allerdings geht es in seinem «Blendwerk» um die Frage, ob es beispielsweise in seiner erzgebirgischen Heimat kunsthandwerkliche Errungenschaften gibt, die aufgrund ihrer sichtlich «dilettantischen» analog-unikaten Unvollkommenheit einen höheren Wert verkörpern als digital massenproduziert erstellte. Als selbsternannter dilettantischer Volkskünstler stellt Mehlhorn dieser beliebigen digitalen Reproduzierbarkeit seinen eigenen Entwurf eines traditionell hergestellten Schwibbogens mit durchaus fruchtbar anmutender Ornamentik gegenüber, um den Betrachter für den höheren Wert authentischer, unvollkommener Volkskunst zu sensibilisieren.
Ludwig Völkers Installation «Out of Order» ist ein Kommunikationsexperiment, in dem ein Computerprogramm ein Telefon läuten lässt, sobald man es passiert. Nach dem Abheben des Hörers ist die Stimme des vorherigen Sprechers zu hören, insofern der sich nicht mittels dieses Angebots von der eigenen Sprachlosigkeit überwältigt sah. Zum Abschluss der Ausstellung soll aus dem mitgeschnittenen Sprachpatchwork ein experimentelles Hörstück entstehen, dessen Ausgang und Qualität im Vorfeld nicht vorhersehbar ist.
Katharina Schwarz versteht den Dilettanten in ihrer «Verführungsmaschine» als Autodidakten und damit als nichtprofessionellen Verführer auf zwischenmenschlich-libidinöser Ebene. Denn beim Flirten, Erobern und Verführen ist jeder Dilettant. Und wenn nichts mehr geht, wenn man erfolglos in der Krise steckt, kommt die Ratgeberliteratur zum Einsatz.
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