Interdisziplinäre Tagung in Jena und Weimar, 19.-21. November 2015
Als Spektakel bezeichnet man meist kulturelle, sportliche oder auch politische Veranstaltungen, die sich an ein breites Publikum richten und mit Erstaunen, Schaulust, emotionaler Berührung oder als Überwältigung der Sinne erfahren werden. Das Spektakel wird dabei landläufig mit der Populärkultur in Verbindung gebracht und somit auch zur Abgrenzung von Formen so genannter ‚hoher‘ und ‚niederer‘ Kultur eingesetzt. Insbesondere in der kritischen Kunsttheorie wird der Begriff mit der Konsumkultur des Kapitalismus gleichgesetzt und dabei quasi zum Synonym für eine abstumpfende „Verblödungsindustrie“. Das ist mit einer in der bürgerlichen Tradition begründeten Konzeption von Kunst, die auf Kriterien der Autonomie, Kontemplation, Distanz, Kritik und tieferen Bedeutung beruhen soll, nur schwer vereinbar. Kurz: was als Spektakel bezeichnet wird, hat keine Chance als seriös oder anspruchsvoll wahrgenommen zu werden. Der abwertende Gebrauch scheint dabei besonders im deutschsprachigen Raum verbreitet zu sein.
In einem universitätsübergreifenden Kooperationsprojekt haben die Kunsthistorikerin und Soziologin Dr. Elisabeth Fritz (Jena), der Film- und Medienwissenschaftler Dr. Simon Frisch (Weimar) und die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Rita Rieger (Graz) es sich nun zur Aufgabe gemacht, das normative und moralische Verständnis des Spektakelbegriffs in Frage zu stellen. „Wir wollen stattdessen vor allem nach den charakteristischen Eigenschaften sowie den unterschiedlichen Typen, medialen Formaten, Funktionsweisen und Strategien des Spektakels im historischen Rückblick wie auch heute fragen. Was meinen wir konkret, wenn wir etwas als Spektakel bezeichnen und welche Erwartungen lösen wir damit aus? Welche Kennzeichen machen spektakuläre Darstellungs- und Wahrnehmungsformen aus? Und welche besonderen Potenziale der Erfahrung und Erkenntnis liegen vielleicht darin?“, fragt das Organisationsteam. So soll eine bisher wenig reflektierte analytische Kategorie für kunsttheoretische, kultur- und gesellschaftspolitische Fragestellungen im interdisziplinären Austausch neu bestimmt und produktiv gemacht werden. Die behandelten Beispiele der eingeladenen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kunstgeschichte, Philosophie, Film-, Literatur-, Medien-, Tanz- und Theaterwissenschaft reichen dabei von der Antike bis zur Gegenwart, von der christlichen Liturgie bis zur Barockoper, von Albrecht Altdorfer bis Christoph Schlingensief, vom Stierkampf im spanischen Theater bis zu Patienten-Porträts in Krankenhäusern des 19. Jahrhunderts, von der Einkehr der Elektrizität auf die Bühnen um 1900 bis hin zum politischen Einsatz spektakulärer Strategien im südkoreanischen Kino, dem italienischen Roman, dem sozialistischen Alltag der 1980er oder der heutigen globalen Medienkultur.
Ein Kooperationsprojekt der Bauhaus-Universität Weimar, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Karl-Franzens-Universität Graz. Gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung.
Termine & Orte:
Do, 19.11.2015, 13-19 Uhr:
Senatssaal, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, 07743 Jena
Fr, 20.11.2015, 9-18 Uhr:
Oberlichtsaal des Hauptgebäudes der Bauhaus-Universtät Weimar
Geschwister-Scholl Straße 8A, 99423 Weimar
Sa, 21.11.2015, 10-14 Uhr:
Senatssaal, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, 07743 Jena
Das detaillierte Programm finden Sie hier.
Kontakt:
Dr. Simon Frisch
Bauhaus-Universität Weimar, Dozentur Film- und Medienwissenschaft
Bauhausstraße 11, D-99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43/58 37 37
E-Mail: simon.frisch[at]uni-weimar.de
www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/film-und-medienwissenschaft
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