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Auf dem Weg zum Erinnerungsort
Das Forschungs- und Vermittlungsprojekt untersucht im Rahmen einer Kooperation zwischen der Fakultät Medien und der Fakultät Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar die Geschichte des Hauses in der heutigen Bauhausstraße 11 (ehemalige Kurthstraße). Jenes Gebäude, in dem seit 1997 die Fakultät Medien ansässig ist, wurde 1935-1936 im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen als ein nationalsozialistischer Repräsentationsbau für Weimar und Thüringen erbaut und von 1937 bis 1945 als sogenanntes Ärztehaus genutzt. In diesem Zeitraum hatten hier die wichtigsten Institutionen der Thüringer NS-Gesundheitsverwaltung – beispielsweise die Gauamtsleitung Thüringen des Amtes für Volksgesundheit, der Nationalsozialistische Deutsche Ärztebund oder der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen – ihren Sitz. Das „Ärztehaus“ fungierte somit während des NS-Regimes als administrative Schaltzentrale der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik und Medizinbürokratie im sogenannten Gau Thüringen. Im Zuge der NS-Medizin- und Gesundheitspolitik sollte eine als „arisch“ verstandene Ärzt*innenschaft und Heilkunde etabliert werden. Dazu gehörten die Entrechtung jüdischer, oppositioneller und anderer verfolgter Ärzt*innen, Euthanasie-Verbrechen, die Bevölkerungskontrolle und Bevölkerungsselektion oder medizinische Folter in Konzentrationslagern. Vor diesem Hintergrund ist das ehemalige „Ärztehaus“ als ein Ort des Täterhandelns im Nationalsozialismus zu verstehen.
An jenem spezifischen Ort überschneidet sich der Themenkomplex Medizin mit einer Vielzahl anderer Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, wie Wissenschaft und Forschung, Verwaltung und Alltag, Kunst und Kultur. Insofern muss es Ziel des Projektes sein, die verschiedenen Akteur*innen, Handlungen und Strukturen sowie deren komplexe Interaktion im nationalsozialistischen Gesundheitswesen – und speziell dessen Manifestation in Weimar – zu rekonstruieren. Mittels einer solchen netzwerkartigen Perspektive, die die Medizin als Politikfeld in Beziehung zu anderen NS-Herrschaftsbereichen setzt, können einzelne Protagonist*innen ebenso in den Blick genommen werden wie beispielsweise die Beziehungen und personellen Überschneidungen der im „Ärztehaus” ansässigen NS-Institutionen untereinander, aber auch deren mögliche Verzahnung mit anderen NS-Institutionen in Weimar oder Thüringen. In diesem Zusammenhang werden unter anderem mögliche Kontakte, Konkurrenzen und Konflikte zwischen der Medizinalverwaltung und dem „Thüringischen Landesamt für Rassewesen”, das ab 1935 seinen Sitz in der nahegelegenen Marienstraße 13a und 15 hatte, zu untersuchen sein. Hier wurden Maßnahmen, die der NS-Rassenhygiene dienen sollten, geplant und bürokratische Medienformate entwickelt, die darauf abzielten, die thüringische Bevölkerung zu überwachen und zu kontrollieren. Unter der Leitung von Karl Astel wurden die Daten von tausenden von Menschen verwaltet, die schließlich Opfer von Zwangssterilisierung und Ermordung wurden.
Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mittels einer architekturgeschichtlichen, medizinhistorischen und kulturwissenschaftlichen Perspektive soll im Rahmen des Projektes ein Erinnerungsmedium geschaffen werden, welches das Gebäude als einen Erinnerungsort kennzeichnet und sich bewusst mit der NS-Vergangenheit des Hauses und seiner Rolle in Weimar und Thüringen auseinandersetzt. Die Suche nach einem geeigneten, dauerhaften Erinnerungsmedium soll von temporären, experimentellen Formaten begleitet werden, die eine kollektive Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und ihrer Gesundheitspolitik in Weimar ermöglichen. In diesem Sinne bemüht sich das Projekt nicht ausschließlich um eine universitätsinterne Reflexion, sondern begreift sich darüber hinaus auch als Vermittlungsprojekt, das in Austausch tritt mit der Stadt Weimar und ihren verschiedenen Akteur*innen, die entweder bereits im Bereich der Erinnerungskultur arbeiten, oder auf diesem Gebiet aktiv werden wollen.
Das Forschungsprojekt war zunächst angesiedelt an der Jun.-Prof. Bildtheorie bei Prof. Dr. Julia Bee. Seit Mai 2022 ist es angegliedert an die Professur Archiv- und Literaturforschung bei Prof. Dr. Jörg Paulus. Das Projekt läuft bis 2023 und wird finanziert von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT).
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