Lena Ditte Nissen

Lena Ditte Nissen ist Teil des ÖAW Doc-Team Forschungsprojekts Stay and Tell: memory objects and narratives of appropriation. Tracing social change in text, photographs and patterns within personal archives.

Projektbeschreibung (Promotionsprojekt)

Chaosmos der Persönlichen
(Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Betreut von Univ.- Prof. Dr.phil. Karin Harrasser)

Die künstlerisch-wissenschaftliche Forschung von Lena Ditte Nissen widmet sich konkret historischen, von Frauen verfassten nationalsozialistischen Texten und damit auch übergeordnet der Frage nach den Rollen von Frauen im Nationalsozialismus. Im Fokus stehen Schriften von Nanna Conti (*1881), Reichshebammenführerin unter Hitler, und ihrer Tochter Camilla Nissen (*1902), einer überzeugten Nationalsozialistin. Der familiäre Bezug der Forscherin, als Nachfahrin dieser beiden Frauen, ist ausdrücklich gewünscht und wichtiges Element der Untersuchung. Wie können die emotionalen Affekte und Gefühlserbschaften in der Konfrontation mit Täterschaft im Nationalsozialismus in der eigenen Familienhistorie im Rahmen einer künstlerischen Forschung sicht- und spürbar gemacht werden? Hierfür werden die verschiedenen Texte zunächst im Rahmen von ethnopsychoanalytischen Deutungswerkstätten experimentell untersucht, deren Ergebnisse dann im Transfer in künstlerische Produktionen nochmals hinterfragt und ästhetisch bearbeitet.

 

Projektbeschreibung (ÖAW Doc-Team Projekt)

Stay and Tell: memory objects and narratives of appropriation. Tracing social change in text, photographs and patterns within personal archives

Das gemeinsame Forschungsprojekt von Ana de Almeida, Elif Süsler-Rohringer und Lena Ditte Nissen  überschneidet sich an den Grenzen zwischen den Disziplinen der künstlerischen Forschung, der Kulturwissenschaften und der Designgeschichte und -theorie. Die drei Forscherinnen befassen sich  mit kollektiven Prozessen und Erfahrungen des Erinnerns durch und über familiäre Erinnerungsstücke, sowie mit den Funktionsmechanismen des privaten und persönlichen Archivs. Durch die Erforschung dreier Themenbereiche – die Rolle der Frauen im Nationalsozialismus und Ihr Erbe; der interrevolutionären Raum zwischen der Nelken- und der Samtenen Revolution in Portugal und der ehemaligen Tschechoslowakei von 1974–1989, sowie  die alltägliche Aneignung von Mode in Verbindung mit den vielfältigen Verstrickungen, die sich aus der Arbeitsmigration zwischen der Türkei, Deutschland und Österreich ergeben – befasst sich dieses gemeinsame Projekt über die Einzelvorhaben hinaus mit Prozessen, durch die gelebte kollektive Erfahrungen von Trauma, Begehren und der Konstitution des Selbst als Anderem intergenerationell übertragen werden. Außerdem reflektiert es die Rolle, die diese übertragenen Erfahrungen bei der Identitätsbildung von kollektiven Subjekten der „Postmemory” spielen.

Jeder Themenbereich wird durch die Analyse eines spezifischen Mediums der Einschreibung aus einer medienanthropologischen und autoethnographischen Perspektive behandelt. Im Rahmen der gemeinsamen Forschungsarbeit untersuchen die Forscherinnen textlichen, fotografischen und kommerziellen Referenzen in privaten und subjektiven Erzählungen über „Flucht” bzw. Täter:innenschaft, internationale Bewegungen sozialistischer Student*innen und Migration.

 

Vita

Lena Ditte Nissen arbeitet seit ihren Studien in Film- und Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln, der Universidad Nacional de Colombia (DAAD) und der Kunstakademie Düsseldorf als freischaffende künstlerische Forscherin und Filmemacherin an der Schnittstelle zwischen dokumentarischer und performativer Praxis mit Bezug zum klassischen Experimentalfilm und ethnologischen Forschungsstrategien. Ihre Filme, Performances und Installationen wurden in internationalen Institutionen und auf Filmfestivals gezeigt: darunter Museo de Arte Moderno Rio de Janeiro, Heidelberger Kunstverein, Museo del Banco de la República Bogotá, Filmmuseen in Frankfurt und Düsseldorf, KAI10 Arthena Foundation, Rubenstein Art Center, International Filmfestival Edinburgh, DOK Leipzig, CPH: DOX, 25FPS Zagreb, Festival de nouveau cinéma Montréal, Anthology Film Archive NYC. 2021/22 ist sie Stipendiatin der Sommerakademie Paul Klee in Bern, 2022 erhält sie das renommierte Jahresarbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds. Im Wintersemester 2022/23 war sie ÖAW/IFK_Junior Fellow.