Projekttitel:
Die Philosophie des Transhumanismus im Spiegel der Philosophischen Anthropologie
Projektbeschreibung:
Der Transhumanismus ist eine junge und heterogene philosophisch-technologische Bewegung des 20. und 21. Jahrhunderts, deren Ziel die Transformation des Menschen durch technologische Mittel ist. Trotz seiner kulturellen Omnipräsenz und seiner einflussreichen politisch-industriellen Stellvertretung durch das Silicon Valley und Personen wie Elon Musk und Peter Thiel ist eine differenzierte Analyse des Transhumanismus aus anthropologischer Perspektive bisher ausgeblieben. Diese Forschungslücke will das Projekt durch eine kritische Analyse der Anthropologie des Transhumanismus schließen.
Mit der Menschenbildforschung von Michael Zichy wird angenommen, dass der Transhumanismus im Sprechen über und durch technische Eingriffe am Menschen zwar keine wissenschaftlich kohärente Anthropologie entwickelt, aber dennoch stetig Annahmen und »Wahrheiten« in Form eines neuen Menschenbildes produziert. Die Philosophie des Transhumanismus wird in diesem Vorhaben also nicht als abstrakte Idee, sondern als konkret mit der sozialen Wirklichkeit ihrer Zeit verwobene Praxis betrachtet, die strukturell ethisch-normative Probleme aufwirft.
Deshalb soll neben einer ideengeschichtlichen Genealogie des Transhumanismus insbesondere die transhumanistische Subjektphilosophie rekonstruiert werden. Neben der deskriptiven Beschreibung der transhumanistischen Subjektphilosophie soll auch die praktische Dimension der Subjektivierung in die Analyse mit einbezogen werden. Grundlage hierfür ist ein kritischer Standpunkt, der sich als feministisch informiert versteht und fragt: Was und wer wird im universalistischen Versprechen der transhumanistischen Zukunft ausgeschlossen?
Im zweiten Teil soll die transhumanistische Subjektphilosophie durch einen aus der philosophischen Anthropologie entwickelten Alternativentwurf kontrastiert werden. Auch hier ist eine kritisch-genealogische Rekonstruktion des Menschenbildes der philosophischen Anthropologie unvermeidbar und notwendig. Am Schwerpunkt der Subjektphilosophie Peter Sloterdijks soll jedoch auch deutlich werden, wie philosophische Anthropologie im Spannungsfeld essentialistischer Reduktionismen und radikalkonstruktivistischer Entgrenzungen des Menschlichen möglich und nötig sein kann.
Ziel des Forschungsprojekts ist damit sowohl ein deskriptives Verstehen des Transhumanismus hinsichtlich seiner ideengeschichtlichen anthropologischen Tiefenstrukturen als auch eine ethisch-normative Diskussion der pragmatischen Dimensionen des transhumanistischen Menschenbildes.
Vita
Iley Fröhlich ist assoziierter Doktorand am Graduiertenkolleg Medienanthropologie der Bauhaus-Universität Weimar. An der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg promoviert er im Fach Interdisziplinäre Anthropologie zur Philosophie des Transhumanismus bei Prof. Dr. Magnus Striet. Außerdem ist er wissenschaftliche Hilfskraft in der Abteilung für Hochschuldidaktik und digitale Lehrentwicklung der Universität Freiburg.
Mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung studierte er Politikwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover im Bachelor und Interdisziplinäre Anthropologie an der Universität Freiburg im Master. Seine Abschlussarbeit schrieb er bei Prof. Dr. Oliver Müller und Prof. Dr. Magnus Striet im Schwerpunkt Philosophische Anthropologie zur Subjektphilosophie Peter Sloterdijks.
Publikationen
Fröhlich, Iley (2025): Die Herren der Revolution. Ein kritischer Blick hinter den Transhumanismus. In: FORUM – Stipendiatisches Magazin der Friedrich-Ebert-Stiftung, Jg. 47, 2025. (im Druck)