Divisio. Medien der Klassifizierung

Vorlesung im Wintersemester 2012/2013

Jean-Luc Godard und Jean-Pierre Gorin. Tout va bien (F 1972).

Zeit:
Do. 11:00 bis 12:30 (beginnt am 18.10.2012)

Ort:
Marienstraße 7 B – Seminarraum 102

Vorlesungsmaterial (Link)

Divisio. Medien der Klassifizierung

Das Wechselspiel von „Teilen und Verbinden“ bildet nicht nur einen elementaren Zug in der Funktionsweise von Medien, es lässt sich auch als ein Grundmoment in der Konstitution des Sozialen betrachten. Geht es im Seminar um die Träume der Verbindung, d.h. die Utopien des kommunikativen und sozialen Zusammenschlusses, so interessiert sich die Vorlesung für die Medialität der Teilung, d.h. für jene Operationen der Trennung und Aufteilung, aufgrund derer sich die Vielfalt des Seienden (insbesondere der „Gesellschaft“) als eine gegliederte, geordnete Welt präsentiert.

Solche Mechanismen der Einteilung sollen in der Vorlesung am Begriff der „Klasse“ demonstriert werden. Dieser erscheint deshalb als besonders geeignet, weil sich in ihm von Anfang an (seit der griechischen Antike) die Vorstellung einer hierarchischen Aufteilung des Sozialen mit der Idee einer begrifflichen Ordnung und Beherrschung der Dinge verbindet. So bietet er Gelegenheit zu einer historischen Parallellektüre, die die logischen Einteilungsbegriffe nach ihrer Verwandtschaft mit den Formen der sozialen Aufteilung befragt. Dabei geht es nicht einfach darum „Logik“ auf „Soziales“ zurückzuführen (oder umgekehrt); es handelt sich vielmehr darum, die medialen Bedingungen ins Auge zu fassen, die sowohl den sozialen wie auch den logischen Klassifikationen zugrundeliegen. Eine Geschichte der klassifizierenden Vernunft, wie sie hier erzählt werden soll, ist vor allem eine Geschichte von Techniken und Praktiken der Einteilung – von elementaren Prozeduren der räumlichen Trennung über einfache Formen des Zuordnens und Sortierens bis zu komplexen tabellarischen Systemen, deren Erkenntnisraster sich die vielfältigsten Wirklichkeiten unterwerfen kann.

Divisio. Media of Classification

The lecture presents an enquiry in the history of “classification” from antiquity to the 19th century. Its focus is on the interplay between the two senses of the word “classification”: social stratification and logical attribution. Instead of reducing the logical to the social (ore vice versa) the lecture focuses on the techniques and practices of division that arrange both logical and social classification. – The lecture will be held in German.

Information für Studierende der Medienkunst/Mediengestaltung (MFA):

Um die 6 Leistungspunkte für das wissenschaftliche Modul zu erhalten, ist der Besuch und die Vorlage der entsprechenden Leistungsnachweise beider Bestandteile des Studienmoduls verpflichtend.

Leistungsnachweis:

Regelmäßige Teilnahme, Klausur (Essay) zum Thema der Vorlesung, schriftliche Hausarbeit in einem der beiden Teile des Moduls.

„Zielgruppe”:

M.A. Kulturwissenschaftliche Medienforschung M.A. / Medienkunst/ Mediengestaltung

 

 

Termine

18. Oktober 2012
01 – Intro: Klassenwirklichkeit

25. Oktober 2012
02 – Kritik der klassifizierenden Vernunft

1. November 2012
03 – Etwas Klassenarchäologie. Griechenland und Rom

8. November 2012
04 – Die Ordnung schreiben. Diagrammatiken der Klassifizierung

15. November 2012
05 – Flocks and Stocks. Menschensortierungen der Frühen Neuzeit

22. November 2012
06 – Die Politische Arithmetik des 17. Jahrhunderts

29. November 2012
07 – Poetische Schlachten. Nervöses Classing um 1700

6. Dezember 2012
08 – Das klassische Zeitalter der Klassifikation

13. Dezember 2012
09 – Das Wissen der Monster. Die Aufklärung und ihre Ungeheuer

20. Dezember 2012
10 – Genealogie des Marxschen Klassenbegriffs

3. Januar 2013
11 – Termin entfällt

10. Januar 2013
12 – Reclassing, Disclassing, Unclassing. Postmarxistische Variationen

17. Januar 2013
13 – Von der Klassen- zur Klassifizierungsgesellschaft

24. Januar 2013
14 – Ästhetische Abfälle: Klassifikation und ihr Rest

31. Januar 2013
15 – Klausur