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Jun.-Prof. Dr. Jürgen Rösch hat seit diesem Sommersemester die neue Tenure-Track-Professur für Digitale Ökonomien inne (Foto: privat)
Jun.-Prof. Dr. Jürgen Rösch hat seit diesem Sommersemester die neue Tenure-Track-Professur für Digitale Ökonomien inne (Foto: privat)
Erstellt: 15. Juni 2022

Personalia: Dr. Jürgen Rösch auf neue Tenure-Track-Professur für Digitale Ökonomien berufen

Seit dem 1. März ist Dr. Jürgen Rösch auf die neu geschaffene Tenure-Track-Professur für Digitale Ökonomien an der Fakultät Medien berufen worden. Zunächst als Juniorprofessur auf sechs Jahre angelegt, geht die Stelle nach positiver Zwischenevaluation in eine Lebenszeitprofessur über. Die Professur ist eine von acht neuen Tenure-Track-Professuren an der Bauhaus-Universität Weimar, die die Universität im Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses einwerben konnte.

Jürgen Rösch, geboren in Hirschau in der Oberpfalz, hat Internationale Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg studiert und wurde an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, zu »Six Essays in Industrial Organization« promoviert. Er erhielt ein Stipendium der Bayerischen Hochbegabtenförderung und hat wissenschaftliche Stationen in Sydney, an der Technischen Universität Ilmenau, der Queensland University of Technology, der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und der Georg-August-Universität Göttingen durchlaufen. Außerdem war Jürgen Rösch für mehrere Jahre in der Praxis tätig, unter anderem als Lead Platform Strategist bei der AERQ GmbH und als Berater bei Ramboll Management Consulting. 

Wir haben Jürgen Rösch zu seinem Fachgebiet, geplanten Forschungs- und Lehrinhalten sowie seinem neuen Lebens- und Arbeitsort befragt:

Wie wollen Sie das Profil der (Junior-)Professur ausgestalten?

Als Juniorprofessor an der Bauhaus-Universität steht man natürlich in einer großen Tradition. Meines Erachtens geht es dabei nicht darum, altbekanntem hinterherzulaufen, sondern aktiv neue Wege zu gehen und das Neue mitzugestalten. Gerade als Ökonom möchte ich natürlich eng mit den anderen Disziplinen an der Bauhaus-Universität zusammenarbeiten, möchte die Digitalen Ökonomien nicht separat betrachten, sondern als integraler Bestandteil einer von digitalen Technologien geprägten Lebenswelt. Was heißt das für mich? Ich sehe Digitale Ökonomien als ein Teil der digitalen Welt und deshalb strebe ich natürlich an, mich mit den anderen Teilen zu verknüpfen und gemeinsam eine der großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.

Welche Forschungsschwerpunkte wollen Sie für die nächsten Jahre setzen bzw. welche Projekte haben Sie sich vorgenommen?

Mein Steckenpferd sind digitale Plattformen – sie bilden dementsprechend auch den Ausgangspunkt meiner Forschungsreise. Aber es geht natürlich um mehr. Es geht darum, wie sich die Digitalen Ökonomien entwickeln können bzw. auch darum, wie sie sich entwickeln sollten. Wir alle nutzen täglich mehrere Plattformen, unser Leben wird im positiven Sinne von Plattformen begleitet, im negativen Sinne entscheiden einige Tech-Konzerne darüber, wen wir daten, was wir lesen, wen wir treffen, was und wo wir kaufen und mit wem wir kommunizieren. Das sind enorme Auswirkungen, aber sie bergen eben auch ein enormes Potential. 

Außerdem dürfen die Digitalen Ökonomien nicht den Klimawandel vergessen. Auch die Digitale Ökonomie muss einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Lebensweise leisten. Ich glaube, dass gerade die Möglichkeiten der Digitalisierung uns dabei helfen werden, die größte Herausforderung unserer Zeit zu meistern. 

Darüber hinaus interessieren mich natürlich auch die vielen neuen Möglichkeiten, die durch z.B. das web3 entstehen, durch Dezentralisierung und durch hoffentlich stärkere Einbindung und Mitgestaltung von und durch Nutzer. 

Worauf können sich Studierende in Ihren Lehrveranstaltungen freuen?

Theorie und Hintergründe kombiniert mit viel Praxiserfahrung und -beispielen. Mit dem richtigen Rüst- und Werkzeug lassen sich viele Phänomene der digitalen Welt analysieren und verstehen. Wenn man die „Mechanik“ dahinter dann gut durchdrungen hat, kann man dieses Wissen sehr gut auf eigene Projekte anwenden. Bei mir nimmt deshalb auch die Anwendung der Theorie und des Wissens einen beachtlichen Teil ein: es gibt viele Gruppenarbeiten, es werden Post-its geklebt, gebrainstormt, diskutiert und präsentiert, man muss also wirklich aktiv daran teilnehmen. Es geht darum das Themengebiet zusammen zu erforschen und sich das Themengebiet gemeinsam zu erarbeiten. Ich sehe meine Veranstaltungen als Einladung für die Studierenden sich mit einem Sachverhalt zu beschäftigen und tief in die Thematik einzutauchen und hoffentlich springt dann auch ein Funke meiner Begeisterung auf die Studierenden über. 

Die Professur ist ja darauf angelegt, Brücken in den Fachbereich Medieninformatik zu schlagen. Haben Sie dazu bereits spezifische Vorstellungen?

Digitale Ökonomien sind ja zwangsläufig eingebettet in die „normale Ökonomie“, aber vor allem auch in unser tägliches Leben. Viele Fragen der digitalen Ökonomie sind auch Design-Fragen: wie wird die Auswahl von Suchergebnissen präsentiert? Welche Ergebnisse werden angezeigt? Wie werden Nutzer durch Angebote geführt? Welche Entscheidungsmöglichkeiten werden mir gar nicht oder nur sehr „weit hinten“ angezeigt? So drückt sich am Ende Marktmacht aus: Die Plattformen entscheiden, was wem wie präsentiert wird. Dabei spielen Daten eine Rolle, das Geschäftsmodell, Netzwerkeffekte, aber eben auch Design und User Experience. Ganz speziell sehe ich aber auch große Überschneidungen zur Medieninformatik: Wie geht man mit Daten um? Welche Macht haben Algorithmen? Und wie können wir eine digitale Ökonomie so gestalten, dass nicht nur alle ihre Daten geben, sondern dass wir als Gesellschaft auch von den generierten Daten profitieren. Wenn man die Digitale Ökonomie als Teil der gesamten Ökonomie sieht, spielt es natürlich auch eine Rolle, wie die „echte“ und die digitale Welt zusammenspielen, wie wir leben, arbeiten und wie wir miteinander interagieren - das muss und kann man nicht ausschließlich digital betrachten. 

Sofern Sie bereits Zeit hatten, die Bauhaus-Universität Weimar und die Stadt Weimar zu erkunden: Was gefällt Ihnen hier besonders gut?

Bisher hatte ich leider noch nicht so viel Zeit dafür, wie ich gerne gehabt hätte, da ich gerade zum zweiten Mal Vater wurde und der Fokus im Privaten voll auf der Familie liegt. Aber ich freue mich sehr darauf Weimar zu entdecken und mich hier einzuleben. Was mir bisher aber besonders gut gefällt? Die Stadt, die Leute und die Bauhaus-Universität. Weimar ist natürlich fantastisch und das Bauhaus steht für mich für Fortschritt und Erneuerung. Ich finde gerade den Kontrast zwischen alt und neu, zwischen Kunst, Kultur und politischer Geschichte, zwischen Tradition und neuen Wegen sehr faszinierend. Für mich steht die Bauhaus-Universität für einen Ansatz, der gerade für die digitale Welt besonders geeignet ist: Dinge neu denken, Interdisziplinarität, die Kombination von Design, Kunst, Architektur, Urbanistik aber eben auch Informatik, Management und Ökonomie. Es ist die Kombination aus der Geschichte der Stadt und der Bauhaus-Universität und aus all dem Neuen, das immer wieder mit und aus Weimar heraus entstanden ist. Ich hoffe, dass ich von diesem Spirit profitieren kann. 

Vielen Dank!

Weitere Informationen zu Jun.-Prof. Dr. Jürgen Rösch finden Sie auf der Website der Professur: https://www.uni-weimar.de/de/medien/professuren/medienmanagement/digitale-oekonomien/