Studienmodul: Europäische Medienkultur 1 (B.A.)
Seminar: Varietétheater und Früher Film in Europa (Eva Krivanec)
Von der Geschichte des Varietétheaters als jener enorm populären Form urbaner Vergnügung, die in Europa etwa ab den 1870er Jahren in den stark wachsenden Großstädten aufblühte, aus betrachtet, erschließen sich neue Perspektiven auf die Entstehungsjahre des Films. Die PionierInnen der neuartigen Projektion bewegter Bilder waren häufig zuvor (bzw. weiterhin) im Varieté tätig oder stammten aus Artisten- und Schaustellerfamilien. Die rasante Verbreitung der neuen Medientechnologie quer über den europäischen Kontinent und darüber hinaus profitierte entscheidend von dem dichten Netz des internationalen Varietébetriebs (mit seinen Agenturen, Direktorenverbänden, Artistengewerkschaften, Fachzeitschriften etc.), wo FilmvorführerInnen und mit ihnen die Filme zunächst entlang bestehender Austauschrouten zirkulierten. Die Filmprojektion selbst zeigt sich in diesem Licht als eng mit Live-Elementen innerhalb eines abendfüllenden Varietéprogramms verzahnt, aber vor allem auch selbst zu einem hohen Anteil live, mit musikalischer Live-Begleitung, FilmerklärerInnen wie auch in zahlreichen Experimenten, die Bühnengeschehen und Filmprojektion verbinden sollten.
Seminar: Lektürekurs - Varietétheater und früher Film in Europa (Eva Krivanec)
Ergänzend zum Seminar "Varietétheater und früher Film in Europa", das sich stärker mit der Untersuchung des historischen Materials (Filmaufnahmen, Varietéprogramme, Kritiken, Plakate, Fotografien, Baupläne, etc.) und dessen Kontextualisierung im Rahmen der großen sozialhistorischen Umbrüche um 1900 (Industrialisierung, Urbanisierung, Transportwesen, Elektrifizierung, Entstehung der Freizeit etc.) beschäftigt, sollen im Lektürekurs einschlägige Texte (auf Deutsch, Französisch und Englisch) sowohl von ZeitgenossInnen der frühen Entwicklung des Films als auch von TheoretikerInnen und HistorikerInnen der Gegenwart (im weitesten Sinne) gelesen, diskutiert und mit den Themenfeldern des zweiten Seminars in Beziehung gesetzt werden.
Auswahl der behandelten AutorInnen: Georges Mélies, Jules Claretie, Maxim Gorkij, Henri Bergson, Roland Barthes, Peter Bailey, Claudia Preschl, Petra Löffler, Robert C. Allen, Tobias Becker, Natascha Adamowsky, etc.