Europäische Medienkultur 1
Seminar: Filmgenres in Europa (Katja Hettich)
Was unterscheidet ein europäisches von einem US-amerikanischen Road Movie? Warum werden Liebe und Geschlechterverhältnisse im französischen Kino erst seit rund zwanzig Jahren im Genre der Romantic Comedy verhandelt? Gibt es den deutschen Heimatfilm auch heute noch? Über die Diskussion dieser und ähnlicher Fragen werden die Studierenden Genrebegriffe als Hilfsmittel kennenlernen, die für verschiedene medienkulturwissenschaftliche Fragestellung fruchtbar gemacht werden können. Der Kurs hat zum einen das Ziel die Teilnehmenden in die Genretheorie einzuführen. Dabei soll vor allem der Blick dafür geschärft werden, dass Genres keine stabilen Kategorien sind, die einer taxonomischen Ordnung folgen, sondern pragmatische Kommunikationsbegriffe, deren Bedeutungen und Funktionen sich je nach dem Kontext ihrer Verwendung wandeln. Zum anderen werden wir ‚Genre‘ als Analysekategorie nutzen, um speziell mit Blick auf das europäische Kino zu untersuchen, wie sich bestimmte Diskurse, Ereignisse und Erfahrungen, die eine Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit prägen, in der Affirmation, Variation und Transformation filmischer Genremuster spiegeln oder gar neue Genres, Subgenres und cycles hervorbringen.
Seminar: Genre-Genealogien (Jun.Prof. Eva Krivanec)
Genres, vor allem im Bereich der Populärkultur (z.B. Filme, Musik etc.), sind keine feststehenden Kategorien, sondern selbst Produkte eines Diskurses, die immer wieder aufs Neue definiert und umgeschrieben werden. Dennoch weisen viele Genres eine erstaunliche zeitliche Stabilität auf und können zum Teil bis ins Theater der Antike oder in die Musik der Renaissance zurückverfolgt werden. Mit Michel Foucaults Begriff der „Genealogie”, der in die historische Untersuchung von Ursprüngen und Entstehungsbedingungen bestimmter Diskursserien immer schon dem Zufall, dem Diskontinuierlichen und dem Materiellen dieser Diskurse den Vorrang vor einer kontinuierlichen und quasi notwendigen Abfolge gibt, wollen wir uns einzelnen (Film-)Genres, wie etwa dem Krimi oder der Slapstick-Komödie, dem Horrorfilm oder dem Melodrama zuwenden und deren punktuelles Auftreten in bestimmten historischen Situationen und verschiedenen künstlerischen Formen herausarbeiten. Diese sprunghafte Historiographie kann so Ähnlichkeiten und Korrespondenzen über große Zeiträume und Orte hinweg herstellen, etwa zwischen der Commedia dell’Arte, Charlie Chaplin und Mr. Bean oder zwischen Dantes Divina Commedia, Goethes Faust, Stevensons Dr. Jekyll and Mr. Hyde und den Verfilmungen von Stephen King.