Willkommen

Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken. Das gilt für Schreibzeuge aller Art, von der Tontafel bis zur Tomographie. Überhaupt wissen wir, was auch immer wir wissen, durch Medien. Und auch, was unser Tun angeht, so arbeiten all unsere Werkzeuge mit an dem, was wir tun. Ist zum Beispiel mein einziges Werkzeug ein Hammer, so wird die ganze Welt die Gestalt eines Nagels annehmen.

Sogar unsere Empfindungen werden von den Armaturen und Apparaturen unserer Sinne unter Bedingungen gesetzt. Unser Vorstellungsvermögen folgt unseren Illusionsmedien. Medien verbinden sich zudem untereinander zu Netzwerken und verdichten sich zu ganzen Milieus und verkoppeln uns mit ihnen.

Damit hört die Welt, in der wir leben, auf, einfach nur unsere Welt zu sein, was sie ja auch vielleicht nie war. Sie ist vielmehr Mediasphäre. In ihr bestimmen Medien unsere Lage. In ihr rechnen wir mit Medien, beobachten, handeln und fühlen wir mit Medien, denken wir mit Medien wie sie mit uns.

Dies zu bedenken benötigt es Medienphilosophie. Warum überhaupt etwas ist, und nicht vielmehr nichts; was der Mensch sei, was wir wissen können, was wir tun sollen, was Wahrheit sei, was sich sagen läßt und was sich zeigt, und zwar wie – solche grundlegenden Fragen der Philosophie können ohne Hinsicht auf Medien nur mehr eingeschränkt bearbeitet werden.

Sie erfordern eine Medienphilosophie, die auch nicht mehr einfach nur unsere Philosophie ist, nicht unser Machwerk. Auch sie wird ja vielmehr durch, in und mit Medien getrieben und geschrieben. Sie vollzieht sich in Medien und wartet auch nicht erst auf die Philosophie, um sich abzuspielen. Sie ist eben medial, eine Philosophie der Medien. Selbst die Frage, was ein Medium sei, kann schließlich nur in und durch Medien beantwortet werden.

Traditionell nehmen wir an, daß das privilegierte Medium zur Behandlung solcher Fragen die Schrift sei. Und daß folglich der Ort der Philosophie in den Schriften zu finden sei und die Philosophie ein Seitenstück zur Schrift und so funktioniere wie die Schrift. Längst sind aber andere Medien, andere Techniken und Codes an die Seite und mitunter an die Stelle der Schrift getreten.

Medienphilosophie ist noch stets situiert und verkörpert. Sie ist aber nicht nur in den Schriften der Philosophen am Werk, sondern wo immer Medien es sind, also überall. Sie wandelt sich mit ihren Medien. Der Film zum Beispiel denkt anders, handelt und fühlt anders als das Buch, der Rechner anders als die Skulptur, MP 3 anders als die Grammophonwalze, das Planetarium anders als das Diorama, das Mobiltelefon anders als die Photographie, selbst dann, wenn es längst Rechner und Kamera geworden ist.

Es gilt jedoch, Medienphilosophie jeweils dort, wo sie ist, zu finden, freizulegen, zu entfalten; in den Schriften und mit ihrer Hilfe - und jenseits ihrer. In diesem Sinne ist Medienphilosophie weniger unser Fach als vielmehr unser Gegenstand; und dies so, daß wir nicht über ihn arbeiten, lesen und schreiben, sondern stets mit ihm und in ihm.