Medien, Techniken und Architekturen epistemischer Temporalität
In den vergangenen Jahrzehnten haben Molekularbiologie, Hirnforschung, Biomedizin und ähnliche Disziplinen auf immer neue Weise verdeutlicht, dass Zeit nicht nur ein äußeres Maß, sondern auch ein „interner Operator“ des Lebens ist. Unser Projekt zielt darauf, ausgewählte Aspekte dieser Entwicklung mit Blick auf die dabei involvierten Medien, Techniken und Architekturen historisch zu rekonstruieren.
Orientiert an neuerer Wissenschaftssoziologie und Historischer Epistemologie gehen wir davon aus, dass die Herstellung und Darstellung spezifisch biologischer Zeiten von der Entwicklung, Gestaltung und Verbreitung komplexer Forschungsmaschinen nicht zu trennen ist, die neben einer bestimmten Materialität (Instrumente, Modellorganismen, Aufzeichnungsflächen etc.) auch über eine bestimmte Semiotizität (Zahlen, Kurven, Bilder usw.) verfügen. Weiter nehmen wir an, dass sich am Leitfaden dieser Forschungsmaschinen die spezifischen Zeiten der Biologie – die Eigenzeit der Forschung ebenso wie die Eigenzeit von Organismen – in die Geschichte der modernen Kultur und Gesellschaft einschreiben lassen.