Seminar im SoSe20, Henning Schmidgen
Zeit: Freitag, 9:15 - 10:45
Ort: –
Beschreibung: Für bloße Augen sind Viren unsichtbar. Erst durch Hilfsmittel wie Mikroskope und eine bestimmte Art des bio-medizinischen Blicks lassen sie sich erkennen. Vor knapp hundert Jahren hat der Mikrobiologe und Wissenschaftsphilosoph Ludwik Fleck diesen Sachverhalt so pointiert: „Man muss lernen, zu schauen, um das wahrnehmen zu können, was die Grundlage der gegebenen Disziplin darstellt.“ Sobald Viren und Wissenschaftler das Labor wieder verlassen, stößt diese Lektion aber an ihre Grenzen. Entsprechend vielfältig fallen die Kunstgriffe, Techniken und Verfahren aus, um die Tatsachen der Virologie öffentlich ins Bild zu setzen – von Lehr- und Aufklärungsfilmen über Biopics zu Louis Pasteur oder Robert Koch bis hin zum Hollywood-Kino von Andromeda (1971) und Outbreak (1995). Das Seminar eröffnet exemplarische Einblicke in diese populäre Visualisierung von Viren seit ca. 1935 – also eben jener Zeit, in der Fleck seine entscheidenden Beiträge zur Wissenschaftstheorie des mikrobiologischen „Schauens“ lieferte. Es vertieft und erweitert damit die stärker theoretischen und historischen Aspekte des zugehörigen Seminars „Virologie und Gesellschaft“. [Das eigentlich geplante Seminar „Maschinische Normativität“ wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.]