Seit März 2023 verstärkt Prof. Dr. Reinhard Kunz den Fachbereich Medienmanagement an der Bauhaus-Universität Weimar. Als Professor für Innovationsmanagement und Medien widmet er sich in Forschung und Lehre Fragestellungen der Zukunftsgestaltung von Management und Gesellschaft. Vor seiner Tätigkeit in Weimar hatte Prof. Kunz eine Professur für Medien- und Technologiemanagement an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Universität zu Köln inne und blickt auf Stationen am Management Center Innsbruck (MCI), an der Universität Bayreuth und an der La Trobe University (Australien) zurück.
Wir haben Prof. Dr. Reinhard Kunz zu seinem Fachgebiet, geplanten Forschungs- und Lehrinhalten sowie seinem neuen Lebens- und Arbeitsort befragt:
WIE WOLLEN SIE DAS PROFIL DER PROFESSUR AUSGESTALTEN UND WELCHE THEMEN LIEGEN IHNEN AM HERZEN?
Medien stehen für mich für Kreativität, Kommunikation und Innovation. Gerade die digitalen Technologien ermöglichen und unterstützen neue Formen der Mediennutzung und treiben die Dynamik der Geschäftsmodelle in der Medienbranche sowie in den angrenzenden Branchen der Informationstechnologie-, Telekommunikations- und Unterhaltungswirtschaft voran. Diese Eigenschaften inspirieren die Forschung und Lehre meines Lehrstuhls an der Bauhaus-Universität Weimar.
Der Fokus meiner Professur im Fachbereich Medienmanagement liegt auf einer Innovationsperspektive. Dabei verfolge ich mit meinem Team explizit einen verhaltenswissenschaftlichen Ansatz der Forschung, der Lehre und des Erkenntnisgewinns für die Praxis. Wir versuchen, individuelles und organisationales Verhalten zu erklären und vorherzusagen. Das Wissen um das Verhalten der Innovatoren, Entrepreneure, Manager und anderer Entscheidungsträger wie auch das Verständnis der aktuellen und potenziellen Nutzerinnen und Nutzer sowie deren in unterschiedlichen Kontexten relevanten Nutzungsmotive und -absichten spielt eine essenzielle Rolle für das Management, die Gestaltung von Informationssystemen bis hin zu Wirkungen der Medien auf die Gesellschaft. In diesem verhaltenswissenschaftlichen Ansatz sehe ich eine wichtige Profilierungsmöglichkeit an der Bauhaus-Universität Weimar mit großem Potenzial für die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Fachbereichs Medienmanagement und der Fakultät Medien wie auch mit dem Kollegium der anderen Fakultäten sowie Universitäten in Thüringen, Deutschland und weltweit.
WELCHE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE WOLLEN SIE FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE SETZEN BZW. WELCHE PROJEKTE HABEN SIE SICH VORGENOMMEN?
Ich bin Forscher aus Leidenschaft, weshalb die wissenschaftliche und praxisrelevante Forschung an meiner Professur eine hohe Bedeutung genießen wird. Ich interessiere mich vor allem für Phänomene im Kontext von Medien, Innovation und Management. Dabei liegt mir insbesondere die Erforschung von verhaltenswissenschaftlichen Aspekten und Themen am Herzen, die sich mit neuen und wandelnden Geschäftsmodellen von Medienunternehmen, der Akzeptanz und Nutzung von sich entwickelnden Medientechnologien sowie der Proaktivität bei der Entscheidungsfindung befassen. Meine Studien zielen auf die Untersuchung von organisationalem und individuellem Verhalten sowie das Verständnis ihrer Einflussfaktoren und Konsequenzen ab. Es werden sowohl wissenschaftliche Implikationen abgeleitet als auch Handlungsempfehlungen für das Management und andere Entscheidungsträger bis hin zum individuellen Wohlbefinden gegeben.
Meine Forschung ist in den sich überlappenden Bereichen Business Model Dynamics, Entertainment Science, Media and Technology User Behavior and Engagement sowie Proactive Decision Making angesiedelt. Ich beschäftige mich mit aktuellen wissenschaftlichen Themen und praxisorientierten Fragestellungen, die für die Forschung, das Management und die Gesellschaft relevant sind. Neben den journalistisch tätigen Nachrichtenmedien erforsche ich auch Unterhaltungsmedien des Film-, Games- und Sport-Business sowie die sich mit den Medien in Konvergenz verbundenen Technologie- und Telekommunikationsunternehmen.
WORAUF KÖNNEN SICH STUDIERENDE IN IHREN VERANSTALTUNGEN FREUEN?
Die Lehrveranstaltungen meiner Professur richten sich an Studierende des Medienmanagements und der Medienkultur sowie an alle anderen Bachelor- und Masterstudierenden und Promovierenden mit Interesse an Wirtschaft und Management mit Bezug zu Medien und Innovation. Gerade die Fokussierung auf das Innovationsmanagement im Medienbereich, eine durch Kreativität und digitale Technologien geprägte Branche, bietet viele spannende Möglichkeiten, sich in der Lehre zu entfalten und moderne aktivierende Methoden einzusetzen. Beispielsweise habe ich vor, die interdisziplinäre Vortragsreihe »Meet the Media Entrepreneurs and Management Executives« zu starten, in deren Rahmen wir gemeinsam mit Gästen aus der Unternehmenspraxis die aktuellen Herausforderungen der Medienbranche analysieren und diskutieren werden. Auf innovationsrelevante Aspekte in Management und Medien sowie die von digitalen Technologien ausgehende Transformation von Akteuren, Geschäftsmodellen, Märkten und auch der Gesellschaft werden wir uns in verschiedenen Seminaren und Vorlesungen fokussieren.
In der Lehre freue ich mich in Weimar vor allem auf die Projektmodule, in denen ich gemeinsam mit meinen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielt theoretischen und methodischen Input geben und diesen anschließend gemeinsam mit den Studierenden auf wissenschaftliche wie auch praxisrelevante Fragestellungen des Innovations- und Medienmanagements anwenden werde. Die Fakultät Medien erhebt den Anspruch, »die Studierenden möglichst frühzeitig an die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens heranzuführen«. Die projektförmige, forschungsnahe Lehre genießt daher eine herausgehobene Stellung. Dies deckt sich mit meinen eigenen Vorstellungen und den bereits praktizierten Lehrveranstaltungen. Zur Forschungsorientierung meiner Lehre gehört neben der theoretischen Fundierung relevanter Fragestellungen und der Diskussion aktueller internationaler Zeitschriftenpublikationen auch die Berücksichtigung eigener Forschungsarbeiten in den verschiedenen o. g. Bereichen. Gemeinsam mit Studierenden werden wir empirische Studien durchführen und die Forschungsergebnisse diskutieren. Zum Wissensaustausch werden wir sowohl Gastvorträge des Kollegiums aus meinem internationalen Netzwerk organisieren als auch Alumni aus der Medienmanagement-Praxis zum gegenseitigen Austausch einladen.
In den von mir geleiteten anwendungsorientierten Forschungs- und Projektseminaren möchte ich auch zukünftig mit namhaften Praxispartnern kooperieren. In diesem Rahmen werden mein Team und ich Exkursionen in die Praxis der Medienwirtschaft organisieren. Bereits im Sommersemester 2023 kooperieren wir mit dem Olympia-Verlag, der u. a. den »Kicker« herausgibt. Im Zuge des intensiven Austauschs mit verschiedenen Praxispartnern konnten schon viele meiner Studierenden praxisorientierte Abschlussarbeiten schreiben, dort Praktika absolvieren und/oder direkt in den Beruf einsteigen.
WAS IST FÜR SIE »BAUHAUS«?
»Bauhaus« steht für mich für eine Denkweise in der Moderne, vor allem für den Mut, immer wieder Neues zu wagen und zu gestalten. In der Wissenschaft verbinde ich damit eine intradisziplinäre Klarheit sowie eine interdisziplinäre Durchmischung auf ganz unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Formen. Es gilt, vor dem Hintergrund des Bekannten und Bewährten, einer gewissen Tradition, neue Wege zu beschreiten und mittels proaktiver Entscheidungen die Zukunft zu gestalten.
Das deckt sich auch mit dem Selbstverständnis meiner Professur und der Ausrichtung auf die Innovation. Das »Bauhaus« ist nach meinem Verständnis ein »Raum« der Kreativität und der gemeinsamen Schöpfung von Wert durch das Zusammenspiel verschiedener Akteure. Interdisziplinäre Offenheit und Zusammenarbeit an besseren Lösungen gehören für mich zentral zu diesem »Konstrukt«. Ich glaube daran, dass sich innerhalb eines gesetzten Rahmens die verschiedenen Akteure entfalten können und sich durch Versuch und Irrtum letztlich die besten Ideen durchsetzen werden. Aus meiner wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive manifestiert sich dies beispielsweise in innovativen Ideen, Prozessen, Produkten und Diensten bis hin zu ganz neuen Geschäftsmodellen von Unternehmen und weiteren Akteuren, die wegweisend für den zukünftigen Erfolg sein werden.
SOFERN SIE BEREITS DIE GELEGENHEIT HATTEN, DIE STADT ZU ERKUNDEN: WAS GEFÄLLT IHNEN HIER BESONDERS GUT?
Insgesamt finde ich Weimar mit den vielen historischen Gebäuden und Plätzen sowie den Parkanlagen wirklich sehr schön. Die Innenstadt lädt zum Schlendern und Verweilen auf Bänken, in Cafés und Restaurants ein. Es wird kulinarisch viel geboten. Im Winter war ich im Rahmen eines Lehrauftrags in der Stadt unterwegs. Da sind mir die Weihnachtsmärkte und die liebevolle Dekoration noch gut in Erinnerung geblieben. Jetzt im Frühling erblüht die ganze Stadt wieder und ich freue mich, dass ich hier viel mit dem Rad erledigen können werde.
Zudem bin ich hier schon vielen aufgeschlossenen und freundlichen Menschen begegnet. Ich hatte bislang noch vorwiegend mit dem Kollegium, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar zu tun und wurde sehr freundlich mit offenen Armen in Weimar empfangen. Ich freue mich schon sehr darauf, die Stadt und das Umland in den kommenden Monaten und Jahren näher zu erkunden und viele neue Leute kennenzulernen.
Vielen Dank für das Interview und einen tollen Start in Weimar!
Weitere Informationen zu Prof. Dr. Reinhard Kunz finden Sie auf der Website der Professur: www.uni-weimar.de/innovationsmanagement
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