Der Weltraum ist das Habitat des Planeten Erde. In den Tag- und Nachtrhythmen, den Mondphasen und den Gezeiten, als Sitz der Götter, aber auch durch Finsternisse, Kometeneinschläge und andere Katastrophen hat sich der Weltraum schon immer beim Planeten Erde und bei seinen Bewohner*innen angemeldet. Erfahrungen der Verschränktheit mit dem Extraterrestrischen haben Menschen auf die eine oder andere Weise schon immer gehabt – und technisch gestützte Beobachtung, Berechnung, Verzeichnung und Vermessung haben den Weltraum längst zusätzlich erschlossen.
Trotzdem markiert die Raumfahrt eine existenzverändernde Zäsur in den Praktiken, den Ästhetiken und den Metaphysiken der Weltraumerfahrung. Allein der Umstand der Schwerelosigkeit setzt als Körpererfahrung einen tiefgreifenden Orientierungsverlust frei, in dem mit der Unterscheidung von Oben und Unten auch anthropologische Gewissheiten wie der Topos vom ‚aufrechten Gang‘ untergehen. Nicht mehr nur im Denken, sondern auch im Weltraum muss sich die Philosophie fortan (immer neu) orientieren. Der Blick aus dem Weltraum zurück auf unseren Planeten prägte eine zweite kopernikanische Wende, ohne die die dominanten Begriffe des Planetarischen und der Ökologie der Erde oder des Gaia-Systems wohl nicht entstanden oder zumindest popularisiert worden wären.
Zugleich aber wird der Weltraum – wie zuvor der Luftraum und noch davor der Ozean – erobert und unterworfen. Er wird technisch, politisch und ökonomisch reguliert und mutiert auf diese Weise zu einer Verlängerung der Erde. Der Weltraum wird in den Dienst der Erde genommen und erscheint als alles, außer außerirdisch. Ohne Weltraumfahrt keine globale Kommunikation, keine Klimabeobachtung, keine fortgeschrittene Navigation. Auch das terrestrische Problem der Endlichkeit ausbeutbarer Ressourcen wird ins All verlängert, und es erscheint gelegentlich sogar die Vision einer Abreise der Menschen vom zerstörten Planeten ins All.
Die Vorträge der Reihe nähern sich dieser polaren Herausforderung durch die Raumfahrt zwischen existenzieller Entkernung und expansionistischer Fortschreibung dominanter menschlicher Daseinsformen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven.
Vorträge
Beginn jeweils um 19 Uhr | Lounge der Universitätsbiblbiothek Weimar, Steubenstr. 6, 99423 Weimar
9. Mai: Jörg Kreienbrock
Kosmopartisanen und die Statur des Menschen im All (Schmitt, Arendt, Anders)
23. Mai: Lorenz Engell
Kosmographien. Schreibzeuge des Weltalls
20. Juni: Sven Grampp
Alles außer außerirdisch. Der Homo Sovieticus im All
4. Juli: Björn Kuchinke
Extraterrestrische Ordnungs‐ und Regulierungspolitik für den Mars und andere Himmelskörper
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