Epos oder Drama, cetologische Enzyklopädie, nautisches Lexikon, philosophische Satire, Drittes Testament, Shakespeare-Exzerpt, Paralleltext zu Marx’ Kapital oder einfach der unvollendete Entwurf seiner selbst: Herman Melvilles Moby-Dick, Or, The Whale von 1851 sprengt die Gattungen ebenso sehr wie er zu radikalen Lektüren herausfordert.
Melvilles Roman war zu Lebzeiten seines Autors kein großer Erfolg beschieden. Heute gilt die Geschichte der Jagd nach dem weißen Wal nicht nur als Teil der Weltliteratur, sondern als Zeugnis einer geradezu seismographischen kulturellen Selbstbeobachtung des 19. Jahrhunderts, die auch an unsere Gegenwart noch entscheidende Fragen stellt: Fragen der Geopolitik und Globalisierung, der kulturellen Identität und ihrer transnationalen Auflösung, des Kolonialismus und Imperialismus, der Territorialisierung und Deterritorialisierung, des Erhabenen und der Kulturtechnik des Walfangs; Fragen nach den Gegensätzen von Ontologie und Ontik, Ökonomie und Dämonie, von Land und Meer, des enzyklopädischen Wissens und des Undarstellbaren.
Seit 2006 trifft sich eine Gruppe von Kulturwissenschaftler:innen jährlich mit dem ehrgeizigen Ziel, jedes der 135 Kapitel von Moby-Dick samt der Paratexte, also die Exzerpte zu Beginn des Romans, die Wortkunde und den Epilog einem geschichtlich ebenso gründlichen wie kulturtheoretisch aufschlussreichen Kommentar zu unterziehen. Das Projekt eines „historisch-spekulativen“ Gesamtkommentars fragt dabei nach den Gründen für die enorme Bedeutung von Moby-Dick für die Selbstbeschreibungen unserer Kultur und nach den Ambiguitäten und der Zerrissenheit des Symbols in Form des Weißen Wals. In der kapitelweise vorgehenden Lektüre, die letztlich den gesamten Text erschließen wird, geht es jedoch nicht um disziplinär sauber eingerastete Stellungnahmen von Expert:innen, sondern manchmal ebenso um die Demonstration einer experimentellen Lesart wie zuweilen um die Präsentation einer wichtigen Quelle zum Verständnis einzelner Stellen oder einer Figur im Zusammenhang des Romans.
Die Kommentare erscheinen seit 2012 laufend in der Neuen Rundschau.
Zeit: 30. September – 1. Oktober 2022
Ort: Lounge des Graduiertenkollegs Mediale Anthropologie, Universitätsbibliothek, Weimar
Teilnehmende der XVI. Moby-Dick-Konferenz: Friedrich Balke, Matthias Bickenbach, Roland Borgarts, Lars Friedrich, Moritz Hiller, Markus Krajewski, Harun Maye, Peter Plener, Armin Schäfer, Angelika Seppi, Bernhard Siegert.
Die Teilnahme einer begrenzten Anzahl von Zuhörer:innen ist möglich. Bei Interesse bitte E-Mail an moritz.hiller[at]uni-weimar.de.
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