Markus Nechleba

Statement

Die eigene Arbeit an einem Film kann sich an der Auseinandersetzung mit anderen Filmen finden. Dabei geht es nicht um das Kopieren vorhandener Formen, sondern um das Entwickeln der eigenen Wahrnehmung und um das Erkunden und Erweitern der eigenen Denkmöglichkeiten. Bemerkenswerte Filme vermitteln nie nur Gedachtes und nie nur beliebiges Material, sie vereinen sinnlich-ästhetische Erfahrung mit einem gedanklichen Fortgang. Solche Filme vermitteln Wissen nicht als objektiviert Dargestelltes und Mitgeteiltes, sie ermöglichen eine Erfahrung.

Gelungene Filme vermitteln darüberhinaus Art und Intensität der Arbeit, die in sie eingegangen ist. Nimmt man diese Filme als Grundlage eigenen oder gemeinschaftlichen Nachdenkens, lässt sich diese handwerklich-schöpferische, materiell-denkende Tätigkeit bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. So kann sich eine weitere prozesshafte Erkenntnis vermitteln - in Bezug auf die Arbeit an einem Film selbst.

Lebenslauf

Markus Nechleba (*1966) studierte Philosophie an der Hochschule für Philosophie in München (Magister), dann an der Abteilung Fernsehpublizistik und Dokumentarfilm der Hochschule für Fernsehen und Film München. Er lehrt regelmäßig von 2002-2013 an der HFF München und seit 2009 an der dffb Berlin Filmästhetik, Filmtheorie und Filmgeschichte. Von prägender Bedeutung war die Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Filmhistoriker, Filmkritiker, Helmut Färber. Ebenso jene mit Vlado Kristl 2002–2004.

Die auf eine theoretisch reflektierte Praxis des Filmemachens ausgerichteten Seminare nahmen ihren Ausgang beispielsweise bei folgenden Themen, Autoren oder einzelnen Filmen: Kontrollgesellschaft und Film, Ästhetik des Widerstands, Gesellschaft des Spektakels, DEFA-Dokumentarfilme, Klassisches Hollywoodkino, Eisenstein, Flaherty, Ivens, Bresson, Godard, Renoir, Straub-Huillet, Chantal Akerman, Hou Hsiao-hsien, Avi Mograbi, Pedro Costa, Malraux’ Film Espoir, Weerasethakuls Kurzfilme und Installationen, dazu begleitende Lektüren von Deleuze, Foucault, Debord, Bazin, Grafe u.a.
 

Portfolio (Auswahl)

Filme:
Malereien und Gravierungen (D 1998, 73 min, Essay-Film)
Vlado Kristl – Ich bin ein Mensch-Versuch (D 2006, 87 min, Dokumentarfilm, zus. mit Johanna Pauline Maier)
On/Off The Record (D 2002, 90 min, Dokumentarfilm, als Kamera; Regie: Jörg Adolph)
Kunst ist nur ausserhalb der Menschengesellschaft (D 2002, 9 min, als Produktion; Regie: Vlado Kristl)
Jaba (Dokumentarfilm, 2006, 37 min,  als Produktion; Regie: Andreas Bolm)
Alle Kinder bis auf eines (D 2008, 30 min, Dokumentarfilm, als Produktion; Regie: Andreas Bolm und Noëlle Pujol)


Publikationen:
Artikel zu Filmen von Boris Schafgans, Jean-Marie Straub/Danièle Huillet.

Filmreihen:
50 Jahre Filmkritik. Filmreihe – mit Gästen – zur gleichnamigen Filmzeitschrift (1957-1984) im Filmmuseum München, September 2007.